Heimatliche Lyrik

 

 

Inhalt:

   
  1. Abschied vor der Reise

  2. Herbstseminar

  3. Das Rebhuhn

  4. Frühling

  5. An den Petersberg

  6. Kurz vor Weihnachten

  7. Frühjahrsputz

  8. Wanderurlaub

  9. Regentropfenreise

  10. Klassentreffen

  11. Abendrot

  12. Wildschweinsaga

  13. Wolgawiesen

  14. Wunderbar Dunkelbar

  15. Freiwillige Feuerwehr

  16. Auf dem Kickelhahn

  17. Romreise

  18. Die Stille

  19. Braun und weiß

  20. Weltenlauf

  21. Frühlingssonett

  22. Auf dem Bauernhofe

  23. Der Geizhals

  24. Anstandslos

  25. Die Nase

  26. Ritterlich

  27. Bauernwirtschaft

  28. Pech gehabt

  29. Rätsel vom bekannten Land

  30. Mitnichten

  1. Ruprechts Tanne

  2. Frühlingsbilder

  3. Kleiderordnung

  4. In Nachbars Garten

  5. Jahreswetter

  6. Die Kleinbahn

  7. Sturm am Meer

  8. Ein Sommertag

  9. Der Kranich

  10. Frühlingssonett - II

  11. Gartenarbeit

  12. Entspannung auf der Insel

  13. Unheil am Meer

  14. Auf dem Balkon

  15. Geräteprüfung

  16. Herbstwetter

  17. Weihnachtsbaummemorandum

  18. Im Tierpark

  19. Notre-dame de flamme

  20. Die Legende von Ludwig dem Springer

  21. Tautologien zu Pferde

  22. Arminius

  23. Sommerhitze

  24. Der Angler und sein Fisch

  25. Steak, Erbsen und Kartoffelbrei

  26. Im Krankenhaus

  27. Woher und wohin

  28. Im Götschetal

  29. Ein Haufen Spaß

  30. Bilder in meinem Flur

  1. Klimawandel

  2. Nachtdienst

  3. Sticken mit Lust

  4. Corona

  5. Moderne Häuslichkeiten

  6. Pfingsten zwanzig

  7. Maskenlauf

  8. Stierkampf

  9. Wurzelpfade

  10. Voll in Blech

  11. Archimedes Ende

  12. Im Snookerland

  13. Knabenkraut

  14. Ein kurzes Jahr

  15. Ebbe in der Steppe

  16. Katz und Spatz

  17. Frühstück

  18. Mobbing in den Tod

  19. Die Neugier der Pantora

  20. In den Schotten

  21. Keine Lust auf's Putzen

  22. Makabre Scherze

  23. Eindeutig zu hell

  24. Sperrmüll und Blut

  25. Im trauten Heim

  26. Weihnachtsfreude

  27. Winterliche Erinnerungen

  28. Frische Berliner

  29. Sibirisches Drama in drei Akten

  30. Kindheitspoesie

  1. Vinetas Vita

  2. Hahnenkampf

  3. Urlaubsreif

  4. Frühaufsteher

  5. Schuld und Glaube

  6. Ehret unsre deutschen Dichter

  7. Ostern

  8. Im Stubenschrank

  9. Ostermontag 21

  10. Die Kartoffel

  11. Der Esel, der auf Rosen geht

  12. Der gute Schneider

  13. Das alte Schild

  14. Erlkönigs Glocke

  15. Das Känguruh

  16. Die Hoffnung

  17. Der kleine Elefant

  18. Eldfjall

  19. Wo bin ich

  20. Testspiel

  21. Herbst im Garten

  22. Hildebrand

  23. Schillers Glöckchen

  24. 's wird kühler

  25. Strandgedanken

  26. Ein seltsamer Traum

  27. Der Frosch und die Ente

  28. Schusters Wanderrappen

  29. Geisterhaft

  30. Der verbannte Papagei

  1. Des Fußes Weg

  2. Das Wetter

  3. Wiener Gruft

  4. Bilder einer Ausstellung

  5. Theatereingang

  6. Sturm und Drang

  7. Frühlingserwarten

  8. Gefühlt falsches Wetter

  9. Ein hölzernes Sonett

  10. Ungezügelt

  11. Liesens Manko

  12. Heimeliges Akostrichon

  13. Osterhasen

  14. Skat spielen

  15. Feierabendbier

  16. Brunnenmalheur

  17. Ein Fliegenschi...cksal

  18. Wie man einen Löwen fängt

  19. Kurz über Kosika

  20. Zwei Enten am Weiher

  21. Gewitterintermezzo

  22. Des Gärtners Pflicht

   

 

Abschied vor der Reise

 

Ade, du schöne Landschaft.
Ade, du Berg und Tal.
Nun sehen wir uns heute
ja zu letzten Mal.

Nun muß ich von dir scheiden,
weit weg von diesem Ort.
Drum grüße ich dich nochmals,
das ist mein letztes Wort.

Doch sehen wir uns wieder.
Vielleicht im nächsten Jahr.
Wird es dann genau so,
wie es einmal war?

[1968]

Herbstseminar

Regenschauer durchzieh'n das Land,
machen naß die Hüte.
Hab ein Buch in meiner Hand
und bin schrecklich müde.

[1979]

Das Rebhuhn

 

Ein Rebhuhn saß auf einem Baum
und hatte einen schönen Traum.
Dann kam es, wei es kommen muß.
Ein Jäger kam, es fiel ein Schuß.
Das Rebhuhn fiel von seinem Baum.
- Aus war der Traum.

[1995]

Frühling

Frühling, wo bleibst du
dieses Jahr
verschwenderisch, betrügerisch
zu Beginn.
Hoffnung auf den Sommer
vielleicht

[1998]

An den Petersberg

 

Berg, du, im Rücken mir
mich in das Tal begleitest.
Bekränzt von Waldeszier
Kulturen du verwaltest.

Vergleichbar nicht an Größe zwar,
doch wirksam oft im Wetterjahr.
Wie auch dein Blick
seit Tausenden von Jahren,
den Menschen beistand bei Gefahren.

Nach Süden hin die Stadt
sich wechselhaft gestaltet.
Einst Salz, Chemie sie hat'
heut' wirkt sie oft veraltete.

Von weit her sieht man deinen Turm,
der trotzig stand durch manchen Sturm.
Und auch nicht weit
aus einem alten Feuer,
sich stolz erhebt ein religiös' Gemäuer.

Wär' flach der Erdenball,
ostwärts ich könnte schauen
zu russischen Ural.
Kein Fels mir tät's verbauen.

Warst Lauterberg du einst geheißen.
Zum Petersberg jetzt viele reisen.
Obwohl derzeit
in Speißen und Getränken
sich heute niemand kann versenken.

Im Norden plan das Land.
Spitz nur an einer Stelle.
Erzeugt von Abraumsand
aus Steinkohlengefälle.


Umhüllen dich auch manche alte Märchen,
bist weiter Nest für viele junge Pärchen.
Als Sonnenfreund
dich jedermann gern achtet,
der sonst in kaltem Alltag schmachtet.

Dort, westlich liegt im Tale,
wo ich gerastet hab,
die heimatliche Saale,
dem Kreis den Namen gab.

Noch viele Jahr wirst du steh'n.
Wenn Menschenalter auch vergeh'n.
So bleibst du jung,
trotz Narben in der Flur,
für Pflanzen, Tiere, die Natur.

[1998]

Kurz vor Weihnachten

Schnee fällt leise auf uns nieder.
Kerzenschein hüllt feierlich uns ein.
Zum Jahresende klingen fromme Lieder.
Hoffnung auf ein Glück im Sonnenschein.

Viele feiern Weihnacht in Familie.
Doch manchem blieb nicht mal ein Platz Zuhaus.
Erscheint uns derzeit auch die Welt als Lilie,
so sind wir lange noch nicht aus den Disteln raus.

Ringsum ist die Zeit im Wandel.
Eines blieb, um wirklich reich zu sein
zählt nur Geld, trotz Wohltätigkeitsmantel,
unverändert auf der Welt allein.

Aus dem Glanz, der länger uns nicht blende,
schimmert schwach nur fremdes Leid heraus.
Verschieden stark lief ab das Leben nach der Wende.
Noch lange sind wir nicht im gleichen Haus.

[1998]

Frühjahrsputz

Nach so kalten Wintersnächten
dient der Durchblick dem Verflechten
himmlischer Gefühle
in des Frühlings Lustgewühle.

Frauen sieht man, wenig Mannen,
die mit Besen angefangen,
alten Schmutz auf alten Scheiben
auf der Leiter sauber reiben.

Solltest du herunterfallen,
wird in mir mein Herze wallen
heiß und heftig. Stark und schnell
bin sogleich ich dir zur Stell.

Mit den Armen, meinen starken,
fang ich auf, dich einzuparken.
Und wir drehen uns im Reigen,
altem Winter, Nase zeigen.

In der Tat, es ist gar leicht
wenn die Lieb das Herz erreicht
und die Frühlingssonne lacht,
Liebe machen, Spaß uns macht.

[2000]

Wanderurlaub

Hurra!! Wir haben Urlaub.
Doch geht's nicht an die See.
Wir fahren ins Gebirge
und brauchen nicht mal Schnee.

Wir fahren in den Süden,
durch Dresden, Elbflorenz -
besuchen auch den August
auf seiner Residenz.

Vom Königstein, der Festung,
gehts 'nüber zur Bastei.
Im Fels spielt man Theater
und wir sind mit dabei.

Stromaufwärts, bei Bad Schandau,
liegt unser Urlaubsort.
In Rathmannsdorf, als Gäste.
Ach! müßten wir nie fort.

Nicht nur auf Kletterwegen,
auch mit der "Straßenbahn"
kann man durch Täler reisen;
kommt sogar trocken an.


Das göttliche vom Ganzen,
von dieser schönen Welt,
vom Elbsandsteingebirge,
ist, daß es uns gefällt.

Drum kommen wir gern wieder,
verkündens jederzeit
und allen, die wir kennen;
Der Sachsen Schweiz bringt Freud.

[2002]
[geschrieben zwei Tage vor der Flut]

Regentropfenreise

Einst ein Regentropfen

tat aufs Häuschen klopfen.

Machte nicht viel Krach

auf dem kleinen Dach.

Und von seiner Wand

fiel er in den Sand.

Ist nach hundert Wochen

zurück ans Licht gekrochen.

War just er dann zur Stelle

an einer kleinen klaren Quelle.

Dort gab es keine Ruh’,

lief schnell dem Meere zu.

Durch Bach und tiefen Fluß

er erst noch schwimmen muß.

Und aus der größten See

schwebt leicht dann in die Höh’.

Um schließlich stracks aus allen

Wolken flink hinab zu fallen.

[2003]

Klassentreffen

Wo einstmals Uhren schlugen,

versammelt sind wir hier.

Befreit von Schulzensuren,

bei Wein und Korn und Bier.

 

Vor nunmehr dreißig Jahren,

als man noch jung uns sah,

als wir noch unerfahren,

der Zukunft noch nicht nah,

 

da traten wir ins Leben,

in Haushalt und Beruf.

Gewappnet so grad eben

Wie uns das Leben schuf.

 

Der eine ward ein Doktor,

der andre Maschinist,

der dritte zog das Land vor

zu gabeln manchen Mist.

 

Ein Handwerk auszuüben

verschrieben sich ein paar,

Lektionen einzuüben

durch Schüler manche gar.

 

Ob Jungen wir gewesen,

ob Mädchen wir einmal;

Welch Lebenslauf wir lesen

war nicht nur unsre Wahl.

 

Und unsre Lehrer heute,

vormals sind sie wie wir.

Gesetzt erfahrne Leute,

auf sie „Zum Wohle“ hier.

 

Ein Prosit auf uns alle,

die wir gekommen sind

denn grad in diesem Falle

zerrinnt die Zeit geschwind.

 

Mag unser Fest gelingen,

erzählen gibt’s gar viel.

Die Gläser laßt erklingen.

Frohsinn sei unser Ziel.

 [2003]

Abendrot

Sieh des Tages rote Glut

sich in Streifen abends zieren

und das Licht mit letztem Mut

vor dem Schatten selbst zu frieren.

 

Tiefer senkt sich das Gestirne;

trotzig mit Medusen Macht

greifen ihre dünnen Hirne

schlangengleich gen naher Nacht

 

Und dann ahnt man unverdrossen

das was Menschen Macht entflieht,

was im ewgen Kreis geschlossen,

unentwegt nach vorne zieht.

 

Dieses Vorn, wer kann’s verdenken?

gibt dem Weltkreis neue Kraft.

Was die Pause kann verschenken,

ehrt das, was die Tat erschafft.

 [2004]

Wildschweinsaga

Auf ´nem Berge lag einmal

just ein Keiler, voll von Qual.

Konnt nicht sitzen, konnt nicht stehn

und schon gar nicht abwärts gehn.

 

Grad zur Suhle wollt er hin,

ruhen dort im Wildschweinsinn.

Doch die Kräfte ließen nach.

´s war zum Jammern, Weh und Ach.

 

Bald schon würde aus es sein,

aus mit seinen Schweinereien,

aus, mit all den großen Sprüngen;

Frischlinge davon schon singen.

 

Wie gerad’ an jenem Bache.

Munter buhlt um jene Sache

ungezähmt ein ganzer Wurf,

wie im Schlamm so auch im Torf.

 

Ach, wie tät er gern mitwühlen.

Mocht’ ein letzten Mal erfühlen

wie ihn kühles Wasser näßt

bei dem wilden Wildschweinfest.

 

Da, von ferne kam gezogen

schon die Nacht mit Wolkes Wogen

schwarz und düster, regenschwer;

gar mit Blitz und Donner her.

 

Voll vor Angst die Blicke wandern,

von dem einen Schwein zum andern

und zum Himmel selbst hinauf.

Furcht ergreift der Bachen Lauf.

 

Ob am Hange, ob im Tale;

alles rennt mit einem Male

wild umher und auch kreuzweis’

und dabei nicht einmal leis.

 

So nun lag der alte Keiler

fest verankert wie ein Pfeiler

ganz allein am Berge oben,

während drüber Stürme toben.

 

Bebend wollt er nur noch sterben.

Dacht so gar nicht an die Erben,

die bereits schon lang entflohn,

ohne Lust auf Donnars Lohn.

 

Wallend füllte sich der Graben,

den des Regens Früchte haben

einst vor langer Zeit gezeugt,

als sie talwärts sich erfreut.

 

Wieder rauschten Wasser nieder,

knapp vorbei an Keilers Mieder

und mit schrecklichem Getöse,

grad als seien Götter böse.

 

Und das Wasser nahm sich fort

Stück für Stück vom irdnen Ort.

Wandelt Erde um zu Schlamm.

Zerrt am Berge wie ein Kamm.

 

Bald schon wird der Hang erfahren,

daß in vielen trocknen Jahren,

sich vom Staub zuviel gelegt.

Dieser ward nun wegbewegt.

 

Aber auch die größten Wolken

sind mal leer und abgemolken,

wie nun auch die Dunkelheit

weichen muß dem Sonnenschneid.

 

Unser Keiler, noch am Leben

fühlt er sich und ließ erheben

seine Augen aus dem Grund

und erblickte neu das Rund.

 

Das was vorher hart und trocken

war nun naß. Es hocken

schon die ersten Vögel gar

vor ihm selbst, als ob nichts war.

 

Mit der letzten Kraft der Stunde

wälzte Keiler Rund um Runde

sich dem nahen Abhang zu,

um zu finden letzte Ruh’.

 

Doch mitnichten ging es böse

abwärts und frei von Getöse,

fand er sich bald unten wieder.

Labend wohl im Schlamm die Glieder.

 

Ja, so ist es oft im Leben.

Was als schön gilt, trifft uns eben

unerwartet hart und schwer

wie so mancher Sage Mär.

 

Andrenfalls sind uns die Lasten

unter denen wir nicht rasten

können, oftmals süßer Lohn

auf des Glückes höchstem Thron.

 

Also nimm das Leben heiter.

Denn es geht gewiß schon weiter

wenn du es auch nicht mehr glaubst

und an deinem Zweifel schraubst.

 

[2004]

Wolgawiesen

Jawohl, ach, die alte Olga,

soll mit ihrem Sohne Kolja

an dem Flusse namens Wolga

ganz ausgiebig und schön laut, ja

handgreiflich geschimpfet haben,

als sie zog ihn aus dem Graben.

 

Weil auf fahlem, grünem Rasen

sich der Faden um des Hasen

dünnen Hals geschlungen,

wie erdacht von Olgas Jungen

und getreu nach dessen Sinnen

flog des Hasen Seel’ von hinnen.

 

Und so packt sie beide Ohren,

eins vom Hasen, eins vom mohren-

gleichen Knaben rechts von ihr,

der gemeuchelt hat das Tier,

welches im Morast einst träge

hoppelte; nun baumelt ’s schräge.

 

Wenn sie dann nach Haus gekommen

und der Bube hat genommen

sein längst fällig Bad im Troge

mundet ´s in des Mutters Soge

erst dem Bruder und den Schwestern;

ihm bleibt nur der Rest von gestern.

 

[2005]

Wunderbar Dunkelbar 

Was die Augen nicht gesehen,

was der Geist hat nicht gedacht

ist am Abend heut geschehen;

schwärzer war’s als finstre Nacht.

 

Wo der Hof zum Haus sich wendet,

leises Wort den Wunsch bestimmt,

Eingang matt nur Dämm’rung spendet.

Anderssein uns mit sich nimmt.

 

Schritt für Schritt wird man geleitet

zu ´nem Platz, ich weiß nicht wo.

Ordnung stets die Tat begleitet.

Chaos herrscht, wär es nicht so.

 

Nun denn sitzen wir verwundert

und gespannt, was da noch kommt.

Leises Lachen uns aufmuntert.

Trank und Speise folgen prompt.

 

Scharfe Sinne, sie erstreiten,

was der eine uns verwehrt.

Schwer sind Bilder, wenn sie leiten

Herz und Gaumen kreuzverkehrt.

 

Tastend suchen wir die Gabel.

Tastend auch den Tellerrand.

Führen langsam ´s Mahl zum Schnabel;

die Serviette in der Hand.

 

Auch ein Trunk wird eingenommen

und der Nachtisch mit Gefühl.

Anders geht’s, als wir gekommen,

heimwärts in das Stadtgewühl.

 

Auf dem Weg nach Haus das Wissen,

daß ich vieles neu geseh’n.

Möcht’ mein Augenlicht nicht missen,

unbeschwert durchs Leben geh’n.

  

[2005]

 Freiwillige Feuerwehr

In Wallwitz gibt’s ´ne Feuerwehr,

die fährt dem Feuer hinterher.

Das ist seit alters her so Brauch

und darum machen sie es auch.

 

Doch wenn sie ´s Feuer nicht erreicht,

dann machen sie es sich ganz leicht.

Sie fahr’n zurück zu sich nach Hause

und löschen dort mit Bier und Brause.

 

Doch trifft sie auf den Roten Hahn,

dann geht es ganz schön forsch voran.

Mit Wasser oder mit viel Schaum

Verdirbt sie schnell der Flammen Traum.

 

Und ist dann alles pitschenass,

hei! was ist das für’n großer Spaß.

Drum, gibt der Alltag nicht viel her,

holt zu euch schnell die Feuerwehr.

[2006]

 Auf dem Kickelhahn

Ich stehe hier, wo Goethe einst gesessen

und lausch entzückt der ewig jungen Ruh.

In Wies’ und Tann erfaßt mich Sinnen, Messen;

erschließ die Welt mit Wanderstock und Schuh.

 

Die Wipfel, die den Dichterfürst umgaben

mit würdevollem Flair im deutschen Wald,

begrüßen mich wie alte Kameraden

und schenken neues Leben, neuen Halt.

 

Und schweig ich einst, wie es von ihm beschrieben,

wie’s auch die Vögel tun am scheid’nen Tag,

so weiß ich doch, daß sie sich immer wiegen,

die Bäume rings im Winde ohne Frag’.

[2006]

Romreise

Der Arbeit sind wir knapp entronnen,

wie vor uns manch berühmter Mann,

ins Land, wo wir uns heute sonnen,

nach Rom, im ganz antiken Bann.

 

Zunächst das Fliegen, nicht die Stärke

von meiner liebevollen Frau,

wie auch im Hafen, wo ich merke

wir sind im Ausland, ganz genau.

 

Im Bus geht’s dann durch dunkle Gassen,

die eng sind, doch nicht unbelebt.

Das Ganze ist noch nicht zu fassen;

uns holde Neugier sanft umschwebt.

 

Ein weiches Bett läßt uns erschlaffen.

Der erste Eindruck ist enorm.

Am Morgen werden wir uns raffen,

damit wir sind in guter Form.

 

Zu Fuß geht’s dann durch fremde Straßen,

mit ausgesuchtem Stadtplanziel.

Durch Parks, wo schon so viele saßen,

zum Kolosseum mit Gefühl.

 

Gewaltig heb’n sich aus der Senke

zweitausend Jahre. Fast instand

das steingesetzte Werk; ich denke,

was da gebaut ward – allerhand.

 

Wir lassen Rund um Runde liegen.

Links von uns sonnt sich ein Triumph.

Zum Forum Romanum wir fast fliegen,

was früher war ein tiefer Sumpf.

 

Beidseitig sieht man die Ruinen,

die immer noch gewaltig groß.

Als ob für Ewigkeit erschienen

ward doch besiegt von Strauch und Moos.

 

Wir blicken wieder auf  ’nen Bogen,

wie auch auf Säulen ganz aus Stein.

’ne Treppe sind wir hochgezogen,

erschaudernd, sinnend, fühlend, rein.

 

Und weiter führt uns unsre Reise

durch Gegenwart, Vergangenheit

zu Werken, die ich neidlos preise.

Baukunst, soweit das Auge reicht.

 

Das sieht ins Himmelsblau gewunden

ein Monument, nenn es pompös,

Dem König, der zusamm’ gebunden

das Land, das einst entehrt, entblößt.

 

Alsdann zur Säule des Trajanen

im Sonnenschein mit müdem Schritt.

Stehen staunend wir davor und ahnen

und enden unsren Stadtausritt.

 

Müde fallen wir in das Bette.

Genährt von scharfer Pfefferwurst.

Schnarchen beide dann um die Wette

nach dem Schlaftrunk für den Durst.

 

Ohne Traum zwar, doch wohl genossen

ging wieder eine Nacht vorbei.

Heut’ geht’s zu Spaniens Treppe Sprossen!

Beschließen nach dem Mahl wir zwei.

 

Als beide wir dort angekommen,

erfaßt uns die Ernüchterung:

Die Blumen sind alle weggenommen

und Märzen hat noch keinen Schwung.

 

So wenden wir uns nun zum Tiber.

Dem Flusse, dem die Stadt geweiht.

Am Wasser lang, im Freudenfieber,

geht es zur Engelsburg zu zweit.

 

Als Mausoleum man es erdachte;

für Hadrian, den Römerfürst.

Zur Papstes Zuflucht dann verflachte.

Was als Tourist du lernen wirst.

 

Wieder sind pflastermüd’ die Beine.

Auch steht der Heimweg uns bevor.

So wenden wir uns nicht alleine

der Unterkunft zu, schön im Chor.

 

Neuer Morgen heißt neu Erleben.

Zum Pantheon führt uns der Weg.

Das Grandiose läßt es erheben

aus sonstigem Alltagessteg.

 

Erneut heißt es uns sprachlos staunen.

Fast glaubt es kaum der schwache Geist.

Man hört nur hin und wieder Raunen.

Was Schöpfung derer uns beweist.

 

Klar kann man ewig hier nicht harren.

Dann heißt es, laßt uns weitergeh’n

zum Trevibrunnen, um zu scharren

uns um die andren Touriseen.

 

Welch simple Größe hier entstanden

aus einer wohlbedachten Gunst.

Bildhauer suchten einst und fanden

in totem Stein lebendig Kunst.

 

Nun folgen wir den alten Pfaden

zum Circus Maximus, der wert

zu sehen ist, wenngleich in Schwaden

die Zeit hat jede Spur verzehrt.

 

Doch einmal selbst am Ort zu rennen,

wo früher Pferd und Wagen stand,

läßt nicht mit Wortes Kraft sich nennen.

Es fühlen mußt Du mit Verstand.

 

Den letzten Tag woll’n wir genießen

der uns noch bleibt im alten Rom

Ein Vatikanbesuch! Beschließen

wir auf dem Weg zum Petersdom.

 

Vorahnend, daß er wird uns schmerzen

trotz neuem Höhepunkt der Fuß

und trotz der Freude tief im Herzen

verlangt uns diesmal nach dem Bus.

 

Früh morgens sind wir aufgebrochen.

Glücklich, daß nicht zu lang der Gang

der andren die sich auch versprochen

zu sein im Rest vom päpstlich Rang.

 

In Petri selbst war es bombastisch.

Auch wenn man nicht an Götter glaubt.

Und auf der Kuppel war’s phantastisch

Wenn man sich hat hinaufgeschraubt.

 

Dann ging es auch in die Museen.

Als Vatikanische bekannt.

Vor Laokoon wollte ich stehen,

wie er sich mit der Schlange wand.

 

Als Abschluß die Sixtin. Kapelle.

Sie ist allein Besuches wert.

Zu finden gehts nicht ganz so schnelle.

Denn Flur und Hallen sind begehrt.

 

Das scheinbar himmlische auf Erden

erstrahlt als künstlerisch famous.

Zeugt farbenfroh vom Geh’n und Werden

und ist in seiner Art grandios.

 

Erneut steht sprachlos man vor diesem,

das man nur schlecht beschreiben kann.

Fühlt klein sich unter Bilderriesen

doch groß auch als ein tätig Mann.

 

Bereits im Koffer sind die Sachen.

Manches Gefühl im Handgepäck.

Bewußte Reisen soll man machen,

denn dann erfüll’n sie ihren Zweck.

 

[2006]

Die Stille

Martha und Otto ins Gebirge nun fahren

und mit Verlaub, sie schwerhörig waren.

Sie suchen im Walde die göttliche Stille.

Verzichten auf Hörrohr, mitnichten auf Brille.

 

Als sie dann jetzt steh'n zwischen Flechten und Bäumen,

getrennt sie sich halten, verschieden sie träumen,

da ruft Martha ihren Gatten in gewohnter Weise,

er solle doch lauschen den Winden ganz leise,

ihr Antwort geben auf viele ihrer Fragen,

ob's ihm nicht auch so ginge in diesen Tagen,

ob er sie nicht auch höre, die Stille im Walde?

Worauf er nur brummelt: 's wär' so, schwieg sie nur balde.

 

Mitnichten tut sie sich seinem Wunsche erbarmen

und schreit ihm zu, mit wedelnden Armen,

daß er auch, würde er sich nur mühen,

gewähr tät der lautlosen Lüfte Erblühen.

 

Gewohnt schon, daß hier ist zwecklos ein Streiten,

tritt Marthens Gatte leis murmelnd beiseiten.

Indes sein Weib glaubt, er tät ihr noch schulden

die Antwort ob er hört die Stille in Mulden,

erhebt nun die Stimme zum wievielten Male,

wieso er nicht höre dies Flüstern im Tale.

Ob taub er wohl sei, ob er könne nicht schätzen

die friedvolle Ruhe? Muß er denn nur hetzen?

 

Man sei schließlich hier, um Entspannung zu finden.

Doch er steht hier 'rum, als sein die Tannen die Linden.

Und als sie ihn schubsen wollt mit dem Stocke

konnt' er sie nicht halten am fliehenden Rocke,

konnt' Marthen nicht halten am fellenen Saume.

Hält grad noch selbst sich am eisigen Baume.

So rauscht sie hinab, als sei 's Schicksals Wille.

Er zuckt nur die Schultern und meint: Nun ist Stille.

 

[2006]

 Braun und weiß

Einst zog ein freier brauner Bär

aus Ostmarks Wäldern, Breiten

freimütig in das bayrisch Land;

wie’s Brauch in alten Zeiten.

 

Er stapfte durch das grüne Tann.

Zog hinter sich markante Spuren.

Ward mal bemerkt, mal eben nicht

auf Bayerns allbekannten Fluren.

 

Klar riß er manches kleine Lamm.

Wie sollt er sich ernähren?

Kein Supermarkt bot ihm was an.

Logisch auf Mensches Erden.

 

Und diese Menschen zogen aus,

bewaffnet bis zu den Zähnen,

auf große Jagd und hofften ihn

sogleich als tot zu wähnen.

 

Doch mancher Schuß verpufft’ im Wald,

grad gut für Medienrummel.

Der Meister narrte manchen Geck

mit seines Schwanzes Stummel.

 

Nur leider trifft das Sprichwort zu,

vom Kruge an dem Wasser.

Ihm blieb letztendlich keine Chance.

Des Menschen Gier wird krasser.

 

Jetzt hängt sein Fell wohl irgendwo.

Das letzte Stündlein hat geschlagen.

Die Presselandschaft hat `n neues Ziel –

So ist’s in diesen Tagen.

 

Und heute lacht das Zeitungsherz

erneut beim Nachricht lesen.

Ein neuer Bär füllt manches Blatt,

wie damals es gewesen.

 

Doch diesmal ist sein Fell ganz weiß.

Im Zoo läßt er sich zeigen.

Wird dargestellt, grad wie ein Clown.

Statt Jagdhorn, hört man Geigen.

 

Die Tollheit treibt die Menschen weit.

Manch Eltern sind hier Spitze;

benennen jüngsten Sproß nach ihm.

Welch sonderbare Witze!

 

Mitnichten wünsch ich ihm Verdruß.

Mag er sein Leben leben

und hoffentlich, wenn er mal groß,

muß nicht sein Fell hergeben.

 

Der weiße Knuddelknut ist süß

und bravgelegt auf Zirkusweise.

Der braune Bruno war indes

zu frei und gar nicht leise.

 

In meiner Kammer denk ich still,

was soll nun das bedeuten?

Was die Geschichte uns gezeigt,

wächst weiter in den Leuten.

 

Bislang zeigt deutlich diese Mär,

daß wir uns nicht beschränken,

einander selbst nicht gleich zu sein,

obwohl wir doch gleich denken.

 

[2007]

Weltenlauf

Als die Welt noch nicht erwachte,

als das Universum schlief,

als es gab noch nicht um achte,

als noch niemand jemand rief,

 

als das Kleinste aller Kleinen

kleiner noch war als ganz klein

und das Reinste aller Reinen

reiner noch als wirklich rein,

 

war noch nichts, was all die Dinge,

die hier sorgsam aufgereiht,

hätte je benannt. Auch Ringe,

Kreise nicht; kein weit und breit.

 

Doch dann gab’s mit einem Male

aus dem wahren Nichts heraus,

wie die Welle aus dem Tale,

einen Ruck ins gradeaus.

 

Da, wo bislang nichts gewesen,

herrschte plötzlich Chaos vor.

Keine Ordnung war, kein Besen,

der hier eingriff, Zeus beschwor.

 

Rasend schnell gewann an Größe

alles das, was vorher klein.

Wo erst Stille war – Getöse,

wo’s erst finster – heller Schein.

 

Und es dehnt sich aus das Ganze.

Keiner weiß wohin? Wie schnell?

Aus dem Chaos wird Balance.

Wird’s die Welt eventuell?

 

Nebel steigen auf aus Gasen.

Steine aus der Nebelfront.

Und sie stoßen sich und rasen

durcheinander ungewohnt.

 

Immer größer wird die Hülle.

Stetig zeigt der Masse Zahl.

Kreisend dreht sich fort die Fülle.

Tobend Kraft läßt keine Wahl.

 

Nunmehr zählt die Zeit Millionen

Jahre ohne Unterlaß.

Der Zusamm’hang scheint zu lohnen.

Jeder Stern ein volles Faß.

 

Und um eine Sternenmitte

kreisen nun Planeten gar.

Einer davon ist der dritte,

der sich abkühlt Jahr für Jahr.

 

Vier Milliarden sind vergangen.

Jetzo scheint der Erdball reif,

daß in Tümpeln abgehangen

langsam wächst der Lebensschweif.

 

Tastend schiebt sich aus dem Wasser

Stück für Stück die neue Form.

Manchmal schön und manchmal krasser.

Oh! Der Vortrieb ist enorm.

 

Die Natur hält alles offen.

Jede Art hat ihre Chance.

Doch vom Wechselrad betroffen,

ist nur knapp die Toleranz.

 

Große Tiere sind erschienen.

Meer und Land sind proppenvoll.

Wald und Steppe sieht man grünen.

Wenn auch zehrt der Auswahl Zoll.

 

Ständig ist ein Kommen, Gehen.

Ständig schwankt die Artenzahl.

Und gleichsam der Säuger Wehen

springt heraus des Menschen Mal.

 

Wo nun stehn wir im Gefüge

der erwachten Ewigkeit?

Wohin treiben uns die Züge?

Was hält Zukunft uns bereit?

 

Sind wir einsam an der Spitze?

Sind wir aller Dinge Maß?

Oder füll’n wir nur ’ne Ritze,

wie im Asphalt grünes Gras?

 

Vieles wird nach uns noch kommen.

Manches nicht zu unsrem Glück.

Nutzen wir des Daseins Wonnen.

Nutzen wir den Augenblick.

 

Gleichsam ob die Welt sich weitet,

ob die Sterne ewig glüh’n,

was Geschichte uns bereitet;

uns bleibt nur uns zu bemüh’n.

   

[2008]

Frühlingssonett

Und ist es nicht der Frohnatur zu eigen,

mal gleichsam gleich und dennoch auch verschieden,

scheint manche Lust im Blute ihr zu liegen,

wie auch sich selbst von neuem neu zu zeigen.

 

Mitunter treibt sie es so ziemlich heiter.

Bemüht nackt in der Welt sich einzugeben

und ausstaffiert mit einem neuem Leben

eilt sie geschwind zur nächsten Himmelsleiter.

 

Dort schwingt erfüllt vom himmlischen Genuß sie,

in weiten Zügen gleich einer Sinfonie,

den Pinsel breit und vollgetränkt mit Farben

 

und viel Gefühl übers jungfräuliche Land;

dort wo bis zuletzt ein alter Schneemann stand

und manche alte Leier, alte Garben.

[2008]

Auf dem Bauernhofe

Mit einem leeren Magen zog

einst Schweinchen Max zum Futtertrog.

Dort schlang es frei nach Schweinebrauch

was es bekam in seinen Bauch.

 

Von nebenan, mit stoischer Ruh,

sah Felix, Bauers Kater, zu.

Selbst wenn dem tropfte mancher Zahn,

war er zu stolz für Schweinekram.

 

Derweil auf jenem großen Haufen

sah jedermann die Hühner raufen.

Sie stritten sich um einen Wurm.

Den Hahn ergötzte es enorm.

 

Auch Hugo an der Hundeleine

gab dieser Aufruhr keine Beine.

Er spielte zwar mit seinen Zähnen,

doch letztlich war’s ein müdes Gähnen.

 

Genauso träge war indessen

die Kuh bei ihrem Wiederessen.

Sie mahlte ihre alte Speise

auf jene altbekannte Weise.

 

Eurydike, die fromme Stute,

verbrachte derzeit die Minute,

von der sie mehrfach noch besaß

gemütlich unterm Baum im Gras.

 

Hinter diesem sah zuweilen

man ’ne ganze Herde eilen,

um dann stur zu steh’n und brav,

wie es üblich ist beim Schaf.

 

Blökten sie auch ziemlich träge,

glich der andre Ton ’ner Säge.

Einer Säge hinter Gattern,

dort wo Bauers Gänse schnattern.

 

Auch die Enten im Vereine

stimmten ein im Sonnenscheine.

So erklang beim Federvieh

’ne Geflügelsinfonie.

 

Und als fehlten noch die Bässe,

gurrten Tauben auf der Esse.

Flogen auf und kamen wieder,

zupften reinlich am Gefieder.

 

Alles war so wie es sollte,

grad als Bauer Lehmann rollte

mit dem Fuhrwerk jetzt heran.

Lotte, Liese als Gespann.

 

Hugo, diesem alten Degen,

kam die Ankunft sehr gelegen.

Sprang laut bellend er hervor

aus der Hütte dort am Tor.

 

Auch die Hühner, die verzankten,

warn jetzt einig und bedankten

sich für das geworfne Futter

gleich wie Möwen bei ’nem Kutter.

 

Selbst der Kater fragte sich:

Hat der Bauer was für mich?

Warum soll ich Mäuse jagen?

Ich, in meinen alten Tagen.

 

Somit Mieze sich bequemte,

derweil überhaupt nicht schämte,

um des Bauern Bein zu schleichen

und miaute ohnegleichen.

 

Lehmann war ja abgestiegen,

um zu schauen nach den Ziegen,

die er heuer mitgebracht

zwecks des Käses Küchenmacht.

 

Bislang waren sie gebunden

miteinander seit zwei Stunden

in dem kleinen Ein-Achs-Wagen.

Ob’s gefällt, kann keiner sagen.

 

Doch nun war der Mann gekommen,

hatt’ die Kette abgenommen,

sie aus ihrem Joch befreit.

Auch die Wiese war nicht weit.

 

Ach, wie sah man sie nun springen.

Könnten sie’s, sie täten singen.

Aber auch auf ihre Weise,

zog die Freude weite Kreise.

 

Soweit bis zu Lehmanns Schafen,

die sich wie gewöhnlich trafen

zu der schafgerechten Runde,

um zu sehen diese Kunde.

 

Augenblicklich arrangiert

ward die Wiese neu geviert.

Hier und hier war Schafterrain.

Dort und dort der Ziegengang.

 

Unser Bauer unterdessen

hat die Schimmel nicht vergessen.

Führte beide sanft am Zügel

zu der Tränke dort am Hügel.

 

Auch des Landmanns dritte Stute

hat mit ihrer eignen Schnute

selber sich den Wunsch erfüllt

und den Durst gleich mitgestillt.

 

Heu gab es jetzt aus der Krippe

und Getreide mit der Schippe

in den Futtercutter rein.

Für die Hasen bitte fein.

 

Diese mümmeln hinter Gittern,

dort wo manche Mäuse wittern

manches leck’re Abendbrot.

Fauler Kater – Keine Not!

 

Doch was stand da auf dem Wagen?

Was war in der Schachtel Magen?

Wofür waren gut die Löcher?

Welch Gefahr kam ins Gemächer?

 

Ahnte Felix gar mit Grausen,

daß sein Leben nur mit mausen

er als Kater nicht erhält?

Seine Zeit nun langsam fällt?

 

Solche Worte sind mitnichten

Katzeneigen und Geschichten,

die manch andres laut verkünden

sind im Märchen nur zu finden.

 

Für der Tiere kleine Welt

zählt kein Ruhm und zählt kein Geld.

Für des Bauers Menschenbein

muß es schon was beßres sein.

 

Und so hat er mit Bedacht

seiner Frau was mitgebracht.

Ein paar Kätzchen, weiß und weich,

für das Haus, den Hof, ihr Reich.

 

Das war nun die rechte Freude,

die im Hause herrschte heute.

Auch der Wellensittich Franz

stimmte ein in diesen Tanz.

 

Gab von sich noch ein, zwei Töne.

Mutter meinte: „Ach, der schöne.“

Dann bedeckte sie das Gitter.

Draußen nahte ein Gewitter.

 

Das war klar des Schicksals Wende.

Nun bedurft es Menschenhände,

um zu sichern all das Draußen,

wenn die Wetterwinde sausen.

 

Wollt man Schlimmes noch abwenden

mußten Schafe, Ziegen, Enten

ziemlich flugs mit all dem andern

Viehzeug in die Ställe wandern.

 

Und schon fielen erste Tropfen

ohne vorher anzuklopfen

mit der Macht der Himmelsgötter.

Hier gibt’s keinen eitlen Spötter.

 

Blitze zuckten fast dämonisch

und der Donner grollt harmonisch

hinterdrein im Wettersturm.

Alle Tauben längst im Turm.

 

Gegen dieses Orkanbrausen

stemmten sich in Lehmannshausen

beide Bauernleute an,

bis man’s Ziel, die Tür, gewann.

 

Drinnen konnten sie nur hoffen,

daß auch nicht das Kleinste offen,

nicht der kleinste Spalt vergessen.

Denn der Sturm ist drauf versessen.

 

Stunden zogen träg und müde.

Lehmans Frau, „Du meine Güte“,

sprach sie und begann zu schauern,

„soll das denn noch lange dauern?“

 

Grad so als hätt’ das vernommen

Petrus in dem Reich der Sonnen,

schickte er auf seine Weise

einen Sonnenstrahl auf Reise.

 

Dieser mit der Macht des Warmen

hat mit Chaos kein Erbarmen,

schob die Wolken schnell beiseite

und sorgt so für Lebensfreude.

 

Nicht nur in des Lehmans Heim

glühte langsam Hoffnungschein,

daß nach dieser Finsternis

alles überstanden is’.

 

Jetzo wurden Fensterladen

aufgerissen und im faden

Zimmer drin wird’s langsam lichter.

Heller nun auch die Gesichter.

 

Schnell die Stiefel angezogen

und auf der Erwartungswogen

eilten beide aus dem Haus. –

Gar zu grausig sah ’s nicht aus.

 

Das was sich dem Auge bot

stand noch alles, war im Lot.

Auch die Tiere im Verschlag

überlebten diesen Tag.

 

Nur ein wenig dort im Garten,

leicht verwüstet, mußte warten

auf den nächsten Ratsbeschluß.

Jetzt gab’s erst mal einen Kuß.

 

Hand in Hand die beiden Leute,

heimwärts ging es, denn für heute

gab’s an Spannung reichlich gut.

Weg war nur des Bauern Hut.

[2008]

Der Geizhals

Es war mal ein Geizhals aus Bremen,

der wollte sich deshalb nicht schämen.

Das verdroß seine Tante

und andre Verwandte.

Nun mußte er geldlos sich grämen.

[2008]

Anstandslos

Max Meier, gebürtig in Hagen,

dem ging es ganz schön an den Kragen,

weil er haben das wollte,

was er tunlichst nicht sollte,

zu nehmen was, ohne zu fragen.

 

[2008]

Die Nase

Bei mir wohnt ’ne Frau in der Straße.

Die hat eine niedliche Nase.

Doch will ich sie necken

und kurz daran schlecken,

ist fort sie so schnell wie ein Hase.

 

[2008]

Ritterlich

Um die fromme Hilde aus Düren

auf ihrer Burg zu verführen,

erbat sich ein Ritter

kurz vor dem Gewitter

den Einlaß an all ihren Türen.

 

[2008]

Bauernwirtschaft

Ein fauler Bauer aus Regen,

den konnte kein Regen bewegen.

Auch bei Sonnenscheine

kam er nicht auf die Beine

und hat bald im Sarge gelegen.

 

[2008]

Pech gehabt

Es schrieb mir ein Mädchen aus Füssen,

es würde mich so gerne küssen.

Doch als ich sie sah,

war ein andrer schon da.

Nun werd’ ich allein schlafen müssen.

[2008]

Rätsel vom bekannten Land

Weißt du mir einen wohlbekannten Berg zu nennen,

der wechselhaft mit Wald und Flechten sich bedeckt?

Nur schwarz und braun und rot scheint er zu kennen,

denn gar zu selten ist mit grüner Farbe er befleckt.

 

Und Gruben, Löcher hat er nicht zu wenig.

Hier nenn ich zwei, worin laut dröhnt der Widerhall.

wenn sich um diesen Hügel wie ein eitler König

das Luftgemisch vergnügt mit lautem Schall.

 

Auch zeigt der Berg auf königgleiche Weise

zwei Edelsteine frei und nicht versteckt.

Sie leuchten, funkeln im ovalen Kreise

als hätten sie was keckes ausgeheckt.

 

Inmitten dieser beiden farbenfrohen Steine

verneigt ein Felsvorsprung sich tief der Erde zu.

Schaust aufwärts kniend du, so siehst du kleine

Kreise, worin es herrscht mitunter keine Ruh.

 

Jedoch kein Gleichnis sind sie jener Höhle,

die gähnend weit sich unterm Sprung erstreckt.

Wer unbedarft hineingelangt, dem seine Seele

sich schaudern hinter manchem Felsen steckt.

 

Grad diese Felsen, welche so gewaltig scheinen,

als seien es Tropfgesteine in der Grotte Joch,

vermögen, daß verletzte Götter weinen,

wäre da mitunter nicht das eine oder andre Loch.

 

Beachtlich wirkt hinzu in dieser Säulenmitte,

als sei er von Natur aus mit Bedacht gesteckt,

ein breiter Wurm, der gern wohl aus der Höhle ritte,

hätt’ Schicksals Wille diese Flucht bezweckt.

 

Oh! meinst du wohl, das sei es jetzt gewesen,

des Rätsels sinngesetzter Reim und Witz.

So irrst du dich, noch viel ist nicht gelesen.

Drum harre still auf deinem Ratesitz.

 

Bedenke nun, wie oftmals Gischt die Flur umspülen,

die vor uns liegt durch Tag und Nacht gescheckt.

Manch Zeugnis ließ der Zeitenbesen fühlen.

Des Chaos Tafel stets ist reichlich gut gedeckt.

 

Besagter Berg, ’ne Insel ist’s, der Felsen,

ruht wohl gesetzt und balanciert auf breitem Stamm

und schaut, gleich wie zwei Gletscher schmelzen

beidseitig schmale Hänge an dem schmalen Kamm.

 

Auch Lavastrom könnt’ Gletscherzunge heißen.

An ihren Enden sind zu fünft sie hingestreckt.

Wie Zwillinge, die mal getrennt auf Eisen,

zu ahnen das, was keins von beiden je entdeckt.

 

Nicht nur betrachten, gleichsam fast berühren,

so scheint es, möchten sie die ganze Welt.

Wie einst der Paris konnt’ die Helena verführen

nachdem der Apfel ihn vor jene Wahl gestellt.

 

Nun zwischen diesen beiden angezeigten Hängen

ist wiederum ein reich beschenkter Hain gereckt.

Von einer Größe, kaum eine Kraft kann zwängen

ihn in ein Tal mit wenig Wuchs und Schmutz bedeckt.

 

Was für ein Höhenzug, welch Tafelberggefüge,

das eben und auch bergig vor uns liegt.

Sprächst du jedoch von Kanten, wär’s ’ne Lüge.

Ein Krater nur sieht jenen Hauch, der drüber fliegt.

 

Ein Hauch, der manchmal leise weht von Süden.

Aus einer Spalte, die nicht Luft nur, hartes heckt.

Und knapp davor sieht man ’ne Öffnung brüten,

die freilich sittsam aus ’nem Wäldchen leckt.

 

Doch jede Herrlichkeit hat auch einmal ihr Ende.

So teilt sich schließlich hier der Fels in zwei.

Was einst begann am Walde, an des Berges Wende,

das sinkt hernieder; das eine ist als eins vorbei.

 

Gleichsam der jüngst benannten Zwillingsbrüder

entsprangen zwei, kaum daß sie warn erweckt,

grad in der Art der strammen jungen Hangesbrüter

in trauter Einheit; getrennt doch parallel gestreckt.

 

Jetzt sag geschwind, wie soll man dieses heißen.

Welch Namen trägt dies sonderbare Land?

Ich glaube schon, oft schaust du dies auf Reisen

und brauchst zur Deutung gar nicht viel Verstand.

 

[2008]

Mitnichten

Mitnichten flog vom Walde her

ein schwarzer Vogel groß und schwer.

Viel eher war er klein und zart,

trug weiße Federn wie ein Bart.

Des weitren trug er ohne gleichen

wie andre Vögel Gattungszeichen.

So wirkt sein Kleid gar wie aus Haar,

nennt Pudelspatz er sich sogar.

 

Mitnichten trägt auf seinen Zweigen,

bedächtig wiegt er sanft wie Geigen

ein Fiedler sich ein jedes Jahr,

der Baum hier Blatt und Nadel gar.

Ursprünglich kommt er aus den Anden,

wo Nahrung seine Wurzeln fanden

in ’nem Gemisch aus Moos und Schiefer.

Ich nenn ihn freiweg Kaktuskiefer.

 

Mitnichten stammt nun Nummer drei,

auch bin ich ernsthaft schnell dabei,

aus südlich heißem weitem Lande

und wuchs auch nicht auf rotem Sande.

Gleichwohl den Wissenden zu ehren,

zerschneid ich Wahrheit oft mit Scheren

und breit sie aus wie eine Flunder.

Sag argentinischer Holunder.

 

[2008]

Ruprechts Tanne

 

Durch den weißen Winterwald

stapft Knecht Ruprecht, der schon alt.

Sucht für sich ‘ne Tanne aus.

Bringt sie reich geschmückt nach Haus.

 

Ist behängt mit Gold und Zier.

Aber auch für ’s Waldgetier

findet man manch Futter vor

an des alten Waidmanns Tor.

 

Körner, Rüben, frisches Heu.

Selbst ein Wurm ist mit dabei.

Für die Knaben Trommeln, Spritzen.

Puppenkinder können sitzen

 

in der braven Mädchen Schoß.

Jeder freut, ob klein, ob groß,

sich auf Weihnachten gewiß,

weil das Sitte eben is‘.

 

[2009]

Frühlingsbilder

  Weil nun die Wiesen grün sich zeigen
und auch das Lächeln himmlisch winkt,
weil ohne Zweifel in den Zweigen
die Vögel zwitschern unberingt,
weil das Motorrad glänzt und funkelt,
ist er nun da. Man kann es sehn.
Vom Frühling wird nicht nur gemunkelt.
Der Winter mußte heimwärts gehn.

 

[2010]

Kleiderordnung

 

Was kleidet heute mich am besten?
Am Wäscheschrank schau ich nach Westen.
Blick nach oben, unten, Osten.
Manche Sachen fast schon rosten.

Greife dann nach einer Hose.
Auf dem Po gestickt 'ne Rose.
Nein, die ist mir viel zu klein.
Wie kann das denn wieder sein?

Paßt der graue Rock zur Bluse.
Neulich erst trug sie die Suse.
Doch das sah nicht wirklich aus.
So geht man nicht aus dem Haus.

Strümpfe, Schuhe, Schals und Mützen.
Langsam komme ich ins Schwitzen.
Ist denn nichts hier mal aus Lack?
Oder Seide? Nichts als Sack!?

Nackt noch stehe ich hier rum.
Ach, das ist mir doch zu dumm.
Mach die Augen zu und greife
erst mal nach 'nem Stückchen Seife.

Dieses duftet nach Lavendel.
Singe leis‘ ein Lied von Händel
und entschließe mich dann schnell.
Diesen Hut eventuell?

Nein, auch das ist keine Freude.
So mach ich heut keine Beute.
Stoße mich dann noch am Zeh
und erkenne: Ach, herrje!

Diese Auswahl, die mir offen,
ließ mich irrtümlich drauf hoffen,
daß ich etwas kleidsam finde.
Doch es ist der Schrank vom Kinde.

 

[2010]

In Nachbars Garten

Wenn man von fern nichts sehen kann,
dann geht man eben näher ran.
So sieht man, was man sonst nicht sah
und kommt der Wahrheit ziemlich nah.
Manchmal jedoch ist das nicht schön.
Der Wunsch liegt nah, sie nicht zu sehn.

Doch oftmals täuscht der erste Blick.
Dann geht man eben schnell zurück
Hingegen, wenn das Bild nicht trügt,
wenn es nicht schwindelt oder lügt,
dann hat man, was man haben will;
'ne Antwort laut mal und mal still.

Als ich einmal als Schmetterling
mit Lust im Kopf an Blüten hing
und mir die Welt im Sonnenschein
betrachtete fiel mir gleich ein,
daß hier in diesem grünen Garten
viel mehr als bunter Blüten warten.

Da war zum Beispiel Nachbars Frau,
erinnern kann ich mich genau,
die sich ob ihrer Weiblichkeit
gesonnt hat just zur Frühlingszeit.
Ein rotes Korsett trug das Weibchen,
geschnürt recht eng ums Wespenleibchen.

Dann trug sie noch der Schuhe zwei
aus rotem Leder. Heels ganz high.
Sie lag auf einem warmen Stein,
entspannt von sich gestreckt ein Bein.
Das andre ruhte auch sich aus.
Selbst für 'nen Falter Augenschmaus.

Gerade, als ich dann wegflog,
sie mich mit ihrem Blick anzog.
Ich kam nicht fort und wollt's auch nicht.
Ihr Zauberblick hat viel Gewicht.
Hätt ich 'nen Wunsch, ich Flattertier,
wär gern die Säule neben ihr!

Dann lag sie auf Triumphes Stufen,
gerade so als sei gerufen
sie von der hehren Götterschar
zu präsentieren goldnes Haar
und ihren schön gestylten Busen,
damit die Götter daran schmusen.

Sobald der warme Sonnenschein
gehüllt sie hat vollkommen ein
und mancher sanfte Hauch vom Winde,
als ob das wäre eine Sünde
hebt sie zum Himmel rauf den Blick
und schwebt in ihrem größten Glück.

Um zum Beginn zurück zu kommen,
der Blick, verboten, war verschwommen,
weil zwar im Garten nebenan
man süße Früchte naschen kann,

jedoch ist oftmals falsch der Schein.
Drum lob ich mir die Kost daheim.
 

[2010]

Jahreswetter

 

Weil die Frühlingssonn‘ sich mühte,

Vögel zwitschern im Geäst,

blieb von Winters weißer Güte

nur ein schmutzig-grauer Rest.

 

Damals, in Dezembers Tagen,

glaubte man dem Wandel kaum.

Den Kalender mußt du fragen.

Bunt ist jeder Jahresbaum.

 

Flockenwirbel, Blütenblätter,

kunterbunt des Herbstes Laub.

Ebenso wechselt das Wetter.

Was einst groß war, wird zu Staub.

 

Nun, heute wollen wir beschreiben,

bevor man sich in Schweigen hüllt,

ob Sonnenschein kann immer bleiben,

oder ob sie uns dadurch grillt.

 

Vielleicht mag auch in manchen Kreisen,

das sei mal so dahingestellt,

der Schatten erst das Licht beweisen.

Der Gegensatz als Lauf der Welt.

 

Nun denn, laßt uns das Jahr beginnen,

mit viel Tamm Tamm und Holdrio,

bevor die Zeit uns wird verrinnen.

Im Alter ist das immer so.

 

Im Januar, wie jeder weiß,

fällt Schnee und Wasser wird zu Eis.

Das ist für Autofahrer schlimm,

doch für Natur mitunter in.

 

Im Februar, das ist bekannt,

hat selten man den festen Stand.

Doch bald schon in des Jahres Märzen,

erwärmt das Klima unsre Herzen.

 

Wenn Blüten sich mit Bienen paaren,

dann weiß der Imker schon seit Jahren

daß Honigernte gut gelingt

und ihm recht viel zum Nutzen bringt.

 

Das Sprichwort sagt von dem April,

daß oft er nicht weiß, was er will.

Jedoch das weiß er ganz genau.

Und darum ist der Monat schlau.

 

Vom Monat Mai hingegen spricht

man oft als wahres Wonnelicht.

Dies allerdings fällt ihm meist schwer.

Drum muß der Mensch selbst halten her.

 

Im Juni sind dann glatt die Wogen,

die erst das Wetter hat verbogen.

Auch der Juli, des Junis Bruder,

zeigt sich zuweilen als ein Guter.

 

Der August hat mitunter Freude

an heißer Luft und Mückenbeute.

Er läßt uns Menschen kräftig schwitzen,

daß der Schweiß läuft in allen Ritzen.

 

Septemberwetter läßt hingegen

die Bauersleut‘ sich fleißig regen,

daß Korn und Stroh sei rasch geborgen,

um so zu meiden Wintersorgen.

 

Auch im Oktober sieht man schaffen

die Leute, denn anstatt zu gaffen

nach goldnen Äckern, grauem Himmel,

schützen die Frucht sie vor dem Schimmel.

 

Denn der November kommt recht bald.

Schon wird es draußen ziemlich kalt.

Der Wind bläst durch manch dünne Seide

und manche Blätter in die Weite.

 

Dann schließlich naht Dezembers Ende.

Frieren uns auch nicht nur die Hände,

so freuen wir uns auf die Ruhe,

wenn gut gefüllt der Mühe Truhe.

 

So sieht man, daß zu allen Zeiten,

wie man das Leben auch begeht,

die Jahreswetter uns begleiten,

ganz gleich, wie es um uns auch steht.

 

Und wenn der andre und der eine

auch meint, ihn trifft das Schicksal hart,

dann vergißt er im Sonnenscheine

zu schätzen, wenn es küßt ihn zart.

 

Ich will mich diesem nicht ausschließen.

Auch mir ist hin und wieder gram,

wenn Ungemach ins Kraut will schießen.

Doch heute Abend bin ich zahm.

 

[2010]

Die Kleinbahn

 

Von Wallwitz fuhr ’ne Kleinbahn ab.
Bis nach Wettin, zur Saale.
Mal ging’s bergauf, mal ging’s bergab,
mal längs dem Götschetale.

Gebaut ward sie durch vieler Hand,
bezahlt aus vielen Taschen.
Und transportierte meistens Sand.
Auch Leute mit Gamaschen.

Selbst Kohle, Rüben und Getier
sind einst die Fracht gewesen.
Aus dieser Zeit, das wissen wir,
gibt es nicht viel zu lesen.

Wollt‘ damals man mit jenem Zug
die nahe Welt bereisen,
so mußte man, das ist kein Lug,
bergan gehn zu den Gleisen.

Die Güter wurden auf Niveau
der Fernbahn umgeladen.
Man sieht heut’ nicht mehr dieses Wo
Kaum Spuren von den Pfaden.

In einem schlanken Bogen dann
und über eine Brücke
ging es hinauf zum Chausseedamm.
Wer’s weiß, ahnt manche Stücke.

Ein Bahnhof war das nächste Ziel.
Morl stand zwar drauf, verwegen.
Zu Beidersee gehörte viel.
In Sylbitz hat’s gelegen.

Schon hatte man den Zweck erreicht,
weshalb der Zug gekommen.
Mit Formsand gießt es sich ganz leicht,
der reichlich ward gewonnen.

Doch heute setzt die Reise fort,
der Zug mit seinen Wagen.
Gedanklich zieht’s uns an den Ort,
wo Ritter früher lagen.

Nun ging es wieder querfeldein,
vorbei an Feldern, Wiesen.
Am besten, man reist nicht allein,
will man die Fahrt genießen.

Der Bahnhof Görbitz kam in Sicht,
einsam auf weiten Fluren.
Von Gimritz sah man selten Licht,
weil sie am Tage fuhren.

Jetzt wieder führt abwärts der Weg,
durch alte Porphyrspalten.
Verwachsen ist heut mancher Steg.
Nichts bleibt uns so erhalten.

Erhalten blieb ein altes Haus,
drin einst die Templer wohnten.
Die Schienen liefen gradeaus
vorbei, wo diese thronten.

Heut sieht man manche Reste noch,
an beiden Seiten Steine.
Die Brücke fehlt indes jedoch
in Müchelns Sonnenscheine.

Dann querte die Bahn unbeschrankt
noch jene Durchgangsstraße.
Am Ziel hat man sich dann bedankt
mit Saaleduft verwöhnter Nase.

Erreicht war Wettin jetzt zum Schluß.
Der Stammsitz alter Sachsen.
Ich winke mit der Hand als Kuß;
der alten Zeit entwachsen.

Das Auto bringt uns schnell voran.
Durcheilt die Welt im Fluge.
Doch manchmal denke ich daran:
Gemütlich war’s im Zuge.

 

[2011]

Sturm am Meer

 

Rauschend türmt sich Well‘ an Welle.

Sturmgepeitschte Möwen schrein.

Donnerwolken, wo einst helle.

Erste Blitze schlagen ein.

Schutz sucht sich des Menschen Habe.

Jeder Hafen ein Versteck.

Daß das Meer nicht wird zum Grabe,

heißt es jetzt: All hands on deck.

 

In den Wanten die Matrosen

hangeln sich zum Mast empor.

Ihre ölgetränkten Hosen,

deuten an den Shantychor.

Doch zum Singen ist beileibe

niemand hier grad aufgelegt.

Auch die Lust nach einem Weibe

hat das Wetter weggeweht.

 

Kiefern beugen sich zum Lande.

Jede Lüge ausgeträumt.

Schilfgras hält sich fest im Sande.

Fortfliegt, was den Halt versäumt.

Wer weiß, wieviel Kilometer

sich das Unheil einverleibt.

Der Mensch neigt sich vor dem Täter,

hofft, daß noch was übrig bleibt.

 

Doch so schnell, wie es gekommen,

ist vorüber oft der Spuk.

Die Natur steht auf, benommen.

Wer vorsorgte, gilt als klug.

Denn wer denkt, er sei der Stärkste,

hat von vornherein verspielt.

Jedem droht einmal das Ärgste,

ganz gleich, ob Fortuna schielt.

 

[2011]

Ein Sommertag

 

Sommer, Sonne, Sonnenschein!
Was fällt mir dazu jetzt ein?
Badesachen an und aus.
Rein ins Wasser, wieder raus.
Eis am Stiel und Kaltgetränke.
An ‘ne Bockwurst ich auch denke.
Sonnenbrillen muß man haben.
Sonnenmilch in diesen Tagen.
Hautschutzfaktor allemal.
Sonst der Abend wird zur Qual.

Viele schöne junge Damen,
Burschen mit Waschbrettbauch kamen.
Schwach bekleidet an dem Strande,
liegen sie im heißen Sande
auf Matratzen, die mit Luft
prall gefüllt sind. Und der Duft
vom mitgebrachten Mückenspray
treibt die Biester weg vom See,
daß sie anderswo sich laben,
an dem Blut, das gern sie haben.

Dann, als müßt man sich beweisen,
alle sich ins Wasser schmeißen.
Ob mit Ball oder mit ohne,
sieht man Väter mit dem Sohne,
Mütter, die den Töchtern sagen,
sie soll‘n sich nicht zu weit wagen
zu den jungen Burschen hin.
Denn, man kennt ja deren Sinn,
sich mit Mädchen zu vergnügen.
Hab ich Unrecht? Tu ich lügen?

Andernorts, an gleicher Stelle,
mal ganz langsam, manchmal schnelle,
sieht man auch verliebte Pärchen,
die sich küssen wie im Märchen.
Haben sich im Mai gefunden
und genießen nun die Stunden,
bis es heißt sich zu entscheiden,
ob man sich kann länger leiden.
Oder ob es nur ein Traum,
süß wie Speiseeis und Schaum.

Aber auch der Einzelgänger
hält‘s am Strand aus nicht mehr länger.
Schwimmt wie’n Hai um Mädchenköpfe.
Hofft zu knüpfen Freundschaftszöpfe.
Diese sind indes versessen
Streß und Alltag zu vergessen.
Haben Spaß in kühlen Wellen,
bis am Himmel Wolken quellen.
Sie verheißen nicht viel Gutes.
Wer jetzt bleibt, ist schlechten Mutes.

Schnell springt deshalb jedermann
aus dem Wasser, daß er kann
seine Sachen rasch z‘sam packen.
Schon von fern des Blitzes Zacken
und des Donners dumpfes Grollen.
Da ist wirklich nichts zu wollen.
Alles rennt in Sicherheit.
Regentropfen sind nicht weit.
Unterstellen ist jetzt Pflicht,
soll nicht aus, das Lebenslicht.

Prasselnd rauscht es schon hernieder,
wovon es gibt reichlich Lieder.
Dampfend dann der Dunst sich hebt
über Straßen, Wiesen weht
allbekannt etwas Ozon.
Das Gewitter ist weg schon.
Nur von Weitem hört man‘s grummeln.
Zeit nach Hause hin zu bummeln,
wo, das ist so keine Frage,
klingen aus, die Sommertage.

Nun, die einen wollen grillen,
um den Appetit zu stillen
mit perfekten Steaks und Wurst,
und verschiedentlich den Durst.
Nicht so sehr die jungen Leute.
Tanzen, rocken, poppen heute
bis in später Sommernacht
sie der Vollmond still bewacht.
Weil der Tag geht so zu Ende,
ruhen nun auch meine Hände.


[2012]


Der Kranich

 

Ein Kranich flog einst über'n Teich.
Da zog ich ganz gewandt sogleich
die Kamera aus meiner Tasche,
daß ich ein Bild von ihm erhasche.
Ich stellte ein und fokusierte,
Belichtungszeit und optimierte
den Weißabgleich und Blende acht,
weil man bei Sonnenschein das macht.
Die Sensorpunkte brav gesetzt,
den ISO-Wert auch nicht zuletzt.
Dann aufs Stativ, damit nichts zittert.
Der Goldne Schnitt noch schnell vergittert.
Doch nach der ganzen Fummelei,
war längst der Kranich weg, vorbei.

[2012]

Frühlingssonett - II

 

Wenn lang ersehnt der Frühling sich nun zeigt,
mit den verschiedentlichsten ersten Blüten,
dann kann der alte Winter noch so wüten.
Der Schlußakkord der Stille wird gegeigt.

Manch Frohnatur mit Blumen vor dem Bauch,
mit Schubkarre oder auch andrem Wagen,
wenn es zu schwer ist, um sie schlicht zu tragen,
erscheint, wie auch ein ewig grüner Strauch.

Verzierte Mühlenflügel drehen,
man kann sie schon von weitem sehen,
sich hoffnungsvoll im halbwegs warmen Wind.

Und Bänder, Kränze, ebenso geschmückt,
noch jungfräulich an jedes Herz gedrückt,

zeigen, daß wir doch Frühlingskinder sind.

 

[2013]

Gartenarbeit

Wohl dem, der einen Garten hat.
Der findet stets Motive satt.
Er kann just aus dem Vollen schöpfen
und braucht nicht Rosen, Tulpen köpfen.
Muß nicht zum Blumenhändler laufen,
um dort Modelle sich zu kaufen.
Doch soll er auch den Boden pflegen,
darf düngen, gießen, Pflanzen hegen.
Hat Störendes gezielt zu rupfen
und hier und da das Unkraut zupfen.
All das, wenn ich's mir recht bedenke,
ich lieber doch dem Gärtner schenke.

 

[2013]

Entspannung auf der Insel

 

Nach Sturm und Regenjammer
zog es uns Rügen zu.
Dort, nah der Stubbenkammer,
zu finden Rast und Ruh.

In Lohme hat gelegen
das stille Domizil.
Das kam uns sehr entgegen;
Entspannung braucht nicht viel.

Auch wenn von wilden Wogen
umspült der Schwanenstein,
war’s still am Eckstein oben.
Drum ging es uns allein.

Hier zwischen Kap Arkona
Und jenem Königstuhl,
fern ab des Kampfs Korona,
war es nur einfach cool.

 

[2015]

Unheil am Meer

( Frei nach einer wahren Geschichte aus dem Jahr 1956, entnommen einer Schautafel vor Ort. )

Kommst du mal hin nach Lohme,
an Rügens Waterkant,
triffst du auf einen Findling;
der „Schwanenstein“ genannt.

Der Fels, seit ew’gen Zeiten,
dient diesem Strand als Zier.
Unweit der Kreideböschung
liegt er noch heute hier.

Er kündet von viel Schmerzen,
die jener Ort gebar.
Von tragischer Geschichte
Vor mehr als fünfzig Jahr.

Die See ist sanft und eben
und schon ein wenig weiß.
Die Wogen sind geglättet
von einer Schicht aus Eis.

Da ziehen just am Morgen
vom nahen Orte her
mit Tatendrang geboren
fünf Burschen an das Meer.

Sie singen und sie lärmen
mit Stock und Stein gar viel.
Erfreuen sich des Winters
mit jugendlichem Spiel.

Schnell ist das Eis betreten.
Es hält die kleine Schar.
Manch Mahnung sie verwegen
vergessen ganz und gar.

Da schlägt das Wetter plötzlich
und ohne Warnung um.
Das Eis, es bricht nicht wenig.
Der Kinder Schrei bleibt stumm.

Nur zwei der fünf gelingt es
zu springen an das Land.
Die andren drei ersuchen
den Schwanenstein um Stand.

Weil selbst das nahe Ufer
wird nimmerfort erreicht.
Mit sturmgepeitschen Wogen
die Höllensee nicht weicht.

So stürzen ganz verzweifelt
die beiden Jungs hinauf
zum alten Badeorte
und jede Tür springt auf.

Ein jeder eilt zu helfen,
mit Vater-, Mutterherz.
Mit Stangen und mit Seilen
und Flehen himmelwärts.

Doch alle Müh verloren.
Man kommt nicht an den Stein.
Derweil auf eis’gem Felsen
die Kinder ganz allein.

Da ruft man rings im Lande
nach noch mehr Hilfe aus.
Und alle, alle kommen.
Niemand hält es Zuhaus.

Vom nahen Fischerhafen,
gar Panzer, Militär.
Selbst durch die Luft geflogen
von fern Berlin hierher.

Doch alles Mühen, Wagen
bringt ihnen Rettung nicht.
Der Tag vergeht mit Tosen
und manche Fackel bricht.

Erst als am nächsten Morgen
die Sonne wieder scheint,
ist jener Sturm verzogen.
Der Menschen Seele weint.

Nun kann man zu dem Felsen,
wo das Unglück stattfand,
zu bergen die drei Knaben
als Eis – doch Hand in Hand.

 

[2015]

 

Schwanenstein in Lohme / Rügen

fotografiert am 19.1.2015

 

  Auf dem Balkon


Ich stehe hier auf dem Balkon.
Der Schnee ist nunmehr fast davon.
Man sieht hier Möwen und auch Krähen.
Ob sie mich auch hier stehen sehen?

Die Straßenbahn fährt schnell vorbei.
Wie auch die Autos, mehr als drei.
Die Straßen sind gesäumt von Bäumen
und Häusern auch; drin Leute träumen.

Zuweilen kommt auf sanften Wogen
auch mal ein Flugzeug angeflogen.
Ein Hubschrauber zum Krankenhaus.
Er ladet dort Patienten aus.

Damit man sie schnell heilen kann.
Gleich ob es ist ‘ne Frau, ein Mann.
Und daß es mich nicht dahin ziehe,
geh ich nun rein, ganz ohne Mühe.

[2017]

Geräteprüfung


Heut stehe ich vor der Aufgabe
zu prüfen jenes Kunden Habe,
die ihm das Leben leichter macht
bei Tage wie auch in der Nacht.
Daß sie nicht wird zum Bumerang;
ihm schadet mehr, als Gut gelang.

Elektrik ist’s, die ich betrachte.
Mit allem, was man dabei achte.
Geräte, die man schnell verwendet,
damit die Mühsal gleichsam endet.
Wie auch zum Spaße angetrieben.
Was wir als Menschen nun mal lieben.

Als erstes schau in allen Lagen
das Ding ich mir an, um zu sagen,
ob äußerlich die Norm gewahrt,
kein Schlag an das Objekt zu hart
gewesen ist für das Gehäuse.
Gefahrlos auch des Stromes Schleuse.

Hat es die Prüfung gut bestanden,
wird mit dem Werkzeug, das vorhanden,
alsbald die Sache schnell verbunden
und Punkt für Punkt von mir gefunden.
So wie es in der Norm beschrieben,
die Prüfung schnell voran getrieben.

Ist ohne Fehler der Schutzleiter
geht es zum Widerstande weiter,
der angibt, wie getrennt die Phasen,
durch die die Elektronen rasen,
von einem zu dem andren Ende
verlaufen in des Kabels Wende.

Nicht alles kann das Auge sehen.
So kann es leider auch geschehen,
daß Fehlerströme sich verzweigen,
weil sie gerade dazu neigen,
das einfachste an Weg zu finden,
ob vorn, inmitten oder hinten.

Gelang es dieses auszuschließen,
erachtet man es als bewiesen,
daß ungefährlich das Verwenden
in des Benutzers fleißig Händen,
als auch die hier gestellten Mauern
schadlos das Wirken überdauern.

Vorletztlich wird noch mal gemessen,
ob alles, was er einst besessen
an Werten wie auch an Funktionen,
den Gegenstand entsprechend lohnen.
Das Meßgerät darf ich jetzt trennen,
weil das Ergebnis wir nun kennen.

Zum Schlusse kann ich beurkunden,
daß hier kein Fehler ward gefunden.
Dann klebe ich noch Ediketten
im Sinne, daß ich kann drauf wetten,
hier wird kein Schaden je entstehen,
bis wir im Jahr darauf uns sehen.

[2018]

  Herbstwetter


Der Sommer warm,
der Herbst nicht minder.
Nun ist gespannt
man auf den Winter.

Die Vögel zwitschern,
hört ich am Morgen,
fast frühlingshaft.
Gibt’s Grund zu Sorgen?


[2018]

 

Weihnachtsbaummemorandum


Wo ist er hin, von dem ich dachte,
daß er bis Ostern mich bewachte?
Der mich bei Tag und Nacht erfreute
und dessen Kauf ich nicht bereute?

Es hingen Kugeln an ihm; Kerzen.
Lametta auch, um ihn zu herzen.
Er strahlte voll von Waldesduft,
begrünte unsre Zimmerluft.

Auch nach dem Fest hielt er sich wacker.
Nicht eine Nadel fiel vom Acker.
Nur langsam neigten sich die Äste,
wie allzu lang gebliebne Gäste.

So war die Frau schließlich dagegen
und konnte mich dazu bewegen,
ihn einfach kurz und klein zu schneiden,
wenngleich ich es nicht mochte leiden.

Doch bleibt Gewißheit mir erhalten,
im neuen Jahr ist’s wie im alten.
Kommt dann heran die Weihnachtszeit,
steht auch ein neuer Baum bereit.


[2019]

Im Tierpark


Vor langer Zeit, als ich noch Kind,
wir in den Zoo gefahren.
Damit ich lerne, was wir sind.
Und was wir einmal waren.

Da gibt es Hirsche, Rehe. Ah!
Zwischen belaubten Bäumen
stehen zwei Steinböcke sich nah;
vom Kampfe sie wohl träumen.

Es träumt der Eisbär wohl vom Eis
auf seiner Betonscholle.
Denn sicher ist dem Burschen heiß,
in seiner dichten Wolle.

Unweit davon die Brüderschaft.
Nur ‘s Fell hat andre Farben.
Bestimmt, wenn’s einer hätt geschafft,
manch Zoogast zierten Narben.

Desgleichen wohl auch nebenan,
dort wo die großen Katzen
nicht wissen mehr, was fängt man an
mit Krallen und mit Tatzen.

Bald sehe ich dem Löwen zu
in seinem Raubtiergatter.
Ich glaube, daß ihm fehlt die Ruh
vom nahen Gansgeschnatter.

So zieh ich los, mit großem Plan
die Vögel zu ermahnen.
Doch als ich komm am Teiche an,
sind still sie wie die Ahnen.

Daneben steht ein Taubenhaus,
ich hör sie leise gurren.
Die Perserkatz sieht hungrig aus,
doch darf sie jetzt nur schnurren.

Das alles schaut das Nilpferd nicht.
Es prostet mit den Zähnen.
Obwohl tagsüber Sonnenlicht,
scheint es fortan zu gähnen.

Sodann ich im Aquarium bin,
dort wo die Fische schwimmen.
Ein Alligator glotzt zu mir hin,
als will er mich gewinnen.

Auch Schlangen gibt es und Getier,
das ich noch nie gesehen.
Zum Glück sind dicht die Scheiben hier.
Es kann mir nichts geschehen.

Und nach dem nassen warmen Reich
locken mich die Giraffen.
Ich aber bleib und werd nicht weich.
Wende mich zu den Affen.

Was springen sie im Käfig rum?
Als ob sie närrisch waren.
Doch sind sie in der Tat nicht dumm.
Das kann man leicht erfahren.

Was sieht mein forschend Auge nun?
Das, was die Füße fanden.
Sie stehen, als wär nichts zu tun,
die grauen Elefanten.

Und bald darauf, wie jedes Jahr,
im prächtigen Gefieder,
die rosarote Vogelschar.
Flamingos immer wieder.

Die Erdmännchen auf ihrem Berg
sind ganz geschickte Leute.
Droht mal Gefahr, dann pfeift der Zwerg.
Verschwunden ist die Meute.

Noch viele Tiere kann man sehn,
ob große oder kleine.
Die einen auf acht Beinen stehn,
die andern haben keine.

Nun langsam wird es für mich Zeit,
den Tierpark zu verlassen.
Für Fortsetzung bin ich bereit.
Ich werd’s ins Auge fassen.


[2019]

Notre-dame de flamme

( Fünf Tage nach dem Brand geschrieben. - 20. April 2019 )

Früher waren wohl die Leute
manchmal schlauer als wir heute.
Oder auch mal umgedreht,
je nachdem, wie man’s versteht.
Wie man Können definiert,
das aus Wissen resultiert.

Manches Handwerk ist vergessen.
Viel von dem, was man besessen,
schlummert heute in den Mauern,
deren Ausmaß uns erschauern
läßt und ehrfürchtig erbeben,
während wir das Smartphone heben.

Weltweit kann man heut noch schauen,
was die Menschen konnten bauen,
wenn allein mit Muskelkraft
sie beharrlich was geschafft.
Was Baumeister einst erdachten,
muß in Ewigkeit man achten.

Als vor fast eintausend Jahren
Geist und Körper einig waren,
sich gemeinsam aufzuraffen,
etwas Großes zu erschaffen,
mußten sie auf viel verzichten.
Wie die Chronik weiß zu richten.

Acker ist nur, sanfte Wiesen.
In die Seine sich Bäche gießen.
Hütten stehen, engbemessen.
Harte Arbeit, wenig Essen.
Da ergeht nun der Entschluß,
daß sich etwas ändern muß.

Fleißig wird der Fels gebrochen.
Monate, nicht nur für Wochen,
sieht man, wie der Platz, nun eben
wird ein Fundament ergeben.
Hierzu greift man in die Erde,
daß ein fester Stand draus werde.

Gleichsam holt man große Steine.
Schleppt herbei sie, von alleine
regt bekanntlich sich kein Ding,
wenn nicht eine Kraft dran hing.
Aber auch Holz muß man holen.
Bretter, Latten, dicke Bohlen.

Schließlich ist der Bau bereitet,
daß er bald zum Himmel schreitet.
Was als Fels noch ohne Form,
wird gemeißelt. Schon enorm,
wie des Menschen schwache Kräfte
wachsen durch Gemeinschaftssäfte.

Immer wieder prüft der Meister,
ob der Bau läuft. So beweist er,
daß getreulich man im Plan,
alles stimmig, nichts vertan.
Denn wenn etwas wird abweichen,
gibt es nicht nur Stein als Leichen.

Jahr für Jahr wird nun gemauert,
und wenn es auch noch so dauert,
sieht man Tag für Tag im Leben
sich das Bauwerk sanft erheben.
Neue Moden fließen ein.
Oft verändert mancher Stein.

Mauern wachsen, Türme steigen.
Jetzt schon Pilger sich verneigen
vor der Glorie der Macht.
Wie ein Auge angebracht,
sich das Rondell präsentiert.
Pralles Licht ins Schiff einführt.

Nun bleibt noch das Dach zu schließen.
Aus den Seiten, wie bei Riesen,
wachsen Bögen fingergleich
um zu stützen dieses Reich.
Nun kann man sakral verzieren,
auf daß Seelen nicht verlieren.

Aus den Enkeln werden Greise
und auf alt bekannte Weise
reift der Nachwuchs schnell heran,
daß vielleicht er’s besser kann.
Noch hält Fortschritt sich im Rahnen.
Von Moderne nichts zu ahnen.

Dann dreihundert Jahre später,
dreimal mehr erfühlt es jeder,
ragt er hoch, der Mühe Lohn
in den Himmel wie ein Thron,
grad so, wie um Gott zu preisen,
seine Allmacht zu beweisen.

Doch der Zahn der Zeit, er nagt
an manch Hause ungefragt.
Deshalb muß man sich aufraffen,
stets und ständig neu erschaffen,
daß vom Bauwerk eingenommen
Spätere wenn sie herkommen.

Hierzu rüstet man flugs ein,
was gerichtetet will sein.
Mauert, spachtelt, zementiert
was sonst möglich dazu führt,
daß die Steine, die noch oben,
wenn sie fallen, schrecklich toben.

Heute hat man Technik viel,
meistens grad zu einem Ziel,
sich die Arbeit leicht zu machen
und für manche andre Sachen.
Doch erwachsen draus Gefahren,
die vergißt man mit den Jahren.

Vielleicht ist’s auch die Routine,
die uns bringt auf manche Schiene,
welche wir nicht haben wollen.
Doch dem Schicksal muß man zollen.
Denn wenn wir nicht Obacht geben,
kostet’s schlimmstenfalls das Leben.

Kurz vor Ostern, Frühlingsfreuden,
fern die Sorgen. - Plötzlich läuten
überall, auf jedem Hause,
Feuerglocken ohne Pause.
Und Sirenen laut aufheulen.
Ganz Paris sieht Feuers Säulen.

Was geschieht hier, hört man fragen.
Keiner weiß was rechts zu sagen.
Doch dann bricht der Ruf sich Bahn:
„Notre Dame brennt!“ Welch er Wahn!
Frankreichs Seele, Frankreichs Herz
muß nun leiden tiefsten Schmerz.

Und sie rennen hin zu retten,
um zu bilden Eimerketten,
um zu helfen, wenn die Wehren
ihre vollen Tanks entleeren,
wenn vom nahem Heimatflusse
Kühlung schießt zu einem Gusse.

Noch verdampfen Wassermassen.
Feuers Brunst ist nicht zu fassen.
Flammen wie aus Höllenschloten,
lechzen das Gebälk zu schroten.
Und so stürzt im roten Schein,
Stück für Stück vom Dache ein.

Wie ein Wunder mag da scheinen,
daß trotz dieses Unheils keinem
körperliche Pein geschah.
Wenn auch manche ziemlich nah
heldenhaft zur Rettung schreiten,
um zu bergen Kostbarkeiten.

Endlich ist die Glut bezwungen.
Jetzo wird hinein gedrungen
in die einst so stolzen Räume.
Ausdruck gottgeweihter Träume.
Nicht nur Rauch macht’s Atmen schwer.
Schon der Anblick lastet sehr.

Auch wenn vieles liegt in Scherben,
können dennoch unsre Erben
einen Neuaufbau beschließen.
Spenden schon gewaltig fließen.
Fahnen werden fleißig wehen,
Notre Dame neu auferstehen!

 

[2019]

Die Legende von Ludwig dem Springer


Der Ludwig, seines Zeichens Graf,
war schon als Kind nur selten brav.
Oft mußte ihn, von Standes wegen
sein Vater deshalb härter hegen.
Dies aber kam zu Ritters Zeiten
nicht selten vor bei solchen Leuten.
Es machte Väter sogar stolz,
wenn Söhne aus besondrem Holz.
Was sollten sie auch anders denken,
kaum sie einander etwas schenkten.

Wie Paris einst mit Helena,
erging es Ludwig, als er sah
unweit entfernt von Thüringen
die holde Adelheide singen.
Allein, sie war Graf Friedrichs Frau.
Kein Grund, wenn man's anstellte schlau.
So lud der Ludwig Friedrich ein,
zu jagen nach dem wilden Schwein.
Und als sie dann im nahen Wald -
Der Buhler macht den Gatten kalt.

Des Friedrichs Bruder indes ging
zu Kaiser Heinrich, denn es hing
vielmehr daran, als nur die Ehr.
Ein reichlich Land zählte schon sehr.
Der vierte Heinrich jedoch war
nicht heimisch. So verging manch Jahr
bis just der Ludwig, mal auf Reisen,
ergriffen und gesteckt in Eisen.
Auf fester Burg Giebichenstein
saß er zwei weitre Jahre ein.

Von sechs Landrittern streng bewacht
mußt warten nun manch lange Nacht,
bis sich ergab Gelegenheit,
daß er sich aus der Burg befreit.
Er sandt dem Diener Instruktionen,
es würde sich für diesen lohnen,
und spielte seinen Wärtern vor,
er Leib und Seele bald verlor
käm er nicht kurz ans Tageslicht.
Sie selber dann vors Strafgericht.

Sein Diener hatte dienstversessen
den Plan des Grafen nicht vergessen.
Er kam herbei mit Fuchs und Schimmel,
als Ludwig sprang wie aus dem Himmel
vom hohen Felsen in die Saale
entbunden von gepflochtnem Stahle.
Und schwamm zum Ufer, griff die Zügel
des Pferdes, so dann über Hügel
und Felder, Wiesen, Wald und Au
ritten sie zu des Flüchtlings Frau.

Dies war inzwischen Adelheide,
die ihrerseits mit großer Freude
den Grafen in die Arme schloß
und tränend dankte Knecht und Roß.
Sie wußte allerdings, ihr Mann
wurde bedroht von Acht und Bann.
So mußten sie zum Papste pilgern,
durch Buße jedes Urteil mildern.
Der sprach sie frei mit seinem Finger.
Und Ludwig hieß: Ludwig der Springer.


[2019]

Tautologien zu Pferde



Ein reitender Ritter ritt auf einem weißen Schimmel reitend
durch die feuchtwarme Schwüle des morgendlichen Sonnenaufganges,
als ihm ein schneeweiß ergrauter Greis auf einem schwarzen Rappen
hinter einer einen ruhig dahinfließenden Fluß überbrückenden Brücke
direkt geradewegs handwedelnd grüßend entgegen geritten kam
und ihm, zu ansprechender Sprache bekennend, bekannt gab,
daß er so eben unlängst einen dunkelbraunen Braunbären
mit einem langen spitzen Spieß tödlich aufgespießt hätte,
weil dieser jener seinerseits zuvor rasend schnell eilend
eine besonders jungfräulich premenstruale Jungfrau,
um Leib und Leben angreifend, vor sich her hetzte,
was wiederum er nie und nimmer nicht gestatten wollte,
so das er selbst seinerseits seine persönliche Anwesenheit
zum Nutzen aller anderen Angehörigen derselben nutzte,
weshalb nun im bislang allgegenwärtig grasgrünen Gras
des Bären blutrotes Blut sich breitflächig ausbreitete.


[2019]

Arminius

oder Hermann der Cheruster


Wenn sich im Winter Welten zieren,
Dank Eis und Schnee die Menschen frieren
Und darum sich in warmen Zimmern,
Anstatt bei Hagelschlag zu wimmern,
Oder bei hellem Sonnenscheine
Am Strand, im Park oder alleine
Im eignen Garten auf der Matte,
Soweit man hat ein wenig Schatte,
Ein gutes Buch hervor zu nehmen,
Braucht niemand sich deshalb zu schämen.

Wenn dann man kann noch jenes sagen,
Daß anders als in unsren Tagen
Statt seichtes etwas mit viel Tiefe
Den Leser zu dem Buche riefe,
Worin er findet kluge Sachen,
Vielleicht sogar zum selber machen,
Entspannung in den Taten findet,
Wovon des Buches Held verkündet,
Von Helden aus der Welten Weiten,
Denn die gibt‘s dort zu allen Zeiten.

Ob es die Wahrheit ist, ob Märchen,
Ob’s einer ist oder ein Pärchen
Von dem man hören kann und lesen,
Das was vor langer Zeit gewesen,
Es mag mir ganz egal erscheinen,
Wenn wir uns nur darüber einen,
Daß alles das was ich erdachte,
Worüber ich mir Mühe machte,
Ist für den Leser hier geschrieben;
Mag er mich hassen oder lieben.

Nun denn, lest was ich hier berichte
Aus einer früheren Geschichte,
Als noch die Römer sind gezogen
Von Gallien her im breiten Bogen
Über den Rhein das Land zu fassen,
Somit Germanen nicht zu lassen,
Was diese als die Heimat nannten,
Weil sie nun mal nichts andres kannten
Und auch nicht jene großen Städte,
Auf die kein Rom verzichtet hätte.

Tiberius errang mit Siegen
Ein Land mit Mücken und mit Fliegen
Und mit viel Wald und mit viel Mooren
Genau dort wo Armin geboren
Und wo er aufwuchs als des Fürsten
Segimers Sohn mußt er nicht dürsten
Oder gar hungern dort im Lande,
Auch wuchs er auf mit dem Verstande,
Der durch Erziehung wird erblühen,
Wenn er durch fremdes muß einst ziehen.

Das ganz genau geschah dem Knaben,
Weil Römer wollten Geiseln haben,
Diese nach Rom man letztlich brachte
Und aus Germanen Römer machte,
Sie so manches Können lehrte
Und schließlich selbst das Wissen mehrte,
Wie anders als in Wald und Heide
Zurecht kam auf der neuen Seite
Man vielerorts an fremden Flüssen,
Hat alles Armin lernen müssen.

Was heute Spanien heißt, was Franken
Gab stets Gelegenheit zu zanken
Mit vielen einheimischen Leuten,
Die sich beileibe nicht erfreuten
Daran daß man sie nun erkannte
Als provinziale sie benannte,
Tribute sie nun zahlen mußten,
Auch wenn sie selbst nicht einmal wußten,
Wie sie sich nun ernähren sollten;
Besatzer stets bei Verzug grollten.

Dies grollen machte Armin stärker,
Auch wenn er sah, daß jener Ärger,
Einzig erwuchs aus Volkes leiden,
Hielt er sich noch zurück bescheiden
Und machte sich bald einen Namen,
So das die Höheren drauf kamen,
Ihn etwas mehr zu protegieren,
Damit man ihn nicht wird verlieren,
Sobald es die Gelegenheiten
Ergeben in Germaniens Weiten.

Das war im Jahre sechs und sieben,
Als es die Römer übertrieben
Mit ihrer gier nach mehr Provinzen,
Manch armes Dorf ging in die Binsen,
Vor allem weil des Varus Leute
Erhofften sich manch fette Beute
Von rechts des Rheines zu erraffen,
Um diese dann nach Haus zu schaffen,
Ohne dabei daran zu denken,
Wie manchmal die Geschicke lenken.

Als ein Führer der Germanentruppe
Innerhalb der Vielvölkersuppe
Versah Arminius nun Aufgaben,
Die ihm manch Aug geöffnet haben
Und die Gedanken in ihm reifen,
Zum Mittel der Gewalt zu greifen,
Um neuen Vorstoß zu verhindern
Weil Römer ungern überwintern
Im düsteren und feuchtem Kalten,
Selbst wenn die Bürger deshalb schalten.

Und weil selbst Varus, der Statthalter,
Dem Wetter floh, in seinem Alter,
Zogen nach Westen drei Legionen,
Um dort gemütlicher zu wohnen,
Als dies rechtsrheinisch möglich wäre,
Vergnügen bricht Soldatenehre,
Und kamen dabei an manch Hügeln
Vorbei und mußten sich sehr zügeln
Noch schneller als sonst durchzureisen,
Als folgte wer mit glühend Eisen.

Arminius hatte unterdessen
Die eignen Leute nicht vergessen,
Weil er sie heimlich sprechen wollte,
Da ganz Germanien Varus grollte,
Um sie zu einem Bund zu einen,
Von dem man sah bislang noch keinen,
Der auch nur konnte ansatzweise
Aufhalten jene Römerkreise
Die unbegrenzt sich weit ausbreiten,
Indem sie raffend vorwärts schreiten.

Alsbald versandt man die Nachrichten,
Die von Aufständen jetzt berichten
Und von vereinzelten Gefahren,
Wie es schon vorkam in den Jahren,
Die Varus hier im Lande weilte,
Drum Armins Truppe abseits eilte
Um diese endlich aufzulösen,
Damit man weiter könnte dösen
In sicherem Wintergefilde;
Nur Narren führen was im Schilde.

Doch schien man Armin zu bedrängen
Mehr als man dachte, aber hängen
Ließ man ihn nicht nebst seiner Gruppe,
Denn Römern war gewiß nicht schnuppe
Was mit Kohorten nun passierte,
Wenn mal ein Feind es frech riskierte,
Die Legionäre anzugreifen,
Was wiederum könnte ausschweifen
Zu einem Krieg mit vielen Toten,
Wie einst passiert gegen die Goten.

So ließ Varus den Troß abschwenken,
Ohne dabei daran zu denken,
Es könnt sich um ´ne Falle handeln
Und alle bald im Jenseits wandeln,
Wo in elysischen Gefilden
Sich neue Wichtigkeiten bilden,
Wo ohne Ansicht der Personen
Die Toten beieinander wohnen
Und nicht mehr zur Verfügung stehen,
Wenn auch Familien noch so flehen.

Der Zug zog nun auf engen Pfaden
Durchs Unterholz anstatt auf graden
Straßen über Felder und Wiesen,
Wie ´s grad die Römer sehr genießen,
Dem Feinde sich zum Kampf zu stellen,
Um dessen Reihen aufzuhellen,
Um somit schnell zum Sieg zu kommen;
Das alles war ihnen genommen
Als sie sich durch die Büsche schlugen
Und dabei noch viel Lasten trugen.

Das aber war Arminius Wille,
Ihnen zu reichen bittre Pille,
Durch manche Schlucht hindurch zu zwängen,
Um dann von allen beiden hängen
Sie in Gefahr und Tod zu bringen,
Damit in Heldenliedern singen
Noch spätere Generationen,
Die sicher dann in Freiheit wohnen
Ohne große Sorgen sich zu machen
Und so andre schlimme Sachen.

Drei Tage währte jenes Schlachten,
Weil die Germanen nicht dran dachten,
Den Römern Gnade zu erweisen,
In vielen Körpern steckte Eisen
Oder es fielen Körperteile
Zum Opfer Speer und Schwert und Beile,
Die sie gleich großen Keulen schwingen,
Damit die Feinde schnell eingingen
Vom Jammertal, wo sie erst lebten,
Zum Paradies, wo sie nun schwebten.

Nun Varus selbst, tat sich entleiben,
Und Tacitus ließ Kaiser schreiben,
Daß er vermisse drei Legionen,
Die körperlos woanders thronen,
Wie auch der folgende Cesare
Arminius suchen ließ auf Jahre,
Ohne selbst eine Spur zu finden,
Die sich verlor in fremden Winden,
Denen in Rom man wollt nicht trauen
Drum tat man einen Limes bauen.

Arminius nun, so schreibt die Sage,
Erlebte noch so manche Tage
Mit unterschiedlichen Erfolgen,
Wie auch der Himmel mal viel Wolken
Und anderenfalls die Sonne scheinen
Läßt, daß man könnte oftmals meinen
Die Götter würfeln gar dort oben,
Während hier unten Hader toben
Und Mißgunst allzeit sich verbreitet,
Worunter mancher von uns leidet.

Das mußte schließlich unser Recke
Erleiden, denn aus dunkler Ecke
Sprangen hervor, um ihn zu morden,
Gedungene von deren Sorten
Sich ebenso zu allen Zeiten
Und selbst verwandtschaftlichen Breiten
Sich manche Schurken finden lassen,
Die ihrerseits nicht wenig hassen,
Daß anderen aus der Familie
Das Glück beisteht wie eine Lilie.

Schaut man nach zwei mal tausend Jahren
Zurück, so wird man schnell erfahren,
Daß trotz historischem Verklären
Soll man die alten Helden ehren,
Denn wie sie einst auf ihren Plätzen,
So suchen wir heut auch nach Schätzen,
Die für den Stand in unsren Welten
Nun mal für alle Menschen gelten,
Ob leer der Beutel oder volle,
Das sollte spielen keine Rolle.


[2019]

  Sommerhitze


Es weht der Wind nur schwach durchs Zimmer.
Abkühlung bringt er deshalb nimmer
in diesen Tagen hierzuland.
Und Schweiß rinnt jederzeit aus Poren
wie Wasser aus verlegten Rohren
dank Hähnen in der Küchenwand.

Fast vierzig Grad sind hier im Schatten.
So viel wie wir noch niemals hatten,
laut hundert Jahren Wetterwacht.
Die Menschen und die Tiere stöhnen.
Bleibt ’s so auch bei des Nachwuchs Söhnen,
dann heißt es: Klima, Gute Nacht.


[2019]

  Der Angler und sein Fisch


Es ist schon spät, die Nacht recht frisch;
ein Angler rennt mit seinem Fisch.
Er hat den Karpfen just gefunden
und in 'nen Beutel eingebunden.

Dort zappelt jener hin und her,
da er zurück will in das Meer.
Doch ist ihm dieses schlicht genommen,
weil er ins Netz hineingeschwommen.

Nun wird sein Leben alsbald enden
brutal in Anglers Schlachterhänden.
Dann liegt er auf dem Mittagstisch,
wie es ergeht manch Speisefisch.

Drum achtet, liebe Fischlein klein,
daß ihr nicht schwimmt ins Netz hinein.
Denn seit ihr erst mal drin gefangen,
nimmt man euch aus mit scharfen Zangen.


[2019]

Steak, Erbsen und Kartoffelbrei


Nun gut, dann werde ich heut kochen.
Das erste Mal seit vielen Wochen.
Auch wenn ich geb mir reichlich Mühe,
mache ich damit nicht viel Brühe.
Ich nehme, was ich finden kann.
Und was draus wird, das sieht man dann.

Ergreife just das Schweinesteak
und klopf es flach, so wie es geht.
Dann wird gewürzt, wie es beschrieben.
Möglichst genau, nicht übertrieben,
mit Salz und Pfeffer aus dem Streuer.
Da wird das Essen nicht zu teuer.

Inzwischen schalt ich an den Herd.
Das rechte Maß ist Goldes wert.
In meinem Fall per Induktionen.
Der Kauf von jenem tat sich lohnen.
Denn auch, wenn etwas mehr der Preis,
wird doch Topf, Pfanne schneller heiß.

Derweilen hab ich nicht vergessen;
auf Erbsen bin ich ganz versessen.
Zeitnah den Deckel angehoben
und das Gemüse rausgeschoben.
Im Kühlschrank hielt es sich ganz gut.
Nun in den Topf mit frohem Mut.

Mit Öl vom Raps kann man gut braten.
Das hat man mir unlängst geraten.
Dann also in die Pfann aus Eisen,
noch vor dem Fleisch, um zu beweisen,
daß heißes Fett verschließt die Poren.
So geht das Innen nicht verloren.

Während somit das Steak, Gemüse
heiß bratet, köchelt, ich schnell düse
zum Schrank, die Kochmischung zu nehmen.
Ich tu mich deshalb gar nicht schämen.
Erhitze dann ein halbes Liter
von guter Milch. Das stärkt die Glieder.

Bald schütte ich, und stets gerührt,
die Mischung rein, was dazu führt,
daß sie versteifend sich verbindet
mit siedend Milch, wenn die sie findet.
Darunter Butter flugs gehoben.
Ich höre schon den Esser loben.

Das Steak jetzt schnell herumgedreht,
so wie es in dem Kochbuch steht.
Auch jene Erbsen sind zu wenden,
damit sie nicht im Ausguß enden.
Ich streu sogar noch Pfeffer rein,
denn gut gewürzt hat es zu sein.

Nun denn, bald fehlt gar nicht mehr viel
und meine Kochkunst ist am Ziel.
Auf einen Teller kommt der Brei.
Von Frühkartoffeln? Einerlei.
Dann ‘s Fleisch aus einer Schweinehüfte.
Mich locken schon die Bratendüfte.

Und auch das braungebrat‘ne Fett
kommt oben drauf, wie ich’s gern hätt‘.
Gleich noch die Erbsen an die Ecken.
Ich glaub, das wird mir prima schmecken.
Zum Schluß kommt etwas Curry drauf.
Da geht der Mund von selber auf.

Will das ein anderer dann kosten,
sag ich ihm, er braucht nicht zu rosten.
Er komme ohne große Hast
zu mir und sei mein Speisegast.
Bin sicher, es wird ihm auch munden,
hat er Geschmack erst dran gefunden.

 

[2019]

Im Krankenhaus


In Bremen steht ein Krankenhaus,
da gehn Patienten ein und aus.
Doch sieht man auch zuweilen,
Gesunde durch den Eingang eilen.

Mal haben sie ‘nen Blumenstrauß,
verwandtschaftlich sehn sie dann aus.
Dann kommen sie mal mit ganz ohne;
vielleicht der Vater zu dem Sohne.
Oder die Tochter zu der Mutter.
Drauf hoffend, daß bald ist in Butter
an Leib und Seel, die gute Frau,
denn eines weiß man ganz genau.
Fehlt eines im Familienbande,
wird’s anders dort im tristen Lande.

Wenn aber mit Sirenenklang
ein Wagen kommt, wird einem bang,
weil es dann oft in großer Not
um ‘s Leben geht oder den Tod.
So eilt das Personal herbei
zu helfen. Auch ist einerlei,
worum es sich gerade handelt.
Nicht einer, der in Mühsal wandelt.
Der Neue wird hinfort geschoben.
Mit einem Lift geht es nach oben.

Die Diagnose wird erstellt,
damit der Spezialist erhält
genauere Informationen.
Klappt‘s, wird Genesung ihnen lohnen,
all ihr Bemühen um den Kranken.
Es gibt auch so noch viele Schranken
die ihnen ihren Weg verbauen.
Und manchmal hilft nur „Gott Vertrauen“.
Denn wenn man’s macht den Helfern schwer,
ist es mit Pflege nicht weit her.

Heut gibt es viele Möglichkeiten,
ganz anders als in alten Zeiten,
den Menschen aus der Not zu heben
und zu erhalten ihn am Leben.
Medikamente, tausend Sorten.
Maschinen an verschiednen Orten.
Und noch dazu, mit stummen Fleiß,
die Helfer all, wovon man weiß,
daß ohne sie zusammenbricht
das Fundament im Dämmerlicht.

Ist von Genesung er betroffen,
stehn dem Geheilten ganz weit offen
am Ausgang Automatiktüren,
um ihn ins Leben raus zu führen.

[2019]

Woher und wohin


Es war noch in der Kaiserzeit als westlich von der Neiße
ein Melker mit Familie zog durchs Land auf Schweizer Weise.
Und kam ein Kind und Arbeit gab’s, dann blieb er länger wohnen
bis daß der Nachwuchs wandern konnt. Ein andrer Hof tat lohnen.

So ging es weiter jahrelang zum nächsten Rinderbauern.
Melkautomaten gab es nicht. Man tat auf Helfer lauern.
So hatten diese viel zu tun und immer reichlich Kunden.
Da wuchs enorm die Melkerschar. Heut ist derart verschwunden.

An einem Tag, noch Jahre vor dem ersten Weltenkriege,
gebar die Frau ein Mägdelein; die dritte in der Riege.
Doch wie es war, so war es halt, sie mußten weiter wandern,
kaum daß das Kind halb trocken hieß, zu einem Ort, ’nem andern.

Der lag schon etwas weiter weg von Dresden aus nach Westen.
Gewiß verdiente er recht gut und allen ging’s am besten.
Die Jahre zogen sich dahin; der Krieg kam und die Krise.
Das Mädel schaut als Fräulein an Fußballer auf der Wiese.

Besonders einer hat’s geschafft. Den nahm sie bald zum Manne.
Ihr Junge kam mit schlechtem Zahn und kurzer Lebensspanne.
Ein halb Jahrzehnt bevor Deutschland im braunen Sumpf versunken,
erschien das erste Töchterlein. Auf ihr Wohl ward getrunken.

Erst sieben Jahre später dann, noch war es kalter Frieden,
wurde den Eltern wiederum, ein Mädchen eingeschrieben.
Dann fielen Bomben; brennend Welt. Sechzig Millionen Tote.
Wer überlebte hatte Glück und Durchsetzungsmethode.

Doch auch die Zeit ging mal vorbei und wurde langsam besser.
Zwar hatte billiges man an, gleichwohl genügt ’s dem Esser.
Wenn auch das alte Reich geteilt durch bloßen Siegerwillen
nicht mehr bestand, die Menschen hier, sie schluckten diese Pillen.

Die eine Tochter fort nun zog, um städtisch sich zu finden.
Die andere mußte jedoch sich weiter heimisch binden.
Manch altes Feiern, neu erdacht, entstand im trauten Kreise
als Ausgleich für die harte Zeit. Ging dafür selbst auf Reise.

Da trat ein junger starker Mann, Sohn von Tantes Freundinne,
in das Gefühl der jüngsten Maid, gepaart mit viel Frohsinne.
Auch gab die Hochzeit nicht viel her, weil sie Weihnacht alleine,
hatten sie bald ’nen Knaben schon; gesund an Kopf und Beine.

Der wurde groß und Schritt für Schritt im neu erdachten Leben,
veränderte sich scheinbar nicht nur das Zusammenweben
von alten und von immer wieder neuen Lebensrollen,
die Frau und Mann gemeinschaftlich nunmehr ausführen sollen.

Die nächsten Jahre flogen hin wie Wolken in ’nem Sturme.
Der Sohnemann entwand dem Haus schließlich wie jenem Turme,
den er sich selbst erbauet hat in vielen Dämmerstunden.
Nun hat ein weibliches Geschöpf er aber auch gefunden.

Alsdann zwei Kinder, Tochter, Sohn ihnen wurden geboren,
ständ nichts entgegen jenem Ziel, dem sie sich jüngst verschworen,
wenn da nicht wären alltäglich und dumme Schwierigkeiten
zum Weg der Trennung, und somit die Scheidung vorbereiten.

Erneut lebt er, wenn auch nicht dort, wo man ihn hat erzogen,
in trauter Einsamkeit mit Mutter, Vater; und verbogen
fühlt er sich bis nicht nur die Mauern in ihm selber fallen.
Ein neuer Ruf ließ eine neue Zukunft ihm erschallen.

Was daraus wird? Bislang kann Schönes man durchaus erahnen.
Für ihn und sie steht dieses fest auf allen großen Fahnen.
Indes die Kinder, die sich mußten zeitig von ihm trennen,
müssen, erwachsen selbst, den Fortgang nun für sich erkennen.


[2019]

Im Götschetal


Östlich jenes Flusses Saale
fließt in einem weiten Tale
jener Bach, Götsche mit Namen.
Viele Menschen hier her kamen
Felder, Wiesen anzulegen,
Tiere stets gepflegt zu hegen,
daß sie reichlich Ertrag bringen,
wovon dann am Dankfest singen
all die großen, kleinen Leute
sehr zu ihrer eignen Freude.

Und sie bauen Höfe, Straßen
längs des Tales wo oft grasen
Schafe auf den kleinen Auen;
Bauern dieses gern anschauen.
Auch gibt‘s Rüben in den Äckern.
Über den Ertrag nicht meckern
können die Bewohner dann,
wenn die Produktion fängt an.
Aus den Pflanzen holt man Zucker
und das Blattwerk wird zu Futter.

Unweit von des Merbitz Gute
springt die Quelle frohen Mute
aus dem Erdreich feucht hervor
an das Tageslicht empor.
Rinnt dann zögernd weiter fort
zu dem nächsten Menschenort.
Nauendorf ward er geheißen,
wo die Bürger stets beweisen,
daß sich ihre Müh und Not
lohnt für das tagtäglich Brot.

Priester hat sich angereiht;
hier, wo manche Frucht gedeiht,
wo der Bach noch schmal und träg
fließt gemächlich seinen Weg.
Erst bei Trebitz gibt’s mehr Breite,
weil von seiner linken Seite,
von dem Petersberg herunter
sich ein Zufluß einfügt munter.
Einst genügt das Wasser schon
einer Mühle kargem Lohn.

Nun ist Wallwitz bald erreicht
und das Naß ward eingedeicht
von dem Zuckerfabrikanten,
heute Kleinparzellentanten.
Fließt am Sportplatz dann entlang.
Westewitz mit seinem Hang
steht noch nah an jener Brücke.
Bis nach Dachritz gibt’s ‘ne Lücke,
in die sich ein Bächlein gießt,
das von Nehlitz herbei fließt.

Nach dem letzten Hof geht’s weiter,
weil ja nun der Bach ist breiter
unter großen Brücken durch.
Bei Löbnitz hört mancher Lurch
lustig ein paar Frösche quaken,
die sich bis nach Teicha wagen.
Hier nun geht’s durch Dorfes Mitte
munter frisch mit feuchtem Schritte
Richtung Groitsch verbreitert zu,
weil von Räthern mehr im Nu.

Alsbald fließt der Bach vorbei
an ‘ner brachen Ziegelei.
Sennewitz heißt’s neue Ziel.
Bis zur Mündung gibt’s nicht viel.
Links und rechts nur öde Felder,
wo vor tausend Jahren Wälder.
Diese gibt es heut nicht mehr.
Der Natur macht man es schwer.
Schließlich geht es in’s Gebiet,
wo entlang die Saale zieht.

In die fließt nun unbemerkt
unsre Götsche. Doch verstärkt
sie mitnichten Flusses Lauf;
nimmt gelassen dies in Kauf.
Was gibt es noch mehr zu sagen?
Schnell durchquert in diesen Tagen
man das Tal mit Auto, Bahn,
wenn es nicht kommt darauf an.
Nutzt man jedoch eigne Füße,
bietet’s Tal besondre Grüße.


[2019]

Ein Haufen Spaß


Wenn Menschen beieinander leben
und sich auch sonst gesellig geben,
dann kann es schon einmal geschehen,
daß sie was lustiges erspähen.

Ich glaub, man kann gewiß weissagen;
in jungen wie in späten Tagen
gab es so mancherlei Humor.
Mal war man Held, mal nur der Tor.

Letztlich erwächst uns diese Chose
doch nur aus eben jener Sauce,
die man sich selbst hat eingebrockt,
wenn man aus Eitelkeit hoch zockt.

Der eine sieht in sich den Weisen,
der andre meint, er müßt beweisen,
wie er die Welt zusammenhält,
weil grad sein Wort besonders zählt.

Zwei Männer waren einst beschäftigt
zu schaffen in 'nem Hause kräftig.
Doch weil örtlich versetzt sie schufen,
mußten sie sich oft lauter rufen.

Das hörte dann ein heimisch Weib,
die wohl aus puren Zeitvertreib
genau das alles wissen wollte,
was sie im Grunde gar nicht sollte.

Da dachten sich die zwei Kollegen,
die Dame müßte man bewegen
zu einem Späßchen, um zu sehen,
ob sie auch das würde verstehen.

Sie mischten Gips mit brauner Güte
und gossen dies in eine Tüte.
Dann schnitten sie ‘ne Ecke auf.
Der braune Fluß nahm seinen Lauf.

Geschickt dies kreisförmig gedreht;
ein jeder sieht, was da entsteht.
Ein wenig Wasser auf den Berg.
Fertig ist jenes Possenwerk.

Wenn dieses vor der Tür geschah,
entfernt man sich, wenn man zu nah.
Nun noch getan, als ob es wichtig,
ruft man sich zu. So wird es richtig.

Tatsächlich kommt, ganz ungelogen,
die Frau heraus. Im engen Bogen
beugt sie sich zu dem Haufen nieder
und lachend steht sie auf dann wieder.

„Das haben wir auch mal getan,“
erinnert sie sich schnell daran
und geht zurück mit stolzer Brust,
weil sie vom Nonsens hat gewußt.

Was machen aber beide Knaben,
die jetzt erst recht Geschmack dran haben,
den Haufen weiter zu verwenden.
Wie mag die Sache wohl noch enden?

Im Nebenhaus, wo sie auch wirken,
steht ein Kamin mit Holz von Birken.
Da legen sie den Haufen hin.
Gar närrisch ist der Täter Sinn.

Der Mieterin wird nun gesteckt,
daß peinliches man hat entdeckt.
Der ist beileibe nicht zum Lachen
und will daraus ein Drama machen.

Sie rennt mit großen Schritten los,
zu stellen ihre Maurer bloß.
Doch ginge hier der Scherz zu weit,
weil Zeter, Mordio sie schreit.

Drum wird die Sache schnell geklärt,
bevor noch Ärger hier einkehrt.
Nun gibt es Lacher gar en masse,
da sich herumspricht dieser Spaß.

Jetzt ist wohl Schluß, wird man sich denken.
Doch einer will noch mehr verschenken.
Er nimmt den Haufen mit nach Hause,
zu machen dort die große Sause.

Auch er wohnt in einem Gebäude,
wo leben acht Familien heute.
Und das besitzt zwei Eingangstüren,
die in zwei Treppenhäuser führen.

Wenn man von dort zum Boden geht,
ob früh am Morgen, abends spät,
wird ein Aufbau mit Tür durchquert.
Das ist fürs Klima nicht verkehrt.

Doch weht der Schnee im Winter stark,
ist’s für die Zwischendecke arg.
Dann muß der Schnee beseitigt werden.
Sonst wird man Wasserflecke merken.

Deswegen meinte der Witzbold
zur Mieterschar: „Wenn ihr nicht wollt,
daß wir von nassen Wänden träumen,
müssen wir bald den Schnee wegräumen.“

Das taten sie auch wirklich bald,
selbst wenn zunächst es war dort kalt.
Als dann einmal niemand geschaut,
der Schelm den Haufen aufgebaut.

Wann immer er auch Schnee hinwarf,
der Blick der andren war nicht scharf.
Erst als er fragte was das sei,
riefen entsetzt sie: „Das ist Schei...!“

Um gleich darauf zu manifestieren:
„Mein Kind tat dieses nicht verlieren!
Es waren wohl des Nachbars Kinder,
die sich entluden diesen Winter.“

„Dann kommt es rüber,“ schlug man vor
und alle stimmten zu im Chor.
So brachten sie mit kalter Hand
es dorthin, daß man es dort fand.

Nur schien man nicht darauf versessen.
Hatte man es vielleicht vergessen,
sich auch des Schnees zu erwehren?
Der Wissende mußt sie erst lehren.

Auch jene vier Familien fanden
das Überbleibsel und sie standen
gleichsam und füreinander ein:
„Nur Nachbars Kinder konnten ‘s sein.“

Sie aber trugen ‘s nicht zurück.
Vielmehr versuchten sie mit Glück
im Wasserklosett bis zum Morgen
das Unding schweigend zu entsorgen.

Freilich, als das am andren Tage
nicht klappte, stand ganz außer Frage,
wer Übeltäter war gewesen.
Da lachten sie. Hier kann man‘s lesen.

 

[2019]

Bilder in meinem Flur


Kommst du am Wochenende mich einmal besuchen,
um dich zu laben hier an Kaffee und an Kuchen,
dann gibt es nicht nur etwas für den leeren Magen;
auch manches kunstgewohnte Auge wird nicht klagen.

Gleich an der Eingangstür, an deiner rechten Hand,
hängt augenhoch ein Bild der Venus an der Wand.
Ich meine die, wie Botticelli sie erfand,
die nackig, doch auch keusch in einer Muschel stand.

In jener Muschel, in der sie jüngst geboren,
weil Uranos sein blutendes Geschlecht verloren.
Und Zephyr nun, verliebt bis über beide Ohren,
bläst sie an Land, wo wartet eine der vier Horen.

Alsbald, die Augen senken sich gesittet nieder,
erblicken nun, wie Venus schlafend streckt die Glieder
vor einer Landschaft, die mitnichten trostlos, bieder.
Giorgione hat gemalte sie und auch Tizian wieder.

Schlummernd liegt sie auf einem weichen roten Kissen.
Ein weißes Tuch läßt ebenfalls kein Bett vermissen.
Fühlt nun ein jeder sich nicht dazu hingerissen,
sich an sie anzuschmiegen und dann heiß zu küssen?

Heute Abend lassen wir es dabei bewenden,
denn schließlich soll beileibe es damit nicht enden.
Gar vieles mehr hängt hier an meines Flures Wänden,
von dem was einst entstand in vielen Künstlerhänden.

Drum schnell der Blick hinüber auf die andre Seite.
Da steht das Taj Mahal in schönster Ansichtsbreite.
Erbaut als Grabmal zwar, doch auch zu Moguls Freude
für seine Liebe, die er niemals mehr bereute.

Auch jener Großmogul wollte damals vergleichen
sein Augenstern, Mumtaz Mahal, mit Venus reichen
Liebreiz und Anmut, die legendär Steine erweichen
hätte gekonnt. Es blieben Tränen ihm, in Teichen.

Gleich nebenan hängt auch ein Bild von hohen Träumen.
Denn Menschen zieht es stets nach fremden fernen Räumen.
Das war so, seit sie stiegen abwärts von den Bäumen.
Auch wenn die Götter oben deshalb wütend schäumen.

Vom Turme malte Bruegel der Ältere, Peter,
ein Bildnis, dessen Geschichte wohl kennt ein jeder
aus dem Alten Testament, das da zieht vom Leder,
weil einstürzt der Turmbau zu Babel dann später.

Bislang kann jeder vor dem Bilde leicht erkennen,
steht dieses Bauwerk noch und die Erbauer rennen
mit Holz und Stein im Kreis umher, um zu benennen
den Ort, das Maß und alles was Fachleute kennen.

Was eben noch dem Reich der Mystik scheint entsprungen,
das ist im Werk darunter echten Meistern echt gelungen.
Auch wenn dies nun schon vor nicht ganz zweitausend Jahren
errichtet wurde; Roms zum Ruhm, wie wir erfahren.

Selbst wenn man Teile brach, was früher oft der Fall,
ist als Ruine ‘s Colosseum kolossal.
Trotzdem sollt man zum Zwecke dessen lieber schweigen
und sich ganz tief vor all den Opfern kurz verneigen.

Ganz anderes versucht das nächste auszudrücken.
Hier sieht man klar, wie kann man Flüsse überbrücken.
Kommt mal ein Schiff, kann man den Steg hochziehen.
Ansonsten wandern, schlendern oder auch mal fliehen.

Der Vincent hatte sich bestimmt beim Malen dessen
an sein Daheim erinnert und es nicht vergessen,
wie leicht man übers Wasser, über Grachten geht,
wenn ‘s einen auch ins Ausland nach Arles verschlägt.

Um weiter bei jenem van Gogh, Vincent, zu bleiben,
muß man den Aufwand gar nicht allzu übertreiben.
Man dreht sich um; schaut eine nächtliche Terrasse.
Dort wird gerad bestellt: Omelette und Tee in Tasse.

Auch dies Café, man kann es, wenn gewollt, nachlesen,
befand sich in Arles, wo Vincent oft gewesen.
Hier hat er Landschaften gemalt; oft mit Zypressen.
Und Sonnenblumen auch, das sollt man nicht vergessen.

Genau aus diesem Grund, mag man es auch belachen,
hab ich ein Bild von eben dem und andre Sachen.
Zwölf Sonnenblumen sind es hier, die neu entstehen;
die, wie er seinem Bruder schrieb, noch mehr erflehen.

Er wollte eine Kolonie von Malern gründen,
die dann, wie er es sich gewünscht, dafür einstünden;
für jene Kunst, Natur malerisch abzulichten.
Genau so wie die Dichter, wenn sie Dramen dichten.

Und als Gedicht wird‘s nächste Bildnis anerkannt,
auch wenn die Dame, die man sieht, nur fremdbenannt.
Als Mona Lisa kennt sie zwar die ganze Welt,
doch niemand weiß, wer gab einst für das Bild das Geld.

Mir ist, ehrlich gesagt, das vollkommen egal.
Hängt nun das teure, bewachte Original
in einem noch mehr bewachten Louvre Saal,
so ist‘s doch immer wieder meine erste Wahl.

Kann man nun endlich seinen Blick von Lisa lassen,
die Augen schnell da Vincis Weiteres erfassen.
Der Mann, der seine Arme, Beine weit ausbreitet,
zeigt Proportionen an, die unsre Sicht neu weitet.

Vitruvius, nach ihm sind Zeichnung, Mann benannt,
war Architekt in Rom und hatte längst erkannt,
wie alles mathematisch streng zusammenhängt,
auch wenn’s gemeine Volk an andre Dinge denkt.

Das ist fürwahr von mir nicht weiter abzustreiten.
Denn es galt schon zu allen andren Lebenszeiten,
daß Reiche sich auf Kosten armer Leute stur
am Leben sonnten wie Madame de Pompadour.

Selbst wenn es schlimmre gab als des Königs Mätresse,
zeigte sie für’s Leid andrer kaum Interesse.
So war es immer in jenen feudalen Tagen.
Ob’s heute anders ist, muß man sich manchmal fragen.

Darum schnell hinfort zu längst vergangenen Zeiten.
Als Tut-ench-Amun war Pharao an Nils Breiten,
da glaubten Menschen noch an viele andre Dinge
und gaben zu dem Leib im Grab noch dessen Ringe.

Auch sonst noch massenhaft goldenen Schmuck und Masken.
Desweiteren reichlich an Speisen. Denn nicht fasten
sollten sie auf dem Weg in himmlische Gefilde.
Darüber waren die Ägypter sich im Bilde.

Ob sie dort die Sixtinische Madonna sehen?
Sonst müßten sie nach Dresden ins Museum gehen.
Meinem Besuch bleibt dieser Weg zum Glück erspart.
Bei mir hängt sie auch, in Raffaels gemalter Art.

Er schuf sie als Idol, zugleich doch aus dem Leben.
Die Eleganz scheint inszeniert, doch wir erbeben.
Auch wenn man rein gar nichts von Religionen hält,
steht die Madonna selbst für mich für unsre Welt.

Nun ruht der Blick auf einem ganz besondrem Bild.
Die Szene drauf, mitnichten still, ergießt sich wild.
Genannt hat’s Raffael: Galateas Triumph.
Wie sie dem Polyphem entfloh, aus dessen Sumpf.

Sie steht gespannt mit zwei Delphinen fest am Zügel
in einer Muschel und eilig über Wellenhügel
entflieht sie jenen unbekannten Kreaturen,
die sie bedrängend auch das Meer befuhren.

Was gibt es noch an meinen Wänden zu bestaunen?
Vielleicht ein Mädchen? Von weither hört man es raunen.
Es ist behängt mit ja sonderlichem Geschmeide,
was jedem Juwelier nicht Anlaß gibt zur Freude.

Auch stehen ihr die Haare weitgelockt vom Schädel.
Kein Visagist läßt gerne ab von diesem Mädel.
Und dennoch gefällt mir ihr Bild. Ich sag es offen.
Gäbe es mehr auf dieser Welt; man könnte hoffen.

Nun langsam neigt sich unser Gang dem Ende zu.
Am Zimmer dort, wo wir gehen zur täglich Ruh,
da hängt das Bild von einer Afrikanerin.
Auch sie gibt Mut und hofft auf einen bessren Sinn.

Und jetzt schließt sich auf eine ganz besondre Weise
die Vernissage in einem gleichsam schönem Kreise.
Nach einer Robbe und karibischen Piraten,
die einem Filmepos entstammten aus den Staaten,

kommen wir beide nun zu der zentralen Stelle.
Hier ist der Flur breiter, doch ganz genau so helle.
Was aber hängt nun hier am Schluß vom Bildersilo?
Es ist die Reproduktion der Venus von Milo.

Sie steht inmitten sehr antiker Säulen, Mauern.
Ich hoffe sehr, daß dieses länger wird andauern.
Denn schließlich war die erste sie in meiner Sammlung.
Zu einer Zeit, als du und ich waren noch jung.

Nun kannst du dich noch mal auf dich genau besinnen.
Was führt dich her und was dann später auch von hinnen?
Kommst du erneut, wirst in gewohnter Weise sehen,
wie wir im Flur vielleicht vor neuen Puzzles stehen.

[2019]

Klimawandel


Wenn sich dereinst die Meere mehren
Und Wüsten sich von Steppen nähren
Dann wird erschallen großes Klagen.
Doch niemand kann dann von sich sagen,
Mit ehrlicher, bedrückter Brust,
Er hätte hiervon nichts gewußt.

Mangroven wachsen in Norwegen
Und Krokodile sieht man pflegen
Sich ihre Zähne bei den Finnen.
Rentiere sind schon längst von hinnen.
Im Leben herrscht ein großer Frust.
Für Südseeurlaub fehlts an Lust.

Selbst in den Tundren kann man schauen,
Wie Erdmännchen sich Höhlen bauen
Und dabei Mammutknochen finden,
Die sich aus neuen Sümpfen winden.
Hier macht der Dichter langsam Schluß,
Weil er fürs Klima sparen muß.

[2019]

Nachtdienst


Ob es das Haupttor ist, der Eingang zum Gelände,
ein Hochhaus gar mit Firmennamen ohne Ende,
das Sternhotel, es hat so an die zehn Etagen,
oder ein Krankenhaus mit reichlich viel Passagen;
sie alle brauchen zweifellos bei Tage wie bei Nacht
einen Portier, der sich auskennt, es sorgfältig bewacht.

Am Tage gibt es unbestritten allerhand zu tun.
Kaum Zeit dafür mal zu verschnaufen, kurz zu ruh‘n.
Vielleicht geht es um Schlüssel, dem Zeigen der Papiere?
Oder wo muß man hin? In welches der Quartiere?
So gibt es hundert Fragen über jenes Wie und Was.
Nicht weiter schlimm, denn am Empfang, da weiß man das.

Und wenn mal nicht, so kann trotzdem geholfen werden.
Denn eine Datenbank hat wahrlich ihre Stärken.
Ein Anruf folgt und jedermann ist sich im Klaren,
wie nützlich der Portier, wenn man will was erfahren.
Doch sitzt mitunter er im Turnus nachts allein,
dann ist das anders als am Tag im Sonnenschein.

Zwar gibt es keinen wilden Publikumsverkehr,
doch mit Entspannung ist es trotzdem nicht weit her.
Er hat die Monitore fest im Blick zu halten
Und muß, wenn nötig, auf Alarm umschalten.
Was wiederum zum Glück recht selten nur geschieht.
Gleichwohl bleibt es ein sehr anstrengend Lied.

Was aber macht die Nachtschicht noch erträglich?
Vielleicht Statistiken erstellen? Gleich unsäglich.
Oder man liest den einen oder anderen Roman.
Ob klassisch oder digital; kommt’s darauf an?
Dann kann man noch per TV Filme schauen.
Den einen freuts, der andre siehts mit Grauen.

Doch einmal hat die allerlängste Nacht ihr Ende
und mittels Wachablösung fällt in andre Hände
das ganze Hin und Her bis das der Morgen späht,
wonach der Abgelöste schläfrig heimwärts geht.
Dort legt er sich zu Bett und träumend denkt er bloß:
Heut Abend geht die Schicht von vorne los.

[2019]

Sticken mit Lust


Ich sticke mit Nadel
und Rahmen und Faden.
Ich sticke frei Gusto;
ganz ohne Vorlagen.
Mal wird es ein Viereck,
mal wird’s etwas rundes.
Der Schwanz eines Drachen,
der Kopf eines Hundes.
Zwei Kämpfer mit Degen
aus früheren Jahren.
Das Mädchen mit Schoko
und goldenen Haaren.
Auch Eulen, mal lustig,
mal ernst anzuschauen.
Nun bin sehr gespannt ich:
was gibt‘s noch zu bauen?
Vielleicht eine Kutsche
mit sechs weißen Pferden
davor eine Landschaft
aus seltenen Erden.
Doch auf alle Fälle,
da bin ich mir sicher,
stick‘ ich fröhlich weiter
mit leisem Gekicher.

[2020]

Corona


Von Asien zieht was Kleines her.
Zwar klein, doch gleichsam bitter schwer
wirkt jenes jetzt im Weltenkreis.
Und niemand, wirklich niemand weiß,
wie dieses einmal enden soll.
Ist’s gar ein irdisch letzter Zoll?

Was macht es mit der Menschensippe?
War damals so die Spanisch Grippe?
Wie Cholera, die Pockenpest.
Hält bald der Tod ein Schlachtefest?

Privat mach ich mir schon Gedanken.
Hoffe auf feste eigne Schranken?

Für Mutter, Vater, Frau und … mich

[2020]


Moderne Häuslichkeiten


Willst du als Mensch im Hause leben,
dann muß es nicht nur Wände geben.
Nicht nur ein Dach, nicht Fenster, Türen;
nicht Wasser nur. Tapeten zieren
nur so wie Farben, Accessoires.
Es irrt, der denkt, das alles war’s.
Das nichts mehr nötig sei. Nichts braucht
man, außer daß der Schornstein raucht.
Bedarf es denn nicht etwa Licht?
Denn ohne dieses sieht man nicht,
was nächtens uns die Dunkelheit
entzieht, ist man nicht vorbereit‘.
Nun kann man zwar mit Kerzen hausen,
doch bleibt damit gar vieles draußen,
was nicht nur hilft zum Zeit vertreiben,
will man nicht nur mit Tinte schreiben.
So muß man flugs ein Stromnetz weben,
willst du als Mensch im Hause leben.

[2020]


Pfingsten zwanzig


Mit Masken bedeckt sind Mund und Nase
im Kaufhaus und der Straßenbahn.
In Hoffnung wohnt Gesetzesglück.
Ganz abseits liegt ein Paar im Grase.
Getrennt geh’n Leute Stück für Stück.
Sie woll’n zur Arbeit oder heim,
um dort ein wenig auszuruh’n,
für sich und Kinder was zu tun,
wie es nun eben hat zu sein.
So läuft es ab, das Leben heute.
Bringt niemanden die rechte Freude.
Vor Viren tunlichst sich zu schützen,
heißt’s hier im Hause auszusitzen.

Doch einmal lockert sich die Enge.
Dann stehen alle im Gedränge.
In Bars, Geschäften und auf Plätzen
werden wir wieder uns hinsetzen
in früher oder später Stunde
zu einer lebensfrohen Runde.
Denn wir sind wieder aufgestanden
aus Zwängen, die uns auferlegt.
Und Freundschaft, die wir neu erfanden,
wird nun besonders eng gepflegt.
Was einst uns schien schlicht und banal
das wird nun wichtig ohne Zahl
und wir gesteh’n uns manches zu.

Seht nur, wie heiß die Drähte glühen.
Wenn wir jetzt unsre Handys ziehen,
ist es zumeist von Wichtigkeit.
Denn in uns hat das zugenommen,
was kein Vordenker je ersonnen.
Man nutze mehr als Zweisamkeit.
Doch hoffe ich, es bleibt bestehen,
daß alle Menschen stets einsehen,
wenn man gemeinsam etwas macht
dann folgt ein Tag auf jede Nacht,
dann folgt auf noch so große Pein
mitunter auch das Glücklich sein.


[2020]



Maskenlauf


Mit Stoff umhüllt sind Mund und Nase
im Supermarkt, in Bus und Bahn.
Ganz abseits liegt ein Paar im Grase,
weil laut Gesetz man’s so anbahnt.

Mein Virus sei in Gottes Namen
dein Virus, weil zusammenkamen
wir allzu nah uns unerlaubt;
und nicht der Mahnung ward geglaubt.

Nun kommen wir uns digital
noch näher, denn es ist egal,
daß man von uns nun alles weiß
und sei es auch nur schwarz und weiß.

Nur langsam kommt das Leben wieder
wie nach ‘ner langen Winternacht.
Ob alles gut geht, spür‘n die Glieder,
wenn alles man hat wohl bedacht.

Doch schon vermehren sich die Zeichen,
wenngleich nur punktuell gesetzt,
daß so schnell Fehler uns nicht weichen,
wenn Freiheit sich mit Gleichheit fetzt.

Die einen schießen mit Kanonen
auf jede kleine Möglichkeit.
Für andre scheint es sich zu lohnen,
zu leugnen, was stimmt hier und heut.

Wie leicht schwimmt man auf gleichen Wellen,
wenn viele dies tun unbedacht,
wenn man kann mit den Hunden bellen,
wie Wölfe in des Mondes Nacht.

Doch schon die Lemminge bezeugen,
daß nichts so ist, wie man’s leicht sagt.
Viel schöner sind mitunter Freuden
als Resultat, wenn man was wagt.

Wer aber wagt es abzuwägen,
was richtig und was falsch geritzt?
Vermeide möglichst abzusägen,
den Ast worauf maskiert du sitzt.


[2020]


Stierkampf


Ein Stier stand einsam und noch zahm
in der Arena. Zu ihm kam
der Torero mit schnellem Schritt.
Die Meute ringsum stürmte mit.

Doch halt, hier ist was grundverkehrt.
Der Kämpfer steht mit Tuch und Schwert,
bevor das arme Tier muß wagen,
sein Fell mit Haut zum Markt zu tragen.

Wie auf Befehl stürmt dieses los.
Die angestaute Kraft ist groß.
Man sieht den Mann das Leinen schwenken,
um el toro auf sich zu lenken.

Was bleibt ihn nun, dem armen Stier?
Er jagt vorbei in Kampfmanier.
Die Massen jubeln wie im Wahn.
Der Matador ist oben an.

So geht das eine ganze Weile.
In dem Gehörnten stecken Pfeile.
Die haben Helfer mitgebracht,
daß sie der Kämpfer nutzt mit Macht.

Wie ein gestreßter Harlekin
hetzt unser Stier mal her, mal hin.
Die Kräfte lassen langsam nach,
so wie zuvor manch Opfer brach.

Erhält zum Schluß den Todesstoß.
Liegt blutend dort im Sande, bloß.
Der Mensch hingegen unversehrt.
Ich sagte schon, hier ist's verkehrt.


[2020]

Wurzelpfade


Der Tag war gestern wirklich zum Vergessen.
Er schlug mich fast bei jedem kleinen Schritt.
Gewiß, manch eigne Schuld hab ich daran besessen
und somit Grund genug für einen Blick zurück.

Ich wuchs dort auf, wo die Wettiner schlafen.
Im viertel Kreis um ihren Stiftungsberg.
Manche Entscheidung zeugte leidlich Strafen
und wenig Aufwand brachte wenig Wert.

Und dann, dann wechselten beharrlich die Gefilde
weiter im Halbkreis nur ein wenig hin und her.
Wie Sturm im Wald zerzaust die Baumgebilde.
Mal grade aus, mal schräg, doch immer schwer.

Hab dann in Hamburg meine Wurzeln nicht geschlagen
und warf nun Bremen wie ein Topf um sie herum.
Mal seh’n, wohin das Schicksal mich wird tragen,
wenn eine Blüte noch die Imme um mich summt.

[2020]

Voll in Blech


Wenn als alte Rittersleute
wir jetzt lebten hier und heute,
käme man statt hoch zu Roß
mit dem SUV zum Schloß.

Würde das Visier absenken,
braucht an Masken nicht zu denken.
Auch im Schrott- und Waffenhandel
gäb ‘s ‘nen schwergewicht‘gen Wandel.

Bunte Fahnen, wo man schaut.
‘s Smartphone ist gleich eingebaut.
Minnesang gibt es online.
Am Strand köcheln im Verein.

Selbst die Arbeit wird Verdruß,
wenn in Rüstung man ‘s tun muß.
Auf den Straßen Blechgeschepper.
Ohne find ich ’s heute besser.

[2020]

Archimedes Ende


Archimedes, geistig ein Riese,
spielt mit ’nem Stock im Sand herum.
Kommt ein Soldat dort zu der Wiese.
Dem ist das ganze reichlich dumm.

Er stellt sich in des Genius Schatten
und spricht ihn an auf Römer Art.
Der Meister will’s ihm nicht gestatten
und weist ihn von sich minder hart.

Er möge bitte darauf hören
und seine Kreise ihm nicht stören.


Drauf zieht beleidigt dieser ’s Schwert;
sein Ego ist arg angegriffen.
Dem Denker ist sein End‘ beschert.
Hier hat das Wissen weichen müssen.


[2020]

Im Snookerland


Ein grünes Feld
ist ihre Welt.
Sechs Löcher auch,
weil halt so Brauch.
Verschied’ne Kugeln, Bälle
und wichtig: Null Gefälle.

Die weiße stellt den Herrscher dar,
die roten die Bedienerschar.
Die andren bunten zweifellos
all die Beamten; ‘s ist famos.

Wenn gelb und grün und braun
sich an dem „D“ aufbau’n,
dann sitzt blau sehr zentral.
So ist das nun einmal.

Jetzt noch die pinke, schwarze!
Von ganz da oben starrt se
auf die fünfzehn schlicht roten.
Denen ist streng verboten,
sind sie einmal gefallen,
sich neu ins Feld zu krallen.

Und schließlich kommt der weiße;
schickt andre stets auf Reise.
Braucht dazu einen Queue.
Ein Stoß tut ihm nicht weh.
Mit ein paar alten Regeln,
sie durch das Frame nun segeln.


[2020]

Knabenkraut


Einst ritt der Ritter Fürchtenicht
Auf Gimritz zu und fürcht sich nicht.
Und während er so blickt und schaut,
Fällt er hinab ins Knabenkraut.
Das wächst dort auf der kargen Heide.
Zu kümmerlich als Rinderweide.

Doch mancher kleine Regenwurm,
Trotzte besagtem Klimasturm.
Ob Salamander oder Lurch,
Sie alle mußten da hindurch,
Wenn von des Menschen Umwelt her
Als Nebelschwaden Schmutz kam schwer.

Nun wollen schon seit zwanzig Jahren
Die einen ruh‘n, die andern fahren
Auf einer neuen Autobahn,
Damit der Kreis sich schließen kann.
Ist dies nun nötig oder nicht?
Geh hin und frag den Fürchtenicht.


[2020]

Ein kurzes Jahr


Was freut der Frühling sich gar sehr,
des Winters Kälte beißt nicht mehr.
Doch ehe er sich recht versieht,
ist Sommer da und alles glüht.
Das hält hingegen nur ‘ne Weile.
Es kommt der Herbst: Die Ernte eile!
Versäumt man rechtzeitig zu sammeln,
wird’s bald darauf im Frost vergammeln.

[2020]

Ebbe in der Steppe


Ein altes Land, ich weiß nicht wo,
da waren einst die Bürger froh.
Sie lebten, je nach Hausgebrauch
mal reicher und mal ärmer auch.

Es gab in der Geschichte Krisen,
die auf verschiedenes hinwiesen.
Erst zogen Ritter durch das Land,
bis daß man Industrie erfand.

Aus Bauern wurden Arbeitsheere
von einem bis zum andren Meere.
Auch Kriege gab’s mit Nachbarländern.
Zum Glück, man konnte dieses ändern.

Jetzt denkt man, daß aus diesen Dingen
die Menschen Weisheiten erringen.
Daß sie sich ihrer Welt erfreuen
und steten Frieden nicht bereuen.

Selbst wenn an manchen schweren Tagen
mitunter stell’n sich heikle Fragen,
so wär es nicht zuviel verlangt,
daß man sich nicht um Peanuts zankt.

Nun aber fiel in diesen Weiten
kaum Regen noch seit vielen Zeiten.
Das Gras steht gelb, hoch bis zum Schenkel.
An’s Grün erinnert sich kein Enkel.

Hinzu kommt, daß in fernen Landen
Rauchsäulen ihren Ursprung fanden
in sehr verstreuten Feuernestern.
Wen’s nicht betrifft, der kann gut lästern.

Doch Stück für Stück komm’ Gluten näher,
verkünden täglich Boten, Späher.
Die stammen aus gewissen Kreisen,
die sonst auch in die Welt verreisen.

Jetzt muß der Staat drauf reagieren,
will nicht das Land er ganz verlieren.
War er auch in Vergangenheit
nicht immer klug, nicht grad gescheit.

Zumal die Wissenschaftler meinen,
die Feuer werden bald erscheinen.
Soll Phlegmatismus sich nicht rächen,
muß man bewässern große Flächen.

Nur Speicher haben auch ihr Ende
und so gibt es bald eine Wende
im allgemeinen Wohlstandswahn.
Man spürt des Wandels ersten Zahn.

Nicht muß man Nötiges beschränken,
allein an morgen sollt man denken.
Verschwendet Wasser man hingegen,
kommt’s dem Inferno ganz gelegen.

Doch überzeuge nun die Massen,
daß sie sich einmal leiten lassen
von allgemeiner Mäßigung.
Schon kommt der Widerstand in Schwung.

Es treten auf die Minderklugen,
die früher kaum Anteile trugen
zur täglichen Glückseligkeit;
wonach derzeit der Geizhals schreit.

Die einst so Politik verdrossen,
verbreiten jetzt gar manche Zossen,
verbinden sich im Stußgedränge
zu einer gruseligen Menge.

Letztendlich Kräfte sind gebunden,
die helfen müßten viele Stunden
den ersten Opfern der Gewalt
von Feuersbrünsten ohne Halt.

All dieses würd ich gern beschreiben,
als täte es im Märchen bleiben.
Doch leider ist’s dafür zu spät;
das Chaos längst Realität.

So kann man wirklich nur drauf hoffen,
daß die Natur noch einmal offen
ihr Herz zeigt jener Menschenschar,
die ihrerseits oft Schandfleck war.

[2020]

Katz und Spatz


Nach: „ Es sitzt ein Vogel auf dem Leim“, Wilh. Busch, Gedichte. Kritik des Herzens

 

Bei Wilhelm Busch kann man es lesen,
wie einst es auf ‘nem Baum gewesen.
Ein Vogel war mit seinen Krallen
auf eine Harzspur reingefallen.
Nun flattert er, nach Buschens Worten.
Kommt aber nicht zu andren Orten.

Jetzt tritt ein schwarzer Kater auf,
indem er steigt den Baum hinauf.
Und während er auf Nahrung sinnt,
wirft Spätzchen Töne in den Wind.
Busch nennt das tierischen Humor.
Ich stelle mir was andres vor.

Denn kurz bevor die Katz zupackt,
ist gar sie selbst ins Harz versackt.
Da hilft kein Winden und Miauen,
ihr bleibt dem Spatz ins Aug zu schauen.
Dem ist das Ganze nicht geheuer,
fühlt grad sich wie im Höllenfeuer.

Entgeistert schau‘n sich beide an.
Nicht einen Zoll an Raum gewann
der Vogel durch sein arg Bemühen.
Dem Kater hilft kein Augenglühen.
Auch er kommt keine Tatze weiter.
Nun fragt man sich, wer ist gescheiter.

[2020]

Frühstück


Nach den Nächten in der Frühe
geht die Bäuerin ins Feld,
um zu melken ihre Kühe,
weil’s dem Bauern so gefällt.

Später nun unter der Tenne,
schlägt sie Rahm zu Butter dann.
Eier nimmt sie von der Henne,
daß frühstücken man bald kann.

Also laßt uns Messer schlagen
in das teure Butterfaß,
das zum Tische konnte tragen
man, da man es auch besaß.

Ebenso den frischen Käse,
wie auch Zwetschgen-, Pflaumenmus.
Denn wer dieses nicht besäße,
hätte bauchwärts nur Verdruß.

Doch was nützen die Beläge,
Eier oder Schinken, Würste,
wenn zum Brotschnitt man wär träge.
Fehlt’s am Trinken, ich verdürste.

Wenn gesättigt ist, dann schwöre
man dem Koch den höchsten Eid.
Loben ihn zufried‘ne Chöre,
ist demnächst er neu bereit.

[2020]

Mobbing in den Tod


Des Meiers Bub, der Ottokar,
ein braver, stiller Junge war.
Er fiel nur auf, wenn in der Gruppe
man ihn benutzt als Mobbingpuppe.
Von niemanden gemocht, geschätzt,
wurde durch’s Leben er gehetzt.
Selbst die Erwachs’nen kürten ihn
zum Opfer wie ’nen Harlekin.
Dabei wollte er doch nur sein
ein Mitglied in der andern Reih’n.

Als er dann endlich größer war,
im wohlersehnten zwanz’gen Jahr,
da ließ das alles langsam nach,
weil er mit seiner Umwelt brach.
Er kümmerte sich nur um sich;
ließ Spott und Spötter still im Stich.
Doch wer jetzt denkt, er hätt’ nun Ruh;
das Schicksal schlug noch härter zu.
War es ein Unfall? War es Mord?
Die Eltern, beide, waren fort.

Und als man sie zu Grabe trug,
die Nachricht wie ein Hammer schlug
auf alle Gäste schamlos ein:
Zwei Lehrer von ihm gingen heim.
So heißt es in bestimmten Kreisen,
wenn aus dem Leben man muß reisen.
Nun kam es, daß drei Wochen später,
die Polizei sucht längst den Täter,
erneut der Friedhof ward belebt.
Der Priester seine Predigt webt.

Und damit hat er viel zu tun,
denn jener Täter scheint zu ruh’n
nicht einen Monat ohne Tat,
weil er scheinbar noch Opfer hat.
So sterben nicht allein die Alten.
Auch junge peu à peu erkalten,
wenn jene einst den Bub auslachten
und sich dabei nichts weiter dachten.
Es lichten sich im Dorf die Reihen.
Konnt’ Ottokar ihn’ nicht verzeihen?

Letztendlich ist der Ort verwaist.
Die Kinder längst hinfort gereist.
Einzig ein letzter Ministrant
hält seinem Pfarrer noch die Hand,
als in die Kirche stumm eintritt
der einst gemobbte nun zu dritt
inmitten von zwei Polizisten,
die ihn zwecks Strafe bald einnisten.
Und selbst dies heilige Gebäude
ist streng bewacht am Tage heute.

Zwar hat man keinerlei Beweise,
doch das Motiv erlaubt die Reise
zu einem lebenslangem Knast.
Der Richter sprach ohn’ große Hast.
Als letztes soll der Täter beichten
vor Ort beim Priester. Somit reichten
sich beide noch einmal die Blicke
und Ottokar sah eine Tücke
in dem geweihten Auge blitzen.
Er selbst müßt hundert Jahr nun sitzen.

Wie kann das sein, wird mancher fragen.
Das sei nicht wirklich zu ertragen.
Und immer wieder das Motiv.
Warum lief hier was ganz schön schief?
Bereits als Kind barmt Ottokar
dem Priester sein Leid Jahr für Jahr.
Der aber nahm sich an der Sache
und übte seinerseits nun Rache.
Ohne jedoch sich zu erklären.
„Soll Otto sich im Loch bewähren.“

Der Ministrant hat unterdessen
den Blick des Pfarrers nicht vergessen.
Er läßt ihn nachts nicht ruhig schlafen.
Wie konnte Gott dies nicht bestrafen?
So legt er alle Zweifel ab
und sucht den auf, der seit er Knab
bereits in ’nem Gefängnis weilte.
Zur Wahrheitsfindung drum er eilte.
Und so erfuhr er, wie’s gewesen.
Konnt’s hören und in Augen lesen.

„Was mache ich mit diesem Wissen?“
war Walter hin und hergerissen.
So hieß der Knabe, der verstand,
daß Unrecht hier herrscht unerkannt.
Zum Glück war er der Sohn vom Richter
und konnte somit abends lichter
gestalten, was durch dunkle Sachen
die Lügner aus Wahrheiten machen.
Zu guter Letzt war es gelungen
und Ottokar hat frei gesungen.

[2020]

Die Neugier der Pandora


Wie nah war man dem ewiglichen Glücke,
als sie erhielt den zweischneidigen Lohn.
Weil nicht bedacht die gottgewollte Tücke,
trägt schwer sich nun die fremdverdiente Kron’.

Den Menschen wurde einst das göttliche gegeben,
um mehr zu sein als nur ein blinder Wurm.
Prometheus tat’s. Fast kostet’s ihn sein Leben.
Und der Olymp tobt wie im ärgsten Sturm.

So, wie geschrieben zu der Griechen Tagen,
schuf Zeusens Schmied Pandora ihm aus Lehm.
Ihr gab er, ohne Gründe aufzusagen,
’ne Büchse, daß es hätt’ der Mensch bequem.

Doch sollten sie sich ernsthaft unterstehen,
mahnte Zeus schlau auf seine eigne Art,
jemals zu öffnen sie und dann hineinzusehen;
sonst bleibt das Innere nicht länger heil, bewahrt.

Pandora nun, vermählt mit Prometheus Bruder,
labt sich an vielerlei Geschenken all.
Und dann schaut sie, das neugierige Luder,
selbst in die Büchse. Ach, welch böser Fall.

Da bricht hervor, wie aus ’nem tiefen Becher,
all jenes Unglück, das die Menschen tun
und sie ereilt. Dem argen Götterrächer,
dem Zeus, gelang, daß wir heut schlechter ruh’n.

Ob Neid es ist, ob blanke Gier nach allem,
was einem nicht gehört zu Trotz.
Durch Krankheiten die Menschen nunmehr fallen.
Der Tod erstellt, wieviel das Leben kost’.

Mit Maß sei drum dein tägliches Bemühen.
Nicht jedes Wissen ist für dich gedacht.
Manches Gemischte muß halt länger ziehen.
Der Tag ist reich erst, wenn er folgt der Nacht.

[2020]

In den Schotten


Es gab da einen Schotten,
der hatte so Marotten.
Er trank bislang in einer Tour
fast stets und ständig Whisky nur.

Doch eines schönen Tages dann,
als er sich sah und recht besann,
trank er, was für ein sturer Knilch,
fast ausschließlich nur Stutenmilch.

[2020]

Keine Lust aufs Putzen


Vor dem Rechner sitz ich hier,
habe keine Lust dafür
etwas anderes zu machen.
Laß die Wohnung Wohnung sein,
freue mich auf Sonnenschein
und wenn Regenwolken lachen.

Nun zum Glück ist meine Frau
diesbezüglich auch so schlau,
denn statt mit Geschirr zu krachen,
wartet sie auf jenen Tag,
wenn ich und auch sie es mag -
unser Putzen anzufachen.

[2020]

Makabre Scherze


Leider muß man es bekunden,
daß im Leben manches schief.
Nach so manchen schönen Stunden
gibt’s auch mal ein Stimmungstief.

Das allein könnt man ertragen.
Anderes ist mehr als schwer.
Nach Gesundheit läßt sich fragen,
selbst wenn Hosenbeine leer.

Mal geschieht ’s, wenn man geboren.
Öfter jedoch durch Unfall.
Hat wer beide Bein verloren,
ist es hart stets, überall.

Dennoch muß man überwinden
seinen Schmerz bei Tag und Nacht.
Muß auch so den Ausweg finden,
weil nach Regen Sonne lacht.

Jenes dachte sich Herr Meier,
als er saß im Rollstuhl drin.
Griff zur Zitter, griff zur Leier.
Sang dazu mit frohem Sinn.

Seinen Hut hat er verwendet,
daß man rein gibt etwas Geld.
Daß man ein paar Groschen spendet,
weil ’s für ’n Künstler doppelt zählt.

Jüngst indes kam geck gegangen
ein Herr Kunz mit stolzer Brust.
Warf hinein ohne Verlangen
fünfzig Mark mit falscher Lust.

„Hier, du Fiedler! Aus der Truhe,
die bei mir im Zimmer steht,
schenk ich’s dir. Kauf dir nun Schuhe!“
Eilt dann fort; vom Wind verweht.

Ihn so gröblich zu verhöhnen
raubt Herrn Meier die Geduld.
Nichts tät wohl ihn je versöhnen.
Lebenslang trägt Kunz nun Schuld.

Derweil ist hinzugetreten
Schmidt, der junge Polizist.
Fragt, weshalb er sich aufregen
mag und was geschehen ist.

Als nun Meier dieses Wehen
aussagt, hat Schmidt nur gelacht.
„Warum hast du nicht versehen
jenen mit ’nem Tritt unsacht?“

Dieses ist zu viel des Guten.
Schluß jetzt für den ganzen Tag.
Und als ob er muß sich sputen,
räumt er ’zamm mit einem Schlag.

Als er dann nach Haus gekommen,
trifft er seine gute Frau.
Sie ihn in den Arm genommen.
„Sprich dich aus und mach mich schlau.“

Dieser ehelichen Bitte
kam er nach und sprach empört,
daß deswegen er sehr litte,
weil sich so was nicht gehört.

Einen Schnaps gab ihm Isolde,
damit er zur Ruhe kam
und daß er vergessen sollte,
was ihm seine Ehre nahm.

Doch er konnt es nicht verschmerzen.
Zu tief saß in ihm das Leid.
So versucht sie es mit Scherzen.
Zog ihn zu sich, aus ihr Kleid.

„Reg dich ab, mein lieber Gatte.
Laß erzürnet dich nicht geh’n.
Gieß was hinter die Krawatte.
Auf ’nem Bein kannst du nicht steh’n.“

[2020]

Eindeutig zu hell


Mittels Haken an der Decke
hängt die Leuchte strahlend hell.
Denn gerad zu diesem Zwecke
hat man sie dort hingehängt.

Leuchtet aus die kleinste Ecke,
um zu sehen peinlich schnell,
ob der Bube im Verstecke
gar frivole Blicke schenkt.

Weil schon draußen an der Hecke,
wo die Sonne scheinet grell,
sann er nach, wie es wohl schmecke,
wenn zu ihr er Küsse lenkt.

Doch anstatt, daß er erwecke,
Liebeslust auf Bärenfell,
hat die Jungfrau Etikette
ihren Blick schamhaft gesenkt.

Sei gesagt dir, lieber Recke,
willst du küssen Isabell,
sucht euch lieber dunkle Flecke,
in die ihr euch innig zwängt.


[2020]

Sperrmüll und Blut


Mal hat man altes Zeug im Stüb'l
und braucht es nicht mehr all zu oft.
Es brach entzwei, zu allem Übel.
Verschlissen eher als gehofft.

Dann muß man es nach all den Jahren,
ersetzen durch ein neues Ding.
Doch wie sollt man mit Müll verfahren,
woran vielleicht gar einst man hing?

Man stellt es raus auf jene Straße,
die gradewegs am Haus lang geht
und wo es dann der Sperrmüllhase
aufsammelt, wenn er es erspäht.

Vielleicht kann einer dies verwenden?
Heimwärts kehrt manches Einzelteil.
Der Rest wird wohl auf Halden enden.
Ich hoff, die Umwelt bliebe heil.

Auch mir hat jüngst in meiner Küche
der Spüler es nicht mehr getan.
Ich bracht ihn raus und in die Lücke
brach sich der neue alsbald Bahn.

Nur wohne ich im Hause oben.
Ich stellt ihn auf den Balkon hin,
bis das das Datum ran geschoben,
an welchem ich ihn runter bring.

Die ersten Bleche konnt ich tragen.
Auch manches kleine Accessoire.
Nun kippt ich, was seit vielen Tagen,
dem Regen ausgesetzt wohl war.

Des Spülers Korpus so zu neigen,
erwies sich leichter als gedacht,
doch zeigt sich oft in Schicksals Zweigen,
fehlt Mühe, fehlt auch die Obacht.

Schon riß ich mich an scharfer Kante.
Das Blut rann perlend aus mir raus.
Ein Schnitt, so tief ich ihn nie kannte,
macht aus dem Plan gleich den Garaus.

Nun hieß es Wunde zu verbinden,
daß reichlich Saft noch bleibt in mir.
Gewiß werd ich schon Heilung finden.
Bis dahin sitz ich schreibend hier.

[2020]

Im trauten Heim


Wie lebt es sich doch recht erträglich,
wenn draußen sonst die Welt unsäglich,
im trauten Heim.

Hat alles man, was man so braucht.
Die Stube warm, das Männel raucht
im trauten Heim.

Wenn sie im Radio sonst nichts bringen,
spielt man Musik; man kann auch singen,
im trauten Heim.

Und neigt sich dann der Tag zu Ende
entfernt man Hose, Rock und Hemde
im trauten Heim.

Geht dann romantisch rasch zu Bett
und macht es sich dort himmlisch nett,
im trauten Heim.

[2020]

Weihnachtsfreude


Auf Weihnacht freut sich jedermann,
weil er dann fröhlich singen kann.
Er kann mit vollen Beuteln schoppen
und basteln, werkeln und auch kloppen.
Beginnt damit vor Wochen schon.
Der Kinder Lachen ist sein Lohn.
Wie Sterne glitzern Frauenaugen,
die sonst für anderes wohl taugen.
Sind dann noch alle Eltern da,
heißt es vor Freude hall’juja.
Man packt am Baum Geschenke aus.
Walddüfte ziehen durch das Haus.
Kommen dann noch Verwandte an,
freut sich zu Weihnacht jedermann.

Selbst mit etwas Bescheidenheit
kommt dieses Jahr man trefflich weit.
Bedächtig sinnt man in der Stille,
Gesundheit sei der größte Wille.
Bedenkt im Voraus jeden Schritt
und hofft, daß alle machen mit.
Nutzt, daß man kann von fern sich grüßen,
ohne bei Fehltritt dies muß büßen.
Hält ’s auch mit den Geschenken klein.
Lädt keinen der Bekannten ein.
Dann leuchtet ’s trotzdem weihnachtlich.
Das Räuchermännchen qualmt für sich.
Weil dieser dies gewöhnlich kann,
freut sich zu Weihnacht jedermann.

[2020]

Winterliche Erinnerungen


Was sah ich gern am Winterhimmel
die Sterne funkeln hell und klar
und über Hügeln wie ein Schimmel
ein weißer Zauber wunderbar.

Die Bäume waren frostbezuckert.
Manches Gewässer eisbefleckt.
Von fern der Trecker fleißig tuckert.
Ein Schneepflug ziert ihn, maßbezweckt.

Nach Schule und den häuslich Dingen
zog es mich raus in die Natur.
Einzig die Krähen hört man singen
in meiner heimatlichen Flur.

Und waren auch mal naß die Schuhe,
wie auch die Hose von dem Schnee,
dann holt ich trockne aus der Truhe.
Nie tat mir frieren Nas’ und Zeh.

Die Zeiten sind nun längst vergangen.
Der Winter grüßt uns nur noch lau.
Was nützt das ganze Schneeverlangen?
Statt weiß zeigt sich die Welt jetzt grau.

[2020]

Frische Berliner


Berliner gibt es mannigfaltig viele.
Die einen sind glasiert,
die andren bannig leer.
Manch einer zeugt von viel Gefühle,
wenn er galant posiert
von möglichst ganz weit her.

Schon früher gab’s verschiedne Sorten.
Mal hoch zu Roß,
mal barfüßig mit Schild und Speer.
Gekommen aus verschiednen Orten
im Flüchtlingstroß
zu Preußens Sammelheer.

Versüßt mag er uns oft erscheinen,
doch dann im Magen
liegt ein schmalzig Kern.
Wenn er getrennt, ist er nur schwer zu einen.
Mit solchen Fragen
beglücken uns meist fremde Herrn.

Im Schaufenster wird allerhand gegeben.
Für jeden, der es wagt,
ist wohl auch was dabei.
Genauso quer wie unser aller Leben.
Drum nicht verzagt.
Der erste Biß ist frei.

Auch heute gibt es bunt verzierte Arten.
Man hat die Wahl,
wonach man letztlich greift.
Wenn allerdings die Macher allzu sparten,
wird es zur Qual.
Dann wirst du eingeseift.


[2020]

Sibirisches Drama in drei Akten


{ 1. Akt }


Ein Wind pfeift durch die Birkenwälder
und über Seen, die sind schon kälter
als Flechten, Moose und auch Gräser.
Fernab die letzten Pflanzenäser.

Da taucht plötzlich ein Mädchen auf.
Geschwind steigt sie den Hang hinauf,
um oben dann nach ihrem Gang
ringsum die Weiten zu betrachten.
Daß sie nun hat ausreichend Luft,
zeigt Irina, die suchend ruft:
„Sergej!“

Doch nichts durchdringt nach kurzer Dauer
des Windes nunmehr kalten Schauer.
Einzig von fern weht schwach hervor
der Wölfe Heulen an ihr Ohr.

 


{ 2. Akt }


Es bläst der Wind in gleichem Maße.
Das Licht neigt sich zur Abendphase.
Weil kürzer werden Wochentage.
ist lang tabu die Mückenplage.

Stramm kommt von seitwärts angelaufen
Aljoscha jetzt, als wollt er raufen.
Hingegen auf des Hügels Saum
kann er das Muß nicht unterdrücken,
gleichfalls die Weiten zu erspähen
und einen Ruf hinaus zu sähen:
„Sergej!“

Nur ist‘s der Wind, der stur sich windet
und keine Antwort für ihn findet,
als wie bereits einmal vernommen;
den Wolfsgesang, etwas verschwommen.

 


{ 3. Akt }



Nichts ändert sich an Windes Stärke.
Bereits im Dunkeln sind die Berge
an Firmamentes weiter Ferne.
Matt leuchten drüber erste Sterne.

Nun sind die beiden jungen Leute
sich einig, daß sie rufen heute
gemeinsam nach der beiden Freund.
Auf daß der Schall noch weiter fließe,
halten sie so wie einen Trichter
die Hände an die Lippen dichter:
„Sergej!“

Da scheint’s, als ob der Wind sich neigt
und Stille durch die Tundra steigt
und nur die Wölfe hört man kratzen
und köstlich bei dem Mahle schmatzen.


[2021]

Kindheitspoesie


Ich war wohl an die sieben,
als ich bereits geschrieben
ganz kurze Tiergeschichten.
Jedoch muß ich berichten,
daß das von Hirschen, Rehen
man heute kann nicht sehen,
weil alles das verschwunden,
nach jenen Umzugsstunden.

Wir zogen in ein neues Haus.
Das Chaos machte den Garaus
dem lyrischen Beschreiben
von manchem lustig Treiben
der Fauna, wie ich’s dachte
und mir ‘ne Mär draus machte.
Noch heute ich mich ärgern muß,
so tief in mir sitzt der Verdruß.

Doch schrieb ich nicht alleine
wie tierische Gebeine
sich durch die Welt bewegen,
um ihre Art zu pflegen.
’nen Krimi schrieb ich nieder,
denn das war hin und wieder
mein allerschönstes Hobbystück.
Gern denke ich daran zurück.

Ich weiß noch, daß ein Junge war
in einem Keller, das ist klar,
und dort belauschte er geheim
fünf Polizisten ganz allein.
Die wiederum erzählten
von Fällen, die sie wählten
und wie sie diese lösen.
Dank Spannung gab’s kein Dösen.

Die Zeit verging − ich größer
und Schurken immer böser.
Vom Schulraub in die Fleischerei.
Da hackt man Opfer schnell zu Brei!
Auch andre schlimme Sachen;
was böse Menschen machen.
Mit Fantasie spielte ich viel.
Der Ablauf war mein großes Ziel.

Jedoch muß ich bekennen
und selbst den Fortgang nennen,
daß auch dies Werk entschwunden
weil Ärgernis gebunden
hat mich in Schicksals blindem Lauf.
Mußt nehmen dieses arg in Kauf.
Die vielen hundert Seiten
sinnlos ins Feuer gleiten.

Was freilich ohne Frage
kein Grund, daß ich entsage
dem Sinnen schöner Dinge,
die ich dem Herz entringe,
um sie hier aufzuschreiben,
damit sie länger bleiben.
Weil vieles ich auch brauche
im Herz, im Kopf und Bauche.


[2021]

Vinetas Vita


Man hörte schon zu frühen Tagen
die Leute an der Ostsee sagen,
daß einst ein wohlbeleibter Ort
gespült durch eine Sturmflut fort.

Die Bürgerschaft in Saus und Braus.
Mit Gold bedeckt war jedes Haus.
Man suchte Wohlstand stets zu hegen.
Die Religion nur mäßig pflegen.

Alltäglich trug man neue Kleider.
Das freute nicht nur Schuster, Schneider.
Man tanzte schamlos kreuz und quer
und gab selbst Schätze sinnlos her.

Weil es dort nirgends Armut gab,
starb Wohlfahrt samt Kollektestab.
Der Handel mit den fernsten Ländern
trug dazu bei, nichts zu verändern.

Nun, eines Tages unerwartet
kam Nachricht, daß ein Unglück startet.
Doch niemand im Ort glaubte dieses.
Die Zahl der Opfer dann bewies es.

Drum schaut, wenn ihr in Vollem lebt,
wie sich die Welt um euch bewegt,
daß Leute nicht das gleiche sagen
in justament viel tausend Tagen.


[2021]

Hahnenkampf


Um ihre Hühner zu begatten
die Bauersleut ein Hähnchen hatten.
Das tat jahrein, jahraus die Pflicht.
‘nen andren Hahn, den sah man nicht.

Doch eines schönen Tages Morgen
hatte der Hahn ganz andre Sorgen.
Es zwickte da und zwackte hier.
So wie beim Menschen, so beim Tier.

Kommt man ganz langsam in die Jahre,
fallen aus Federn wie auch Haare.
Das merkten auch die Bauersleute
und suchten Abhilf nicht erst heute.

Ein junger Hahn, so stark und schön,
hat man schon lang nicht mehr geseh’n.
Das Federkleid in stolzer Pracht.
Du alter Hahn, nimm dich in Acht.

Und wie sie so steh’n gegenüber,
spürt man bereits den Schnabelstüber.
Da spricht der alte zu dem jungen:
„Ich weiß, mein Leben ist gesungen.

Erfüllst du mir noch einen Wunsch,
dann werd ich gern zum Hühnerpunsch.
Anstatt wie Irre hier zu raufen,
laß uns doch um die Wette laufen.

Du Gockel, du, du holst mich ein.
Die Hühnchen wird das schon erfreu’n.
Sie sehen deine Manneskraft
und wie du stehst im rechten Saft.

Doch eines noch, du must verstehen,
ich kann wie du wohl nicht mehr gehen.
Drum laß mir Vorsprung ein paar Schritte.
Dann schätzt man dich erst recht. Ach, bitte.“

Das ist dem Neuankömmling Recht:
‚Dem Krüppel geht es eh bald schlecht,
wenn er dann endet unterm Beil.
Den Hühnern biet ich schlicht Kurzweil.‘

Und wie die beiden nun so rennen,
da gackern laut des Bauern Hennen.
Der kommt heraus mit seiner Flinte
und schießt und sagt zu seinem Kinde:

„Da hab ich wohl was rechts getan
weil ich gekauft ’nen schwulen Hahn.
Das ist die Woche schon der dritte.
Gibt’s keine Kerle mehr? Ich bitte.“


[2021]

Urlaubsreif


Urlaub machen, nicht zu steif,
Rat ich dir. Und für uns zwei
Liegt nichts näher als das eine.
Auch im Ausland manches Jahr
Unternimmt man möglichst vieles.
Berg hinauf und Berg hinab.
Sonnenbaden und dazu
Reicht man, wenn der Kellner da,
Etwas Speise, daß man schnell
Ist gesättigt. Jedoch nur,
Falls man‘s nutze immerzu.

[2021]

Frühaufsteher


Noch dunkel ist’s, wenn früh am Morgen
Zum Tor hinaus, zur Arbeit hin,
Ich gehe mit ‘nem schweren Schritt
Um Lohn und Brot mich zu verdingen.
Und mich begleiten manche Sorgen,
Geträumt als Schlafes falschen Sinn,
Weil ich sie nehme dümmlich mit,
Anstatt in freier Zeit zu singen.

Ein leichter Regen näßt die Wege,
Da Nebelschwaden längst dahin,
Nachdem verflogen selbst der Mond,
Dem mühevoll ein Hof gerundet.
Wie nutzlos wirkt die Himmelspflege,
Wenn Tageshoffen nicht gewinnt
Und Sonnenahnung nicht belohnt,
Weil Kälte noch dem Wetter mundet.

Doch haben Vögel, wie sie‘s machen,
Anstatt des Lichts den Sound gestellt
Und mittels permanenten Sang
Ein wenig Wärme mir gegeben.
Vertreibt die Trübsal, läßt mich lachen.
Das ist oft mehr als Stundengeld.
Bin reich genug für meinen Dank
Und Hoffnung, daß sie ewig leben.

Da greift von fern des Menschen Habe
Mechanisiert ins Tagwerk ein.
Von links und rechts, von weit und breit
Wird man berauscht vom Fahrzeuglärmen.
Nun stell ich mir mal jene Frage,
Ob das denn wirklich hat zu sein.
Was war das einst für eine Zeit,
Als wispernd die Natur konnt wärmen.

[2021]

Schuld und Glaube


In der Gesellschaft ist’s halt Brauch
sich auch mal zu bedenken.
Was einer hat, will andrer auch.
Nicht immer geht’s um’s Schenken.

Und weil’s verschiedne Gaben gibt,
die man verschieden wertet,
sind Leistungen, die man dann wiegt,
auch maßgerecht geerdet.

Gleicht eine Kuh ‘nem Kieselstein,
ein Sinnen Steineschleppen?
Wer setzt den Preis dafür wohl ein?
Durch Macht sind’s keine Deppen.

Und dennoch gibt’s bilateral
ein ehrendes Versprechen,
daß wenn Verzug eintritt einmal,
darf man das Wort nicht brechen.

So hat vertraut ein guter Mann
einst seines Nachbarn Schwüre.
Als es dann kam aufs retour an,
hat dieser nur noch Schnüre.

„Du siehst, der Geier sitzt all hier
auf jedem meiner Stühle.
Zu allem Recht, gesteh ich dir,
wie auch, wie ich mich fühle.

Denn nichts von allem, was noch steht
in diesem Haus der Leere
gehört noch mir. Vom Staat verschmäht
blieb nur noch meine Ehre.“

„Das mag schon sein. Ich glaub es wohl.
Doch ändert ‘s nicht die Lage.
Wenn auch die Börse dein ist hohl,
was nun? steht hier zur Frage.“

„Ein letztes Ding, das ist noch mein.
Er schläft hinter der Ecke.
Ein Wink von dir und er ist dein.
Erlaub, daß ich ihn wecke.“

Ein Pfiff ertönt, drauf hin ein Ruf.
Was mag da bloß erscheinen?
Ist’s noch ein Hund, den Gott erschuf,
das Wesen auf drei Beinen.

Es schleift sich näher würdelos.
Bedeckt von vielen Wunden.
Die Augen zu, der Blähbauch groß,
Der Schwanz ist arg zerschunden.

„Ich frag im Ernst: Was soll denn das?
Willst du mich gar verspotten?
Das ist fürwahr ein schlechter Spaß.
Längst ist er am Verrotten.“

„Dann bleibt nur eins, wenn’s auch nicht Mod’,
was ich dir überlasse.
Dort oben schläft in meiner Not
mein Weib als letzte Kasse.“

Es geht der Gläubiger hinauf.
Die alten Stufen knarren.
Die Türe zu und wieder auf.
Man sieht sprachlos ihn harren.

Ergreift’s Geländer, will’s versteh‘n,
wankt langsam wieder runter:
„Kann ich noch mal dein Hündchen seh’n.
Vielleicht geschieht ein Wunder.“


[2021]

Ehret unsre deutschen Dichter


Der eine läßt die Glocke weithin bimmeln,
der andre Faust zum Teufel fragend geh’n.
Luisen läßt er sich bedrängt anhimmeln
und Ringparabeln leicht und schwer versteh’n.
Der eine singt in alten deutschen Burgen,
der andre schläft schlecht in der fernen Nacht.
Um Märchen muß man wahrlich sich nicht sorgen,
um Effi Briest wär’s eher angebracht.
Mal gibt es Spott im dreißig jährgen Kriege,
mal bricht ein Krug nächtens im Haus entzwei.
Dann kämpfen wir befreit durch Lützows Riege
und reiten an der Nordseeküst vorbei.
Da gibt es grad mal für drei Groschen Oper,
oder viel Ehr für’s fälschende Gewandt.
Da ist gottlob der Parcival viel proper
und ‘s Röschen blüht geknickt im Heidesand.

Es gibt noch viel an Liedern und Balladen,
die uns die alten Dichter hab’n geschenkt.
Wir aber sind zum Weiterführ‘n geladen
und daß man ihrer würdevoll gedenkt.

[2021]

Ostern


Ostern ist’s, das uns erwartet.
Wechselnd freudig die Natur
wieder einmal für uns startet.
Nur wir Menschen bleiben stur.

Statt den Aufbruch mitzumachen,
halten wir am Tristen fest.
Ach, was könnten wir jetzt lachen
bei dem Frühlingsblütenfest.

Emsig tanzen die Insekten
auf dem Weg zum Pollenfang.
Menschen suchen nach Infekten
und bewerten deren Rang.

Wenn auch nicht auf allen Wegen
permanent nur Sonne scheint,
bringt die Freude sich zu pflegen
Glück bereits, tut man’s vereint.

[2021]

Im Stubenschrank


In meiner Eltern Stube steht
Von morgens früh bis abends spät
Ein Stubenschrank voll Porzellan.
Ich fang jetzt nicht zu zählen an.

Es gibt noch Gläser und Besteck.
Ein jedes ist an seinem Fleck.
Und auch Servietten, Kartenspiel.
In so ‘nem Schrank findet sich viel.

Man hat Figürchen allerlei.
Auch eine Uhr ist mit dabei.
Kurzum, wenn man mal etwas sucht;
Im Stubenschrank ist es verbucht.

[2021]

Ostermontag 21


Ein Blumenmeer bedeckt die Fläche,
die gestern noch sich trist gezeigt.
Und Schmelzwasser befüllt die Bäche.
Der Winter sich zum Ende neigt.

Einst Goethe schrieb von Hagelschauer.
Der ist zum Glück von kurzer Dauer
und uns zieht es in Wald und Flur.
Gewiß sollt man in diesem Jahre
spazieren nur als Einzelpaare.
Doch manche sammeln sich recht stur,
um Eier nicht nur bunt zu zeigen.
Ich werd hinfort darüber schweigen;
bin halt genügsam von Statur.

Viel lieber will ich es genießen,
zu hören all den Vogelsang
und wie gesagt, das Blumensprießen
ergötzt mein Herz. Dem Lenz sei Dank!

Gerade als ich dies geschrieben,
sah ich am Fenster Flocken stieben
und kalter Wind in einer Tour.
Drum bleib ich vorerst noch Zuhause,
bis daß vorbei des Frühlings Pause.
Darin bin nun ich wieder stur!
Erst wenn der Sonne warmer Segen
sich breit ergießt, werd ich bewegen
mich kurz hinaus in die Natur.

Dann seh ich auch die Fläche wieder,
auf der sich manche Blume drängt.
Und mancher Vogel sein Gefieder
gefächert in den Frühling hängt.


[2021]


Die Kartoffel


Sie kam einst über ‘s weite Meer
vom Inkareich als Pflänzchen her.
Das wuchs aus unscheinbaren Knollen
und hat manches verändern sollen.

Zunächst verschmähte man die Wurzeln,
die erdbedeckt aus Säcken purzeln.
Weil alles was war in der Erde
nicht sittlich galt für Christenherde.

Erst später sah man zaudernd ein,
auch Wurzeln nähren Geist und Bein.
So trägt der Wandel reichlich Früchte,
wenn positiv für die Geschichte.

[2021]


Der Esel, der auf Rosen geht


Was ich heute hier berichte,
ist fürwahr schon längst Geschichte
aus den ururalten Tagen,
als entstanden viele Sagen.

Jeder hat sie mal erzählt.
Hier und auf der ganzen Welt.
Mal um Sünder zu erziehen
oder selbst der Last zu fliehen.

Götter gab es, Kirchenväter.
Oft der Teufel war der Täter,
wie auch seine Abgesandten,
die im Mittelpunkt oft standen.

Was für uns die Gelbe Presse
Stieß auch früher auf Int’resse,
um vielleicht auch manchen Grafen
für sein Treiben abzustrafen.

Oder um zur Abendstunde
zu erträumen eine Runde,
wie’s wohl wäre so dort oben,
wenn die Leute einen loben.

Doch viel öfter geht’s bescheiden
zu, wenn Sagen sich ausbreiten.
Dieses dann von Mund zu Mund,
weil man Lesen selten kunnt.

Heute jedoch kann man lesen,
was vielleicht einst da gewesen
vor vierhunderttausend Tagen,
als sich dies hat zugetragen:

Kaiser Otto zog mal wieder
durch die Lande kreuz und quer,
um zu sichern, daß die Güter
seines Reiches wachsen mehr.

Und so kam er eines Tages
auch ins schöne Saaletal.
Wo genau am Salzstock lag es,
jenes Städtchen namens Hal‘.

Schon von weitem hört man nahen
Kaisers Troß, Fanfarenklang.
Leider mangelt es an Fahnen,
doch den Bürgern ist nicht bang.

Wenn man hat in andern Landen
all die Häuser reich geschmückt;
hier die Bürger jedoch fanden,
auch mit Rosen dieses glückt.

Also streuten sie Millionen
Blumen auf der Straße viel,
daß der Einzug soll sich lohnen,
Dank des Kaisers hohem Ziel.

Und so wartet man gelassen,
daß der deutsche Herrscher kommt.
Leergefegt sonst alle Gassen.
Was dann folgte, folgte prompt.

Etwas außerhalb gelegen
steht ‘ne Mühle straßennah.
Wenn die Flügel sich bewegen,
ist auch Mehl in Säcken da.

Diese werden dann vom jungen
Burschen flugs geliefert aus.
So ist alsbald wohl gelungen,
Brot zu backen für das Haus.

Für den Transport einen grauen
Esel nutzt er Tag für Tag.
Heute indes Städter schauen,
wo der Kaiser bleiben mag.

Jener läßt auf sich noch warten.
Schaut man noch so sehr zum Tor.
Längst der Kirche, Gottesgarten.
Kein Herr anders zog zuvor.

Hört! von ferne das Verlauten,
da quert einer ihren Fluß
und die braven Bürger schauten,
wer da heut zum Marktplatz muß.

Alsbald folgte die Erklärung,
wenn der Jüngling noch so staunt
über die erwies‘ne Ehrung
und die Worte, die man raunt.

Grade als die zwei auf Rosen
durch die Stadt gegangen sind,
hört man andernorts ein Tosen.
Köpfe wanden sich geschwind.

Wegen überschwemmter Wiesen
und der Saale proppenvoll,
nahm der Kaiser heut nicht diesen
Weg, den man sonst nehmen soll.

Und der Otto tat sich wundern,
wie kläglich man ihn empfing.
Er ließ sich nur schwer aufmuntern.
Generell ein schweres Ding.

Niemals hätte er gewettet,
was zudem am Markt geschah.
Esel ward auf Ros‘ gebettet
mit lautem Juchheirassa!

Was draus wurde? Wer kann’s sagen?
Zu lang her, um nachzufragen.
Daß die Stadt jedoch erblühte,
zeugt vielleicht von Ottos Güte.

Und von kleinen und von großen
Arbeiten nicht nur mit Rosen,
sondern auch mit Brot und Salz
und manch andrem ebenfalls.

Lasse jetzt die Stimme sinken
ich, um guten Wein zu trinken.
Der Erzähler macht ein Ende
und preist eure offnen Hände.

 

[2021]


Der gute Schneider


Es ging einmal ein Mann zum Schneider,
um zu erwerben neue Kleider.
So einen Anzug, dunkelblau;
denn dieses wünschte seine Frau.

Und jener Meister maß mit Elle
aus noch die kleinste Falte, Delle,
die ihm der Körper ringsum bot,
damit auch alles ist im Lot.

Daß es nicht zwickt und zwackt im Schritt
und daß sein Kunde nirgends litt.
Noch an den Schultern und am Bauch.
Bein stimmt und Armeslänge auch.

Schließlich ward alles aufgeschrieben
und nun zu zweit dabei geblieben,
daß in etwa so zwanzig Tagen
man sei bereit, das Stück zu wagen.

Die Zeit verging fast wie im Fluge
und jener Kunde saß im Zuge
gespannt und hoch erwartungsvoll.
Ihn gleich zu tragen wäre toll!

Alsbald hält er das Stück in Händen
und kann die Neugier nicht abwenden,
was seine Holde wird wohl sagen,
wenn er kommt heim, um stolz zu tragen.

Nur muß er warten noch zwei Stunden,
bis er nach Hause hat gefunden.
Doch was ist ach der Ärger groß!
Die Gattin findet’s nicht famos.

„Schau dir doch dieses Machwerk an!
Du kannst ’s nicht tragen, lieber Mann!
Die Beine sind verschieden lang.
Mir wird bei deinem Anblick bang.“

Also zurück in jene Stadt,
die einen solchen Schneider hat,
um mit Geduld zu reklamieren.
Ob man nicht könnt‘ sich arrangieren?

Der Schneider meint, in diesen Tagen,
tät man ‘nen Anzug anders tragen.
Man steht nicht steif, wie auf ‘nem Sockel.
Man wiegt sich sanft, so wie ein Gockel.

Nach ein paar Übungsschritten dann,
schaut anders sich der Anzug an,
als sich im Spiegel hat gesehen,
der Kunde: „Ach, es wird schon gehen.“

Zuhaus indes die Frau verstimmt
und ihren Mann zur Brust sich nimmt.
„Schau nur die Hüften hier, sie weiten
sich unterschiedlich in den Breiten!“

Was bleibt dem armen Mann zu tun,
wenn er in Zukunft sanft will ruh’n.
Er muß nochmal in Stadtes Mitte,
um dort zu äußern seine Bitte.

„Wie, guter Mann, Sie sich bewegen,
so kann kein Schnitt den Maßstoff pflegen.
Sie müssen Ihre Taille heben,
daß Anzug hat ein langes Leben.“

Gesagt, getan. Es fährt zurück
der Mann, der hofft auf bessres Gück.
Doch wieder gibt es neue Klagen.
Für’n Träger ist’s nur schwer zu tragen.

Und wieder, wieder muß er schauen
wie er zum Schneider kann sich trauen.
Und wieder, wieder sagt ihm dieser:
„Wenn er dies tut, wird er Genießer.“

Letztendlich wird’s dem Mann zu dumm.
Er bummelt nachts im Ort herum.
Traut sich ins eigne Heim nicht mehr.
Die Schelte wiegen gar zu schwer.

Und so wankt er mit schiefer Hüfte,
die Schultern schräg, welch Abendlüfte,
kein Bein ist wie das andre lang,
die Arme im verdrehten Zwang

und auch der Rücken ist nicht grade,
der Kopf geneigt, wie ist das schade,
daß auch der Bauch hängt wie die Brüste;
gleich Boschens Bild: Garten der Lüste.

Da kommen grad zwei Herrn gegangen
und haben just es eingefangen,
dies Bildnis von dem schrägen Mann
und wie er schwer nur kommt voran.

„Ach!“ meint der eine. „‘s is‘ schon schwer,
des Lebens schreckliches Malheur.
Was ist dem Bürger dort geschehen,
daß leidend muß durch’s Leben gehen.

Vielleicht noch aus dem letzten Kriege?
Oder ein Sturz aus seine Wiege?
Hat ihn der Zug einst überfahren?
So was verwächst schwer mit den Jahren.“

Der andre nickt und will nur schweigen
und sich vor seinem Schicksal neigen.
Doch kurz bevor sie wandeln weiter:
„Zum Glück hat er ‘nen guten Schneider!“

 

[2021]


Das alte Schild


Was hanget dort am Haken
zu früher Morgenstund
ein Schild? Ich konnt’s nicht sagen,
was man drauf lesen kunnt.

Es ist in alter Sprache
gesetzt in wildem Reim.
Vielleicht kündet die Sage
von einer alten Pein?

Ein Muhmchen kam geschlichen
mit einem krummen Stock.
Ihr Haar war ausgeblichen,
zerschlissen längs ihr Rock.

Bot meinen Arm, wie’s Sitte
und half zur nächsten Bank.
Damit sie Durst nicht litte,
reicht ich ihr süßen Trank.

Sie tat sich wohl bedanken
und fragt nach dem Begehr.
Ich wies auf jenen Ranken;
an Deutung trüg ich schwer.

Da sprach sie von so Grafen,
und Taten jammervoll,
von längst vergessnen Strafen
und himmelhohem Groll.

Doch wie ich sie betrachte,
verändert sich ihr Blick.
Das, was ich von ihr dachte,
verfließt nun, Stück für Stück.

Sie ist mitnichten älter
als grad mal zwanzig Jahr,
ihr Wesen, scheint’s, wird kälter
im Nahen der Gefahr.

Von seitwärts kommt gesprungen
ein wilder Reitersmann.
Der greift bald nach der jungen
Maid, nimmt sich ihrer an.

Doch nicht aus edlen Gründen
erheischt er sie sogleich.
Will frönen frei den Sünden,
dort drüben an dem Teich.

Da hilft kein Schreien, Wehren.
Der Jungfrau Licht erlischt.
Ich wollt dazwischen kehren;
mein Augenblick verwischt.

Drauf sah ich Massen strömen,
von Bauern, Landknechtsvolk.
Und Rufe weithin dröhnen,
daß wer wohl büsen sollt.

Ein Jüngling ward gezogen
an einer Kette schwer.
Niemand schien ihm gewogen.
Fand Rettung nimmermehr.

Zum Baum führt man den Knaben,
der ohne jede Schuld.
Den Ritter jedoch gaben
die Dörfler ihre Huld.

Bevor er hängt am Stamme,
der Bursche fluchend ruft:
„Ihr Teufel, ich verdamme
euch ewig in der Gruft!“

Kaum dieses Wort gesprochen,
schon fiel er schwer hinab.
Sein Leben jung zerbrochen,
muß nun ins kalte Grab.

Jetzt schaut man’s Land verwesen.
Kein Halm wächst grade aus.
Des Schnitters breiter Besen
schafft‘s Dorf zum Totenhaus.

Ein Baum allein blieb blühend;
dort wo der Junge hing.
Und eine Tafel mühend,
zeigt wie es damals ging.

Im Schatten find ich wieder
mich in dem heut zurück.
Betrachte meine Glieder
und schätze groß mein Glück.

Das Schild hab ich genommen
und ließ es schreiben neu,
daß Jahre, die noch kommen,
bewahren dieses treu.

 

[2021]


Erlkönigs Glocke


Fest umschlungen in den Armen
liegt das Kind dahingerafft.
Warum mußt der Knabe darben?
Vater hat es nicht geschafft.
Aus den Augen schwer
strömen Tränen sehr.
Weil die Wege nicht hergaben,
daß er retten konnt‘ den Knaben.

Fieberwahn ließ ihn erschauern,
auf der Hast durch Sumpf und Moor.
Deshalb tat es zu lang dauern,
bis erreicht man Hof und Tor.
Düstere Gestalt
griff nach ihm eiskalt.
Während fern Irrlichter flimmern,
hörte man den Jungen wimmern.

Sprach von Schatten, Kreaturen,
die ihn in die Nebel ziehn.
Jagten körperlos durch Fluren.
Niemand kann dem Spuk entfliehn.
Es hofft jedermann,
man entkommen kann.
Wenn auch wild die Herzen schlagen,
muß man doch das Schlimmste wagen.

Also los! Er ist zu retten,
wenn nur schnell der Ritt gelingt.
Wenn in warmen, weichen Betten
Hoffnung von Genesung singt.
Mittels’ nem Gebet
ist’s noch nicht zu spät.
Draußen herrschen Nacht und Winde.
Vater greift nach seinem Kinde.

[2021]


Das Känguruh


Genetisch macht das Känguruh
beim Hüpfen nie die Augen zu.
Sonst irrt es blind durch Busch und Strauch
und fällt womöglich auf den Bauch.
Erleidet hierdurch einen Schaden,
weil, wenn weiblich, 's hat geladen
naturgemäß den Beutel voll.

Drum Augen auf bei jedem Sprung!
Denn Nachwuchs, welcher noch sehr jung,
der findet 's Leben einfach toll
und nimmt es übel, wenn's grob endet,
weil diese Doe*) Obacht verschwendet.

Uns kann der Fakt so vieles sagen.
Auch wenn wir nicht im Beutel tragen
die menschliche Nachkommenschaft.
Wer nicht aufpaßt bei jedem Schritt,
bekommt mitunter schmerzhaft mit,
wie es geschieht dem Känguruh,
hat dies beim Sprung die Augen zu.

*) weibliches Känguruh


[2021]


Die Hoffnung


Sie haben beschlossen, das Land mehr zu roden.
Mühselige Arbeit; ist steiniger Boden.
Sie pflügen mit Spaten zwei Wochen tagtäglich.
Kartoffeln will stecken man so viel wie möglich.

Erdäpfel statt Weizen, das ist die Devise.
Man ist überzeugt, davon leben sich ließe.
Mit diesen Kartoffeln wär besser man dran.
Sie sind wahrlich nahrhaft für Schwein, Frau und Mann.

Vom Fleisch nimmt der Müller, gibt Mehl dann dafür.
So jagt man den Hunger hinaus vor die Tür.
Durch Tratten beim Nachbarn, Kartoffeln besorgt.
Der hat bis zur Ernte dem Vater geborgt.

Mit beschwerlicher Arbeit geh‘n die Tage dahin
Und die Kartoffeln sind endlich im Acker drin.
Sie haben gemeinsam ein gut’s Werk verrichtet.
Mit Hoffnung und Glaube die Zukunft gesichtet.

Das Vieh wächst heran, obwohl Winter gegrollt,
Um es zu verkaufen auf dem Markt wie gewollt.
Das bringt reichlich Geld, was sonst ständig fehlt.
In Gedanken der Vater die Gulden gezählt.

Und Dank der Erdfrüchte im felsigen Rain
Steht bald in dem Stalle ein weiteres Schwein.
Selbst wenn Hagelschauer auf der Leiten droht,
Kartoffeln im Boden vertreiben die Not.

Das haben die beiden in schlafloser Nacht
Gemeinsam gelernt; hat sie stärker gemacht.
Das Leben ist mühsam. Manch Stunde wiegt schwer.
Doch wollen nicht fort sie. Denn hier wohnt die Ehr.

So stehn sie zusammen und schauen ins Tal.
Die Leiten verlassen sie nie. Nicht einmal.

 

(Quelle: „Die Hoffnung“ von Hans Riedl aus „Damals“)


[2021]


Der kleine Elefant


Es streift ein kleiner Elefant
ganz einsam durch das Dschungelland
und sieht fernab die Jäger sitzen,
wie sie die Lanzenspitzen schnitzen.

Schnell strebt er in das Dickicht rein,
denn für den Kampf ist er zu klein.
Trompetet schleunigst laut zum Schluß,
weil man die Herde warnen muß.

Doch nicht nur diese hören ‘s schnell.
Auch jene Jäger sind zur Stell.
Sie springen mit Gewehr und Speer
dem kleinen Flüchtling hinterher.

Der eilt, auch wenn er noch so litt,
kreuzquer mit jedem nächsten Schritt
und achtsam, daß er nicht gar fiel,
in Gruben rein. – Das war ihr Ziel.

Die Jäger hatten sie versteckt
und mit Geäst dicht abgedeckt.
Die Fallen wollen sie verwenden,
daß Elefanten drin verenden.

Doch als sie nun gepackt vom Fieber
der Jagd springen sie nicht hinüber.
Vielmehr mit einem wilden Schrein
stürzen sie in das Loch hinein.

Die Beute freut sich riesengroß,
denn jene Jäger ist man los.
Die Elefanten können traben;
brauchen nun keine Angst zu haben.

Und unser kleiner Elefant,
der ist der Held im ganzen Land.
Bekommt die allerbesten Früchte. -
Zu Ende ist die Tiergeschichte.

( Nach einer in meiner Kinderzeit selbst geschriebenen Geschichte, etwa um 1967 )


[2021]


Eldfjall


Im Norden dort,
am Eise fast,
entsteht ein Hort,
wo Lava praßt.

Ein Berg wirft rote Flut heraus.
Mit Schwefeldampf und viel Gebraus.
Mit ständig wechselndem Gesicht
verleiht sein Anblick ihm Gewicht.

Er füllt die Täler Schritt für Schritt.
Der Landvermesser kommt kaum mit.
Wirft man im Weg ein Dämmchen auf,
nimmt Rücksicht kaum die Lava drauf.

Hier kann der Mensch nur staunend knien,
wenn Lavaströme abwärts ziehn
und hoffen, daß es bald vorbei;
er wieder Chef im Lande sei.

Doch ’s Erdenblut
an jenem Ort,
wie Höllenglut
fließt ’s stetig fort.

 

( Eldfjall: isländisch für Vulkan )


[2021]


Wo bin ich


Man sagt, dort wird man Sorgen los.
Die großen und die kleinen.
Durchs Herzloch lugt die Sonne bloß.
Wär’s anders, wär’s zum weinen.
Mal ist das Örtchen ganz aus Holz,
mal ist es aus Kunststoffen.
Die Eltern waren früher stolz,
konnten auf größ’res hoffen.
Moderner ist’s Etablissement
heute an vielen Stellen.
Doch stets kommt’s auf das gleiche an.
Kannst du mich jetzt erhellen?

 

[2021]


Testspiel


Ein Pfiff ertönt im weiten Rund
und alles rennt, weil man gesund,
scheinbar chaotisch kreuz und quer,
doch ohne Plan geht’s längst nicht mehr.

Den einen ist der Durchbruch wichtig,
die andren steh’n zusammen richtig,
daß wie an einer Gummiwand
kein Gegner einen Durchschlupf fand.

Und ist der Ansturm erst vorüber,
geht man zum eignen Angriff über.
Gefächert schwärmt nach vorn man aus,
um zu erreichen den Applaus.

Den gibt es wenn man’s recht anstellt.
Müht man sich mehr, vielleicht auch Geld.
Doch geizt man nicht mit Überschuß,
man schnell zurück zum Anfang muß.

So wogt das Ganze hin und her.
Wer’s nicht erkennt, den wundert’s sehr.
Wenn er jedoch den Ball dann sieht,
ist das schon ein ganz andres Lied.

Er kann sich ohne Mühe denken,
warum die unten sich nichts schenken.
Ins Tor muß jener Ball hinein.
Der Mann, der drinnen, der sagt: Nein!

Doch manchmal sieht der eine Lücke,
in die der Stürmer stürmt mit Tücke
und direkt auf den Kasten zu.
Nun ist es aus mit seiner Ruh!

Ist noch ein Angreifer parat,
bedarf ’s vom Torwart ’nen Spagat,
sich beiderseits zu orientieren,
den Überblick nicht zu verlieren.

Er fängt den Ball - Lenkt ab den Schuß.
Zur Eckfahne der Gegner muß.
Oder die eignen Leute stürmen
vorbei an Gegenspielertürmen.

Wem nun am Ende ist geglückt,
daß er den Ball ins Tor gedrückt,
der macht, den eignen Fans zur Freude,
an Punkten diesmal reichlich Beute.

Doch geht es unentschieden aus,
geht man fürwahr enttäuscht nach Haus.
Indes sollte man nicht verzagen
und gar den Konkurrenten schlagen.

Denn alles, selbst wenn es mißlingt,
hilft doch dazu, daß schließlich winkt
ein freundschaftlich Zusammensein.
Ganz ohne Spaß, bist du allein.

 

[2021]


Herbst im Garten


Ist dir die Welt zu trist und grau,
dann hilft nur eins: Herbstblumenschau!
Die Herbstnatur mit vielen Farben
bringt dich dazu, nicht still zu darben.

Da stehen Astern grad wie Sterne
und leuchten prächtig nah und ferne.
Wie auch die schönen Chrysanthemen
sich ihrer Pracht nicht müssen schämen.

Der Dahlien breite Blütenblätter
vermindern jedes Nieselwetter.
Dies sei in Erika gebettet;
somit der Augenschmaus gerettet.

Doch freu dich auch an alten Bäumen,
die schon im Herbstlaub scheinbar träumen
von einem neuem Frühlingsgrün,
wenn erst der Winter ist dahin.

 

[2021]


Hildebrand


Es zogen einst auf grauer Vorzeit Aue
Im blutig Nebel, Speer und Schild gewandt,
Zwei Heere wallend aufeinander zu.
Voran jeweils nach kampfgestählter Schaue
Und reich beflaggt von königlicher Hand
Die Helden, just zur letzten Ruh.

Der eine jung noch, kaum dem Schoß entwachsen,
Prescht wild heran, zu fordern Landesrecht.
Der andre reicher, wie an Taten so an Taxen
Und dreifach jährig harrt dem Stoßgefecht.

Doch wie es ziemt nach ritterlicher Ehre,
So fragt der Ältere den Jungen nach dem Hort
Und welchem Stamme er gerühmt entspringt.
„Man sagt,“ so jener, „er, Sproß hoher Lehre.
Doch schon seit langem ohne Vaters Rat und Ort,
Weil dieser anderswo sein Liedchen singt.

Indes sei kürzlich erst an ihn herangetragen,
Der Vater seelenlos, weil dessen Leib zerfetzt.
Nun blieb er selbst und seiner Mutter Fragen
Der Zukunft Ungewißheit schutzlos ausgesetzt.“

„Oh, freue dich! In dir kenn ich den Knaben,
Den ich in Lehnspflicht mußte lassen sein.
Drum diesen Speer, ich senk ihn tief zur Zier.
Und reich geachtetes Geschmeide, als Gaben
Zu deiner Mutter Füßen breitet man’s fein.
Dafür steh ich nun unbedeckt vor dir.“

„Was willst du, Hunne? Willst du mir noch spotten?
Hinfort mit dir und deinem Glitzerstein.
Mein Schwert wird all sogleich dir Antwort rotten.
Dein eignes Blut soll letzter Schluck dir sein!“

„Fürwahr, da hast du Ritterrecht gesprochen.
Mein eigen Blut, ich seh es wallen auf.
So steht nun Ehr und Recht bei uns im Streite,
Fall ich als Vater? Mir ‘s Mörderherz gebrochen?
Nehm Schicksal doch für uns ‘nen andren Lauf. ?
Nun komm herbei, mich fordernd mir zur Seite.“

Ei, wie nun dröhnt der Schläge dumpfes Grollen.
Es bricht entzwei manch Speer und manches Schild.
So ist’s des Schwertes letztes Wollen,
wer triumphiert und wessen Odem quillt.

[2021]


Schillers Glöckchen


Schiller sprach: Ich hört es läuten,
hoch vom Turm in dunkler Nacht.
Weil’s nicht ankam bei den Leuten,
hat er ein Gedicht gemacht.


Schrieb vom Fleiß der Erdenbürger
und was alles nötig sei,
daß dem Braven und dem Würger
ward geläutet Litanei.


So denn wird dem ganzen Leben
jeweils mit ‘nem Glockenschlag
eine Widmung mitgegeben,
weil ’s der Bürger halt so mag.


[2021]


's wird kälter


Es friert die Maus mit Haut und Haar.
Die Katze auch, der Hund sogar.
Und alle Tiere frieren mit.
Kein Wunder, daß ich gestern litt.
Und morgen, welches Wettergraus,
Sieht es nicht grade wärmer aus.
Drum laßt uns anzieh’n warme Sachen.
Dem Klima ist grad nicht zum Lachen.

Doch wenn der Winter ist vorbei,
Dann fühlen wir uns wieder frei.
Wir werfen ab, was uns einhüllt.
Des Sommers Glut mit Eis gekühlt.

[2021]


Strandgedanken


An einem frühen Morgen,
kaum ist die Welt erwacht,
beendet auch im Norden
die Sonnenkraft die Nacht.

Ich springe auf ins Mühen
und sehe lichterloh
das Firmament erglühen.
Der Anblick macht mich froh.

Sogleich hör ich ein Rauschen
von nahem Meeresstrand.
Wer mag, kann sinnend lauschen,
weil er zum Wasser fand.

Dort brechen Wellenberge
in einer steten Gischt.
Als ständiges Gewirke
die Flut auf’s Land eindrischt.

Was ihr nun ward gegeben
das schleppt sie flüssig fort,
um anderswo zu heben
’nen neuen Sandbankort.

Doch manchmal wird es heftig.
Das Naß wächst metergroß.
Den Menschen wird’s zu deftig,
Was kann man machen bloß?

Sie bauen Molen, Deiche
und rüsten kräftig auf.
Daß Küstenlauf nicht weiche
nimmt man manch Müh in Kauf.

Bleibt Neptun uns gewogen,
mit silberglänzend Meer,
dann lieben, ungelogen,
wir seine See noch mehr.

Wie auch der Vögel Flüge,
die Krabben, Muscheln viel.
Wattwürmer im Gefüge
und Robben mit Gefühl.

Und dann, in Abend Stille,
wenn glutrot untergeht
des Tages letzter Wille,
ein salzig Hauch verweht.

Hinfort ist alle Mühe,
die uns der Tag beschert,
bis daß in nächster Frühe,
das Schaffen wiederkehrt.

So wechselt Tag um Tage
die Zeit wie Wellenfront.
Für mich steht außer Frage,
die Schöpfung hat’s gekonnt.

[2021]

Ein seltsamer Traum


Ein Traum verwirrte mich in vielem,
während so kleine Kinder spielen
mit Blut, als sei es rote Tinte,
so man in Kulis Bomben finde.

Derweil aus einem Freudenhaus
schaut vollbusig die Sünde raus.
Obszön, wie solche Satanisten,
die sich in Dunkelheit einnisten.

Ein Spiegel zeigt Teufels Gesicht!
Abwenden kann ich mich doch nicht.
Die Augen glühen, böses Lachen,
perverser Sex in schwarzen Sachen.

Ein jedes Zimmer füllt sich nun.
Sadisten haben viel zu tun.
Einzige Flucht aus dem Gemächer
ist aus dem Fenster, über Dächer.

Und auf die Straße geht die Flucht,
wo man in Läden Hilfe sucht.
Doch gibt es keine Möglichkeit.
Nichts reagiert, obwohl man schreit.

Indem die andern Kunden drängen,
muß ich mich schnell nach draußen zwängen.
Und dort, auf einer breiten Straße
kommt's zum Gemenge, Knäul und Blase.

Und Straßenbahnen, alte Wagen,
kreuzen einander. Nicht verzagen!
Die Flucht nach vorn muß nun gelingen,
um endlich Abstand zu gewinnen.

Jetzt schnell hindurch die Kraftfahrzeuge,
auf daß ich werde keine Beute.
Und in den nächsten Laden rein.
Ein Anruf muß jetzt wirklich sein.

Und der gelingt sogar im Nu.
Drei fremde Männer greifen zu
und haben mich auch fast erreicht.
Der Sprint zum Tunnel war nicht leicht.

Auch hier sind massenhaft Passanten,
die scheinbar ewig dort schon standen.
Nun gibt es Blaulicht und Sirenen.
Ich kann in Sicherheit mich wähnen.

Die Polizistin steigt nun aus
und mir wird selbst im Traume graus.
Statt Uniform im neuen Look
bekleidet sie gotischer Schmuck.

[2021]

Der Frosch und die Ente


Es hüpft ein Frosch durch einen Weiher
und quakt heraus trotz nahem Reiher,
daß er ein Schwan sei, seiner Treu,
und sich der Damen ständig freu.

Da kommt 'ne Ente an ihn ran.
Belächelt jenen grünen Mann.

"Du bist ein Frosch, was ich klar sehe."
"Dann komm herbei - ins Hoserl spähe."
und lüftet seine Badehose
schier geck auf seiner Teichseerose.

Sie schaut hinein, man kann es ahn'
und ruft heraus: "Mein lieber Schwan!"

[2021]

Schusters Wanderrappen


Wohl dem, der einen Rappen hat.
In diesem Fall wohl eher zwei.
Dann braucht er noch, und nicht zu knapp,
'nen festen Grund, damit in Reih
und Glied er strampeln kann;
der brave Mann.

Schön, daß heut auch die Damen strampeln
und nicht nur Männer müssen hampeln,
daß man an Weges Ziel kommt an.
Es hoffe nur, es wird was draus,
daß man was lernt, fürs eigne Haus,
was man wohl braucht, so dann und wann.

Und so beginnt die Wanderschaft,
mal fordert sie, mal bringt sie Kraft,
mit vielerlei Vergnügen.
Manch Schlimmer indes sucht sich Schuhe,
die ihm vermitteln häuslich Ruhe.
Man kann sich selbst betrügen.


[2022]

Geisterhaft


Wird zu dünn dir bald die Luft,
liegt's womöglich an der Gruft,
in die man dich eingemauert,
daß auf dich der Tod nun lauert.


Schwebst als Geist dann weiß umhüllt.
An der Pforte hängt ein Schild,
worauf man schon lesen kann,
wer hier spukt, warum und wann.


Für zwölf Euro und zehn Cent
kann sich gruseln, wer hier pennt.
Auch für Stimmung wird gesorgt.
Nur die Ketten sind geborgt.

[2022]

Der verbannte Papagei


Vor Jahren gab es einen Wandel
in Politik und auch im Handel.
Was früher gang und gäbe war,
das galt nicht mehr ab jenem Jahr.

Nun kann dieses auch ungelegen
dem einen kommen und deswegen
muß er sich schneller arrangieren.
Das gilt bei Menschen wie bei Tieren.

So hatte einst ein Bauer Lust
zu zeigen sich mit neuer Brust.
Er drehte deshalb ganz geschwind
besagte Fahne in den Wind.

Indes, sein alter Papagei
blieb weiterhin dem alten treu.
Und weil man sich hätt echauffiert,
ward ’s Federvieh fremd einquartiert.

Nun saß er dort, für weiß wie lange,
bei Hahn und Hühnern auf der Stange.
Und was er sah, mißfiel ihm sehr.
Der Hahn nahm sich die Hühner her.

Ein jedes Huhn wohl mit Gewalt.
Dem Ara wurde heiß und kalt.
Dann schließlich schien er an der Reihe.
Half hier denn bloß noch sein Geschreie?

Drum zetert er in seiner Not,
als wär’s ums Leben oder Tod,
dem Gockel zu, dem Hofgetier:
„Mich nicht! Ich bin politisch hier!“


[2022]

Des Fußes Weg


Ein Mensch, nennen wir ihn mal Fuß,
hat seinerseits oftmals Verdruß,
denn was er auch studiert, gelernt;
vom Wissen ist er weit entfernt.

Weil alle irdischen Destillen
seinen Bedarf nicht können stillen,
zieht es ihn nachts zu Geistern, Mächten,
daß sie den Schleier ihm entflechten.

Doch alle, die er anruft, sagen,
es sei zu früh zu seinen Tagen.
Der Mensch bei weitem nicht bereit,
zu blicken durch die Dunkelheit.

Doch aus der tiefsten Höllenstube
Steigt zu ihm hoch ein finstrer Bube.
Der will ihm jedes Rätsel zeigen,
vor dem selbst Götter ratlos schweigen.

Er sei ihm Diener ohne Hast
und kein Befehl ihm eine Last.
Um keine Zeit nun zu verlieren,
muß Fuß mit Blut den Pakt fixieren.

So geht es in die kleine Welt,
wo außer Suff und Fraß nichts zählt.
Man gönnt sich nur zum Spaß die Freude,
zu foppen dort die tumbe Meute.

Doch bringt das alles kein Gewinn.
Den Fuß, den zieht's woanders hin.
Und schon hat er ein Weib erspäht;
Sie fromm zu ihrer Kirche geht.

Weil jede Predigt auch mal Schluß,
sie wieder dann nach Hause muß.
Dies macht sie täglich ohne schräg,
nur heute steht ihr Fuß im Weg.

Er will sie bringen, gar mit flehen.
Sie will allein nach Hause gehen.
Doch geht der stärkste Krug entzwei –
und tags darauf sind sie bald drei.

Weil Fuß jedoch nicht freien kann,
nimmt sich sein Knecht der Sache an.
Die Mutter tot – Bruder durchbohrt.
Auch ‘s Kindel weg, durch den Abort.

Da dies jedoch als strafbar zählt,
sperrt man das Mädel aus der Welt.
Zwar will noch helfen, Doktor Fuß,
doch sein Knecht drängt. Man fliehen muß!

Nun, da die kleine Welt vergeigt,
man dem Herrn Fuß die große zeigt.
Und ob dies Kaiser sind, ob Helden,
Hofschranzen allzumal; kaum gelten

sie Fußes Wunsch nach wirklich Neuem.
Drauf folgend darf er sich nicht scheuen,
in andre Sphären abzusteigen,
wo nun des Olymps Götter geigen.

Auch wenn kaum je ein Mann so nah
heran kam an die Helena,
so ist all jener Mummenschanz
geeignet kaum für Fußes Tanz.

Denn nichts, was sie ihm bieten können,
ist wert, daß Fuß anfängt zu rennen,
daß sich der Aufwand für ihn lohnt.
Er endlich in der Weisheit wohnt.

Nur eines kann sein Knecht noch wagen.
Er muß ihn zu der Tatkraft tragen.
Denn wenn sein Herr was schaffen kann,
fängt vielleicht auch sein Wissen an.

Und so geschieht, was keiner ahnte,
indem daß Fuß den Plan verzahnte,
dem Meer ein Stück Land abzureißen
und sich als Schöpfer zu beweisen,

gleichsam gepaart mit Volkes Kraft,
das ist der wahre Lebenssaft.
Nunmehr ist Fußes Weg erfüllt
und sein Verlangen ganz gestillt.

Er fällt benommen in sein Grab,
läßt ruhen seinen Wanderstab
und geht als neuer Mensch hinweg.
Denn tätig sein, ist Wissens Zweck.

[2022]

Das Wetter


Dem einen fehlt’s,
dem andren ist’s zu viel.
Oft unbeliebt ist des Besagten Spiel.
Noch öfter vieles ward gesagt.
Erwartet oder ungefragt.
Wie es auch immer sei.
Ob gut, ob schlecht.
Einmal ist es vorbei.

So kann gespannt man sein,
was aus der Fülle an Versprechen
sich nach und nach wohl wechselnd uns erschließt.
Ich hoffe, ohne viel mit Worten hier zu drechseln,
ein schönes Maß von gut dosiertem Spiel.

[2022]

Wiener Gruft


In Wien hat er sein Herz verloren.
Nun liegt er da, mit kalten Ohren.
Auch seine Liebe, unvergessen,
schläft dort, denn einer war versessen,
mit einer Nadel, spitz und fein,
sie z‘ stechen in den Kopf hinein.

Wir können, wollen wir sie sehen,
zur Kaisergruft hinuntergehen.
Dort liegen sie, schön aufgebahrt,
in einem edlen Sarkophag.

[2022]

Bilder einer Ausstellung


Ist’s düster oder scheint die Sonne
auf meinem Weg zur Vernissage.
Post mortem zeigt man, welche Wonne,
die Bilder, die man nicht vergaß.

Einst malte Hartmann und skizzierte,
was alles seinem Auge nah.
Und nun seh ich, weil man plazierte
sie Stück für Stück, mal hier, mal da.

Gleich zu Beginn der Promenade,
ein stilecht enggedielter Flur.
Auch Wände, Decke, nicht zu schade,
sind holzbestückt aus der Natur.

Da schaut heraus aus seinem Rahmen
bereits das allererste Bild.
Ein Gnom ist es und zum Erbarmen
des Zwerges Anblick mißgestillt.

Mit unterschiedlich langen Beinen
erscheint er wahrlich uns suspekt.
Doch sollte jemand um ihn weinen;
dies hat der Maler so bezweckt.

Ich schreite nun zum nächsten weiter.
Ein Flüstern weht durch Flur und Raum.
Und Hoffnung, das es wird bald heiter,
das Wandeln durch des Künstlers Traum.

Jetzt sieht ein Schloß man, alt, gebrochen.
Ein Troubadour steht brav davor.
Er singt sein Lied, wie er’s versprochen,
daß man ihm öffnet, Haus und Tor.

Wie lang muß er wohl noch verweilen,
bis sich sein heißer Wunsch erfüllt.
Mich zieht es weiter, ohn‘ zu eilen,
weil sich solch Kunst dem Aug‘ enthüllt.

Auch wenn im Innern die Gedanken
ein Stückchen rückwärts schauend stehn,
so öffnen sich vor mir die Schranken,
wenn neue Bilder mich anflehn.

Schau etwa ich zwei Kinder streiten?
Die Amme unbemerkt dabei.
In Paris, Tuileriens Weiten
ist Mahnung Spielen einerlei.

Von Frankreich geht es nun nach Polen.
Es stammt ein Wagen von daher.
Was er enthält? Vielleicht sind’s Kohlen?
Die beiden Ochsen ziehen schwer.

Bevor des Ochsentreibers Gerte
mich aus dem Bild heraus erreicht,
folge ich weiter jener Fährte.
Was dann kommt, ist auch wahrlich leicht.

Es sind nicht ganz geschlüpfte Küken,
die sich aus Eierschalen mühn.
Noch tanzen sie in engen Zügen,
bevor befreit sie bald entfliehn.

Wär ich bei ‘n Küken noch geblieben,
hätt ich das nächste kaum bemerkt.
Zwei Herren, wenig übertrieben
sind als Portrait in braun verstärkt.

Die beiden, jüdischer Abstammung,
sind doch einander völlig fremd.
Der eine reich, trotz der Verbannung;
der andre trägt sein einzig Hemd.

Auch jenes andre mit Marktweibern,
skizziert den seelischen Verfall.
Schamlos, scheint’s, protzen sie mit Leibern.
Gesellschaftlicher Widerhall.

Nachdem die Skizzen ich gesehen,
vom Marktplatz in der Stadt Limoges,
versuch ich nunmehr zu verstehen,
was fand man früher dran famos.

Man zog hernieder in die Tiefen,
die Katakomben war’n das Ziel.
Auch wenn dort tausend Leichen schliefen,
reizt mich der Anblick nicht grad viel.

Nun denn, laßt mich im Diesseits wandern.
Noch hab ich alles nicht geschaut.
Zum Beispiel jenes von den andern,
welches gar seltsam ist gebaut.

Wie eine Hütte unbenommen,
mit durchaus märchenhaft Motiv.
Welch Hexe ist darauf gekommen,
daß sie auf Hühnerbeinen schlief.

Baba Jaga wird jeder gleich erkennen,
wirft er nur einen Blick aufs Haus,
um gleich kopfüber fortzurennen,
kommt sie mit ihrem Besen raus.

Auch ich wende mich alsbald leise
zum nächsten und wohl letzten Werk.
Nun endet meine erste Reise
beim Tore am Kiewer Berg.

Der Maler sollte dieses bauen,
doch blieb es nur, daß er ‘s entwarf.
Wir aber können es hier schauen,
wenn in uns aufwacht der Bedarf.

Leis summend zieh ich meine Wege.
Erahne eine Melodie.
Mal flott, mal langsam - doch nicht schräge.
Am Piano spielt sie Mussorgsky.

[2022]

Theatereingang


Einstmals trifft man sich auf Steinen,
während unten Mimen reimen.
Spielen dort der Polis vor.
Oft erklärt das Spiel ein Chor.
Meistens ist es nicht zum Lachen,
Voll von Tragik, was sie machen.
Heute noch hört man oft gerne,
wie man preist die Welt und Sterne.

Von dem Ganzen ist geblieben
nur das Beste; nichts geschrieben
hat man sonst, was gang und gäbe.
Sehr hoch liegt das Maß der Stäbe.
Auch zeigt man nie sein Gesicht,
denn das gilt als Kunst noch nicht.
Eher zieht man Masken drüber.
Ist die Zeit heut ganz vorüber?

Nach den Griechen Römer kamen.
Haben auch Antik im Namen.
Doch die Kunst ist anders wohl.
Mehr der Kampf gilt als Idol.
Neben allerlei Skulpturen
lieber sie nach auswärts fuhren,
um zu holen dort das Fremde,
das oft kommt im bloßen Hemde.

Um dem Volke Spaß zu machen,
kommen sie auf krumme Sachen.
Statt des Geistes Kunst zu frönen,
nutzten sie die Kraft von Söhnen,
die sie deren Müttern nahmen,
ohne Rücksicht auf den Samen.
Auch wenn man’s Theater nennt.
Todeskampf gibt’s, ungehemmt.

Viel Spektakel rund ums Morden.
Nicht in Rom nur, auch an Orten,
die verbreitet sind im Reich,
läuft der Blutfluß immer gleich.
Dann, mit Romes Untergang
endet auch der Schaukampfzwang,
um zum Wandel umzuschlagen.
Ohne Lust zu diesen Tagen.

Nur an Höfen reicher Leute
findet Kunst gewisse Beute.
Das jedoch durch Bänkelsänger,
die es hält am Ort nicht länger,
als der Hofstaat zahlen will.
Für die Massen bleibt es still.
Diese müssen zu schwer werken;
Kunstbedarf ist nicht zu stärken.

Erst als wachsen reiche Städte,
braucht man was als Etikette.
Da entsinnt man sich der alten
Sitten und im Neugestalten
von den Stätten der Kultur.
Jetzt gibt’s dies in Häusern nur.
Was als Wanderbühn begann,
siedelt sich als Schauspiel an.

Opernhäuser sieht man wachsen.
England zieht’s zu Shakespeares Faxen.
Und allmählich keimt zu Großem
wenn die Mimen lernen Posen
mit dem Text sie zu verbinden,
Form im Inhalt neu zu finden.
Was erwuchs dem Mummenschanz,
wird nunmehr ein hoher Tanz.

Weil der Grundstein jetzt gelegt,
jede Zeit sich neu bewegt.
Große Dichter schreiben Stücke,
die ausfüllen manche Lücke
im vormals erahnten Raum.
Sie zu sehen, welch ein Traum.
Oder auch für Musikanten
Komponisten manch erfanden.

Und es bleibt nicht nur beim echten,
was Darsteller nun ausfechten,
sondern eine neue Form
steigert den Bedarf enorm.
Kinosäle weiten breiter
des Theaters Gang zur Leiter,
die es bringt in einer Tour
zur erweiterten Kultur.

Jedoch sieht es heut so aus,
als bleibt oft fast leer das Haus.
Neue Quellen sind erschlossen
und manch Künstler sieht verdrossen,
wie ein Virus läßt verkümmern,
was man tat mit Herzblut zimmern.
Doch ich denke mir zum Ende,
das Theater schafft die Wende.


[2022]

Sturm und Drang


Bereits zu Anbeginn der Zeit
Brach los, was nunmehr ward befreit.
Und also dann durch hin und wieder
Stürmten kreuzquer des Raumes Glieder.

Als später sich die Form gefunden
Gabs Ruhe kaum für ein paar Stunden.
Wo auch sich immer was befand,
Behielt es selten seinen Stand.

Und so, im ewigen Verwehen
Begann die Welt erst aufzustehen.
Der Wandel nur ist das Konstante
Am schmalen Grad der Lebenskante.

Drum fürchte nicht, wenn’s draußen stürmt
Und neues sich vor dir auftürmt.
Denn du bist selbst des Sturmes Kind.
Wärst niemals da, bei lauem Wind.

[2022]

Frühlingserwarten


Im Märzen der Frühling sein Beutel aufschnürt
und all diese Blümchen zum Blühen verführt.
Er kommt wie ein Retter aus eiskalter Nacht
und hat im Gepäck auch die Sonn mitgebracht.

Sie wärmet den Boden, sie wärmet die Luft,
daß reichlich sich breitet der Blümelein Duft.
Und fällt doch mal Regen aufs blühende Land,
dann gießt es zum Wachsen durch sparsame Hand.

Ich freu mich schon heute im Februar darauf,
daß Mutter Natur nimmt den jährlichen Lauf.
Und gleich ihr verstärke ich Wandrer den Schritt.
Wer ebenso fühlt, ja, der komm mit mir mit.

[2022]

Gefühlt falsches Wetter


Noch läßt das Wetter seine Muskeln spielen.
Fast wie im Herbst mit täglichem Gebraus.
Während wir Menschen schon zum Frühling schielen,
scheint‘s, sind wir noch nicht aus dem Winter raus.

Am Thermometer zwar kein tiefer Wert
und insofern fehlt Schnee und Hagelschlag.
Doch Sturm und Regen sperrt uns ein am Herd.
April sich diesmal wohl verfrühen mag.

Muß man nun wieder langsam daran denken,
wie es im Mittelalter ward vollbracht,
weil Hoch und Tief es mächtig übertreiben
und neue Wetterkapriolen schenken.
Ist dies bereits des Klimawandels Macht,
den jährlichen Kalender neu zu schreiben.

[2022]

Ein hölzernes Sonett


Was einst gewachsen in die höchsten Höhen
liegt nun geschnitten und gespalten brach.
Wenn wir uns diesen Stapel so ansehen,
dann wallen Fragen auf: Was kommt danach?

Aus Licht und Luft und Erde ist’s geworden
seit langer Zeit und manch gar schwerem Jahr.
Nun teilt man es in unterschiedlich Sorten
und nutzt dies ganz verschieden offenbar.

Geht es vielleicht alsbald ins Ofenfeuer,
um uns zu wärmen, bis es wird zu Asche.
Oder schnitzt man daraus, was ziemlich teuer

und nicht für jedermanns Geschmack und Tasche.
Sind manchem hier die Worte nicht geheuer,
so ist’s doch besser, als der Griff zur Flasche.

[2022]

Ungezügelt

Mein Vater war einst spät im Wald.
Da hat es durch das Tann geknallt.
Es brach vom Trecker jene Welle,
die vorn und hinten eint sonst schnelle.
Vom Motor geht die Kraft nach vorn.
Nun hat den Antrieb man verlor'n.
Nur wie geschah dieses Malheur?
Ich sag es euch. Hört nur gut her.

Das alte Holz, vom Wind gebrochen,
lag ungenutzt herum seit Wochen.
So ist man in den Forst hinaus,
um’s heimzuholen in das Haus.
Dort sollte es die Stuben wärmen,
bevor man krank wird in den Därmen.
Oder man nutzt es, um zu werken.
Kurzum, der Rohstoff ist zu bergen.

Doch weil man hat kein Pferdgespann,
mußt halt die neue Technik ran.
Ein Traktor, kräftig wie zig Pferde,
durchpflügt alsbald des Waldes Erde.
Indes, das Dickicht ist kein Feld.
Hier sind die Bäume quergestellt.
Und auch so mancher alte Stumpf
ist längst verrottet wo jetzt Sumpf.

Drum mußte es wohl auch geschehen;
man so ein Loch tat übersehen.
Anstatt, daß man konnt kräftig trecken,
blieb jener Trecker hilflos stecken.
Und alles Ziehen, alles Drücken
brachte nichts ein, nur Schmerz im Rücken.
Zudem kam auch der Abend näher.
Genau wie ein gewisser Späher.

Der kam aus Bruderbundkaserne
und half in dieser Lage gerne.
So hat er vor Anbruch der Nacht
schnell seinen Panzer mitgebracht.
Man nahm ein starkes Eisenseil.
Verband damit die beiden Teil.
Dann fuhr er los, mit Saus und Braus -
mit Traktors Einheit war es aus.

Kreidbleich mit Lenkrad in der Hand
blieb Treckerfahrer Max im Sand,
während das Vorderteil enteilte,
weil man’s am Panzer ja verseilte.
Ich glaub, dies sollte uns belehren,
vor unsren Taten einzukehren
in eine tiefere Bedacht,
da sonst das ganze Werk zerkracht.

[2022]

Liesens Manko

Es fährt der Franz ohne zu rasen
Freitag auf’s Land, auf alten Straßen.
Da bleibt das Auto plötzlich stehen
und er steigt aus, um nachzusehen.

Doch kaum hat er die Haube offen,
steht eine Kuh dabei. Betroffen
schaut sie ihm zu und meint zum Schluß,
es am Vergaser liegen muß.

In Franzens Glieder fährt der Schreck
und Arme wedelnd stürzt er weg.
Die Landesstraße immer weiter.
Mit keinem Schritt wird er gescheiter.

Als er die Meile ist gerannt,
steht da ein Bauer, unbekannt.
Franz sucht nach Worten und nach Luft,
während ringsum herrscht Kuhstallduft.

„Ist das wohl Ihre Kuh dahinten?“
fragt nun der Franz mit einem Winken.
„Braun-weiß mit einem schwarzen Fleck?
Dann ist’s die Liese. Läuft stets weg.

Man kann sie tagelang dann suchen.
Ich muß wohl bald beim Schlachter buchen.
Ich kaufte sie, trotz mancher Mahnung.
Von Autos hat sie keine Ahnung.“

[2022]

Heimeliges Akrostichon

Heimweh
Ein Gefühl von Ferne
Ich hört es oft per UKW
Mag ich es auch erahnen
War mir doch immer klar
Es gibt nur ein Zuhause
Hier find ich meinen Schlaf

[2022]

Osterhasen

Es war vor vielen tausend Jahren,
da haben Hasen froh erfahren,
was es wohl heißt in Mulden, Sassen
es sich gemütlich sein zu lassen.

Da sie des Nachts an Halmen knabbern,
müssen sie tags gewiß nicht ackern.
Sie haben Zeit für andre Musen
und können gar bekanntlich schmusen.

Doch bleibt nicht jedes Heim bewohnt,
weil Umzug sich zuweilen lohnt.
Und wer nutzt nun die leere Delle?
Ist’s gar ein Huhn, so auf die Schnelle?

Denn ist’s zu weit bis hin zur Tenne,
legt hier ihr Ei, die kluge Henne.
Und weil dies oft im Lenz geschah,
lag die Vermutung wahrlich nah,

daß grade zu der Osterzeit
manch Hasen sind dazu bereit
an arme Bauersleut zu denken
und Ostereier zu verschenken.

Der Glaube hat sich wohl erhalten
und heute gibt es Kunstgestalten,
die stets die Leute dran erinnern,
den Hasen Nester brav zu zimmern.

So waren einst im Ferienlande
die Dorfbewohner außer Stande,
'nen alten Rammler einzufangen,
sonst hätt er längst am Spieß gehangen.

Drum hoppelt er heut kreuz und quer
durch Wiesen, Felder, Gärten her.
Und schließlich läßt man ihn gewähren.
Zu Ostern gar mit manchen Ehren.

Ein Vater mit der Frau und Kinder
beschließen nach dem langen Winter
dies Ostern zum Anlaß zu nehmen,
sich aus dem Alltag zu bequemen.

Ein langes Ferienwochenende
spielt ihnen dabei in die Hände.
Sie haben Unterkunft bekommen,
bei Schulzens, weil sie dort willkommen.

Und früh, am ersten Sonntagmorgen,
als alles schlief, ganz ohne Sorgen,
da raffte sich der Vater auf,
versteckt im Garten süßen Kauf.

Mal hinter einem grünen Strauch.
An einem Baume, Busche auch.
Selbst hinter gelben Osterglocken,
sieht aufmerksam man Schokoflocken.

Alsbald ertönt des Hahnes Schrei
und das Versteckspiel ist vorbei.
Schnell eilt der Mann in ihre Küche -
dort grüßen bald Frühstücksgerüche.

Die Mutter und die Kinderlein
erscheinen bald im Sonnenschein.
Sie setzen sich an ihren Tisch.
Und auch die Brötchen duften frisch.

Doch kaum ist eins davon verzehrt,
man dem gedeckten Tisch verwehrt
die sonstige Aufmerksamkeit,
denn alle Augen werden weit.

Weil von dem Acker mit den Stoppeln
sieht man 'nen Hasen näherhoppeln.
Er ist auch schon im Garten drin.
Was hat das Langohr nur im Sinn?

Mal schnuppert er an diesem Oft,
dann ist er schon zum nächsten fort.
Nur hält's ihn dort auch nicht grad lange.
Jetzt weilt er bei der Wäschestange.

Und als er alles dann betrachtet,
er auf sein Weiterkommen achtet.
Verschwindet wieder im Versteck
und ist so aus dem Blickfeld weg.

Die Kinder, beide, wollen nun
schnell in den Garten, nicht mehr ruh'n.
Doch wird zu Ende erst gespeist,
bevor man in das Draußen reist.

Dort frönen sie ihrer Neugier;
nehmen den Weg, den nahm das Tier.
Und siehe da, was man erblickt.
Manch Süßigkeit, vom Has' geschickt.

Selbst später dann, vor allen Leuten,
können die Kinder stets bezeugen,
daß sie dank aller seiner Gaben,
den Osterhasen g'sehen haben.

[2022]

Skat spielen

Noch liegt der Stapel vor drei Leuten,
die sich anschicken auszubreiten
die Karten links und rechts und drittem.
Zwei bleiben übrig für die Mitten.

Ein jeder von den drei‘n hat zehn.
Versteckt, nur er kann das Blatt sehn.
Nun heißt es Chancen auszureizen,
damit sich trennt schnell Spreu vom Weizen.

Wer ‘s besser glaubt, der spielt allein.
Die beiden andren jetzt zu zweien.
Sie bilden eine Allianz
und hoffen auf ‘nen guten Tanz.

Wer nun allein spielt, kann noch hoffen,
daß er vielleicht gut hat getroffen
mit den zwei zusätzlichen Karten,
die in des Tisches Mitte warten.

Er tauscht sie mit zwei eignen andern,
die gleich zu seinem Haben wandern.
Dann gibt zum Starten er bekannt,
welch Spiel er hat auf seiner Hand.

Das heißt, er dominiert die Trümpfe
und hofft, sie führen nicht in Sümpfe.
Er spielt die erste Karte aus
und bringt, wenn’s gut läuft, sie nach Haus.

Denn nach bekannten, strengen Regeln
müssen die Spieler durch’s Spiel segeln.
Es gibt hierbei verschiedne Farben.
Man kann gewinnen oder darben.

Mal spielt man Ober, König, Unter.
Dann geht’s mit Luschen rauf und runter.
Der eine hat Schell zehn und As.
Dem andren fehlt zum Stechen was.

So geht es munter hin und her.
Die Auswahl ist mitunter schwer.
Denn nur wer hat die höchsten Werte,
gewinnt den Stich. Sonst in die Herde.

Hat jeder jeweils recht gespielt,
der Spieler auf den Haufen schielt,
auf welchem seine Karten liegen.
Sie werden als Gewinn geschrieben.

Sind’s einundsechzig oder mehr,
dann freut der Einzelne sich sehr.
Genügt jedoch nicht, was er findet,
er seine Niederlag verkündet.

Dann werden Karten neu gemischt
und jedem zehn neu aufgetischt,
damit der sieht, was er wohl hat.
So läuft das Spiel. Man nennt es Skat.

[2022]

Feierabendbier

Nach der Arbeit, hart und schwer,
trinkt manch Zecher heftig sehr.
Sieht er dann die Sterne funkeln,
wie's die Kaffeekränzchen munkeln,
wankt er heimwärts kreuz und quer;
auch die Taschen sind nun leer.

Darum muß am nächsten Tage
er schwer schaffen, ohne Frage,
um am Abend dann erneut
einzukehren - Gastwirts Freud.

Ich indessen bleib ihm fern.
Trinke auch kein Bier nicht gern.
Und wenn doch, dann mit Genuß.
So, und hiermit ist nun Schluß.

[2022]

Brunnenmalheur

Am Brunnen vor dem Tore,
da ging der Krug entzwei.
Es trug ihn hin die Lore,
nun ist der Spaß vorbei.

Die Mutter und der Vater,
sie dürsten allesamt.
Auch Kinder und der Kater,
zum Dürsten sie verdammt.

Was soll man jetzt nur machen,
wenn Schrank und Tassen leer?
Kein Grund, jetzt laut zu lachen
nach diesem Schreck, mijnheer.

Man nimmt sich bei den Händen,
zieht zu dem Brunnen dort
und labt sich an den Spenden,
die reichlich gibt der Ort.


[2022]

Ein Fliegenschi...cksal

(inspiriert von einem Gedicht aus dem Internet)

Es war ein Frosch, dem leer der Magen.
Er konnte es kaum noch ertragen.
So sprang er aus dem See an Land,
mit Hoffnung, daß er dort was fand.

Er hatte Glück, mußte nichts kaufen,
denn vor ihm lag ein großer Haufen,
den eine Kuh unlängst verbrachte.
Des Frosches Herz vor Freude lachte.

Weil obenauf 'ne Fliege saß,
die ihrerseits zweckmäßig fraß.
Und noch dazu mit einem Blick:
‚Jetzt bin ich oben. Welch ein Glück.‘

Doch kurz bevor er selbst zuschnappte,
'ne Kröte den Erfolg ihm kappte,
der so verschwand wie Schall und Rauch.
Dem Frosch blieb nur sein leerer Bauch.

Manch Kröten kennen keine Grenzen,
wenn sie es sich, statt uns kredenzen.
Doch ist der Fliege dieses Wurst,
außer vielleicht: "Nie mehr a Durst!"

Oder:

Nicht jeder Stuhl ist zum darauf Verweilen geeignet!

[2022]

Wie man einen Löwen fängt

Es wurde einst ein kluger Mann
gefragt, ob er es schaffen kann
den wilden Löwen zu bezwingen
und in den Käfig dann zu bringen.

Er müßt jedoch erst Leute buchen,
die ihm zur Seite stehn beim Suchen
und auch den Zwinger dann aufbauen.
Viel gibt es nicht, die sich dies trauen.

Der Mann denkt nach nur eine Weile
und geht hinfort ganz ohne Eile
zu einem kleinen Drahtverschlag.
Setzt sich hinein am Vormittag.

Und als man ihn fragt, was das soll,
antwortet er, er findet’s toll,
hier außerhalb der Welt zu sitzen,
während im Käfig andre schwitzen.

Denn, so bestimmt er den Gewinn,
daß er sei draußen. Innen drin
jedoch der Rest der weiten Welt,
mit allem, was man dazu zählt.

So sei der Löwe auch gefangen,
ganz ohne Netz und spitzen Stangen
und ohne auch nur einen Schuß.
Arbeit erledigt! Ende! Schluß!

[2022]

Kurz über Korsika

Mitunter springt aus schönem Leib
ein Knabe, der es übertreibt.
Doch soll uns das nicht daran hintern,
am Busen dort zu überwintern.

Ich war noch nie auf Korsika,
doch glaub ich schon, wenn man dort nah
an der Natur sich hat ergötzt.
Das ist's was man am Freien schätzt.

Denn diese Worte spiegeln wider,
wie schön dort Blumen und Gefieder
der mannigfaltig Vogelschar.
Wenn's auch nur zwei Mal ist im Jahr.

Vor Jahren war's, im Flieger ob'n,
da kamen wir aus der Stadt Rom.
Ein kurzer Schwenk, das Mittelmeer
und jene Insel. 's war nicht mehr.


[2022]


Zwei Enten am Weiher

Zwei Enten liefen querfeldein
zu einem Weiher, alt doch fein.
Dort stand seit früh am Morgen schon
ein Silberreiher und sein Lohn,
der ihm in Form von Fischen schmeckte,
wenn er sie nur recht bald entdeckte.

Und nebenan, wo's Schilfrohr rauscht,
ein rotes Füchslein achtsam lauscht.
Es hat den Vogel im Visier,
als fette Beute im Revier.
Doch grad, als er ihn will ergattern,
hört rückwärts er die Enten schnattern.

Die hat der Reiher auch gehört
und fühlt sich arg davon gestört.
Erzürnt entfaltet er die Flügel
und fliegt hinfort über 'nen Hügel.
Das wird dem Fuchs erst recht zu dumm
und dreht sich zu den beiden um.

Den zweien nun entgeht das Grinsen.
Kein Interesse mehr an Linsen
oder an andren Wasserpflanzen.
Jetzt heißt es aus dem Blickfeld tanzen.
Die eine rechts, die andre links.
Den Fuchs verwirrt das allerdings.

Er weiß nicht, wohin soll er eilen.
Er kann sich schließlich nicht zerteilen.
Dies bringt den beiden Hauptgewinn,
weil er nicht weiß, wo jetzt wohin.
So zieht bedeppert er von dannen.
Für heute sind sie leer, die Pfannen.

Und wer nun denkt, für heut sei Ruh,
der höre nur den Fröschen zu.
Diesen ist wahrlich nicht entgangen,
welch Drama hier hätt angefangen.
Das macht nunmehr ringsum die Runde
und hält noch an gut eine Stande.

Dann ist mit einem Male Schluß,
weil man sich konzentrieren muß,
auf Futtersuche nach Libellen,
die schillernd übers Wasser schnellen.
Da heißt's die Zunge gut zu schmieren,
will man die Beute nicht verlieren.

Kaum hat die Jagd danach begonnen,
kommen die Enten angeschwommen.
Und beide schnattern froh und heiter,
als sei bislang passiert nichts weiter.
Als sei kein Fuchs auf ihrer Fährte
und käm nicht näher eine Herde.

Es sind zwei Hunde mit zehn Schafen,
die täglich her zur Tränke kamen.
An jener stets genutzten Stelle,
löschen den Durst sie auf die Schnelle.
Und weil das Hundeherz drin lacht,
wird schnell noch Entenjagd gemacht.

Doch jene flattern mit Gebraus
und weichen in das Schilfrohr aus.
Den Hunden wird dieses zu dumm;
sie drehn sich nach den Schafen um.
Gerade noch, bevor ein Lamm
zu nah dem tiefen Wasser kam.

Das wäre wohl ein rechter Schreck,
wenn ihnen käm ein Lämmchen weg.
So aber treiben sie die Zahmen
zurück dahin, wo sie herkamen.
Und bald, bevor noch Winde wehen,
sind alle zwölf nicht mehr zu sehen.

Nun siehe da, vom Wind gesprochen.
Es kommen Wolken angekrochen.
Sie werden dunkler, Schritt für Schritt,
und auch ein Grollen führ’n sie mit.
Wer draußen lebt, hat eine Ahnung,
daß dieses Drohen eine Mahnung.

Schon bald die ersten Blitze zucken.
Wer leben will, der muß sich ducken.
Am besten weit weg von Anhöhen,
weil diese oft vom Blitz gesehen.
Auch schwimmend auf einem Gewässer
ist in dem Fall gewiß nicht besser.

Die ersten großen Tropfen knallen,
wenn sie aufs Weiherwasser fallen.
Das Kleingetier nimmt flugs Reißaus.
Die größeren sind meist Zuhaus.
Und dann, so schnell, wie sie gekommen,
sind auch die Wolken schon zerronnen.

Alsbald tritt wieder Ruhe ein,
so man nicht ist als Nahrung klein.
Denn steht man höher auf der Leiter,
geht’s mit dem Leben oftmals weiter.
Ist an der Kette man ganz unten,
man nach dem Schlüpfen bald verschwunden.

So ist’s in der Natur halt Brauch.
Der Stärkere füllt seinen Bauch
mit all den kleinen Nettigkeiten.
So war es schon seit Ewigkeiten.
Und so war’s auch an jenem Weiher.
Von Ferne naht ein andrer Reiher.

Das wird den Enten nun zu dumm.
Sie drehen schnatternd sich schnell um
und schwimmen gleichsam nebenher.
Das fällt den beiden gar nicht schwer.
Dann watscheln sie zurück nach Haus.
Für heute ist das Baden aus.

[2022]


Gewitterintermezzo

 

...

Dort draußen kracht des Blitzes donnernd Erbe
und prasselnd stürzt herab der Wolken nasse Last.
Ich hoff, kein Schaden nimmt des Menschen kleine Herde
und ist’s vorbei, man weiter lebt wie nach ’ner kurzen Rast.
...

[2022]

Des Gärtners Pflicht


Im Garten, ja, das weiß ich wohl
wächst nicht Gemüse nur und Kohl.
Auch Blumen, Rasen und selbst Bäume
realisieren Gärtners Träume.
Doch ich verzicht auf derart Tupfen,
weil ich muß bückend Unkraut zupfen.

Und hat man eine kleine Hütte,
die Schatten spendet in der Mitte
des heißen Sommersonnentages,
so muß man, guter Gärtner, sag es,
sie ständig auch in Ordnung halten,
sonst größer werden Risse, Spalten.

Selbst für das Pappdach muß man sorgen,
sonst fliegt’s davon beim Sturme morgen.
Und stetig ölen die Scharniere,
daß es nicht quietscht im Zweitquartiere.
Wie auch, wer mag, die Fenster putzen
und wenn, wer hat, den Besen nutzen.

Doch dieses wär noch zu ertragen,
müßt man nicht permanent verjagen
das Ungeziefer, das ’s dort gibt
und das kein Gärtner wirklich liebt.
Manches ist ärgerlich und schlecht;
für den Ertrag nicht sonders recht.

Ob’s Mäuse sind oder Erdratten
im Boden drin oder im Schatten
der unterschiedlichsten Geräte;
sie wegzuräumen war’s zu späte.
Oder kein Platz in andren Ecken.
Genügend Raum, sich zu verstecken.

Jetzt gibt es Käfer noch und Maden,
die jeder Gartenaufzucht schaden.
Kohlweißling kennt man und Blattläuse.
Die Pflanzen sterben samt Gehäuse.
Und auch manch Unkraut schadet sehr.
Jetzt muß geeignet Abwehr her.

Hat man die Schädlinge verscheucht,
mir noch manch andre Arbeit deucht.
Zuerst muß man das Feld umgraben,
will man den Boden locker haben.
Dann nimmt die Harke man zur Hand
und recht die Fläche wie’s bekannt.

Man kann auch, wenn man muß noch düngen,
denn ohne wird kein Wuchs gelingen.
Nach einem Maß man nunmehr zieht
an Linien wonach später blüht
all das was man hat eingebracht
an Samen bevor kommt die Nacht.

Oder man steckt Kartoffeln rein
für später mal. Das muß schon sein.
Erdbeerableger kann man pflanzen.
Obststräucher runden ‘s ab im Ganzen.
Nun heißt es immerfort zu gießen,
daß auch die Saaten kräftig sprießen.

Beständig hat man was zu tun,
kann selten sich erschöpft ausruhn.
Das geht das ganze Jahr lang so.
Erst nach der Ernte ist man froh,
wenn sie erfolgreich ausgefallen
nach all der Mühe und dem Allen.

Nun liebe Leute laßt euch sagen:
Ich selbst hab gerne was im Magen.
Es nährt mich und hält mich in Schuß.
Zuweilen ist’s ein Hochgenuß.
Wie auch der Blumenpracht zu schauen,
wenn man sich ausruht, zu verdauen.

Doch all die Mühe, die dies kostet
und glaubt man auch, wer rastet rostet,
so such ich mir bei meinem Wandern,
ein Hobby aus, daß neben andern,
mich in die Pflicht nicht derart nimmt;
daß Aufwand wie auch Nutzen stimmt.


[2022]