Märchen

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Die Bremer Stadtmusikanten

Ich weiß nicht wo und weiß nicht wann.

'ne Mühle stand auf Berges Kamm.

Dort hielt ein Herr sein graues Tier,

heut sagt man Esel noch dafür.

 

Der graue Knecht, tagaus, tagein

trug schweren Sack, mitnichten klein.

Manch hartes Jahr hat er vollbracht.

Nun neigt sein Sein sich hin zur Nacht.

 

Die Beine wurden schwer, der Rücken

krumm schon und auch die Hufe drückten

gar manchen Stein mit Schmerzen schnell

ins Fleisch und in das Traggestell.

 

"Was soll ich", tönte Müllers Wort.

"dich weiterhin an diesem Ort

für teures Futter retuschieren

und durch die Tage balancieren?

 

Mich dünkt, es käme gar nicht schlecht

und auch dem Schlachter wär's schon recht

wenn er dich hat mit Haut und Haar

und Knochen auch und Hufe gar.

 

Hier bist du ja zu nichts mehr nütze.

Trägst kaum viel mehr als eine Ritze,

die ausgefüllt mit Mehl als Graben.

Bist eh bald Futter für die Raben."

 

Als dieses hörte unser Grauer;

es überlief ihn kalt der Schauer.

"Das soll nun sein mein Lebenslohn?

Da lauf ich lieber schnell davon.

 

Wahrlich kann ich hier nicht hoffen,

daß des Müllers Herz mir offen,

daß ich meine alten Tage

voll von Achtung bei mir trage.

 

Nun denn folg ich dem Entschluß

und mit einem Pferdekuß

dank ich für den Aufenthalt.

Nein, mein Herr, du wirst nicht alt."

 

Somit schlug er aus nach hinten.

Späte Kundschaft mußte finden,

daß des Müllers Dienerschaft

hatte sich davon gerafft.

 

Querfeldein, durch Wald und Wiesen,

sah man bald was Graues niesen.

An manch frischem grünem Grase

hielt der Esel seine Nase.

 

Nützlich sind der Freiheit Beine,

denn nun gingen sie alleine

nach der Zeit im Dienerjoch.

Sprang wie Lava aus dem Loch.

 

Und so kam er zu 'nem Bache.

"Frei zu sein ist eine Sache,

die zu leben es sich lohnt,

wenn auch Glück noch bei dir wohnt."

 

Dieses Glück wollt Esel suchen.

"Vielleicht dort, bei Tannen, Buchen?

Vielleicht wohnt es hinter jenen

Hügeln wo die Bäche gähnen?"

 

Unweit bei dem nächsten Walde

stand ein Gasthaus, das schon alte,

morsch an Tür war und die Fenster-

läden knarrten wie Gespenster.

 

Grade um die fernzuhalten

und das Leben zu gestalten,

hatte einst die Gastwirtschaft

sich ein Hündchen angeschafft.

 

Dieses tat was von ihm wollte

seine Herrschaft und es zollte

jede kleine Schüssel Fraß,

als sei dies sein größter Spaß.

 

Doch auch Hündchen kam in Jahre.

Fielen aus nicht nur die Haare

ihm, auch mancher Schnüffelblick

ging ins Leere ohne Glück.

 

"Frau, was soll uns dieser Köter

helfen noch, käm' mal ein Töter?"

fragte eines schönen Tages

Herrchen Hündchens Frauchen. "Sag es!"

 

Doch sie sprang nicht in die Presche.

Drohte sogar oft mit Dresche,

wenn dem Hunde was mißlang,

er mit seinem Alter rang.

 

"Recht hast du, mein holder Gatte.

Hol dir schnell die Prügellatte

und schlag diesen Nichtsnutz tot.

Einen neuen kauf zur Not."

 

Dieses hat in seiner Hütte

längst vernommen Hund der dritte

seiner alten Welpenschar,

die verließ er mit 'nem Jahr.

 

Doch wie sollte er entkommen?

An die Kette ward genommen

er alsbald  im Sonnenlicht.

"Nein, so leicht, erschlägst mich nicht!"

 

Als dann nahm der Wirt am Walde

sich bedachtsam eine kalte

Stange, die da war aus Eisen,

um dem Tier den Tod zu weisen.

 

Just im tödlichen Momente,

sprang der Kläffer ihm an‘s Hemde;

hetzte wild um seinen Herrn.

Dieser sah das gar nicht gern.

 

Säbelnd schwang er wie besessen

und hat dabei dumm vergessen,

daß die Kette längst verrostet,

weil 'ne neue nun mal kostet.

 

Also kam dem Hund zum Glücke

diesmal wie des Schicksals Tücke

Stang' und Strang in Kollision

und der Mörder aus Fasson.

 

An genau dem schwächsten Glied

riß die Kette wie im Lied

und nach einem letzten Schrei

war des Wirtes Leid vorbei.

 

Mit dem Rest der alten Schnur

schoß der Hund nun durch die Flur.

Wenn er auch nicht los sein kann,

war er doch ein freier ‚Mann'.

 

Grad so frei wie Esels Pfade,

die sich kreuzten im Gestade.

Dies auf einer grünen Lichtung.

Gut genug zur ersten Sichtung.

 

"Wohin treiben deine Füße

dich so eilig? Ist's 'ne Süße,

die du noch in alten Tagen

willst zu deiner Hütte tragen?"

 

"Ach, mein grauer Freund, verschone

mich mit solchem Witz. Ich wohne

nie und nimmer mehr in Hütten.

Dieses Heim ist ausgelitten.

 

Aber sag mir, im Vertrauen,

ich kann deinen Herrn nicht schauen.

Bist du etwa weggerannt?

Lebst wie ich im Wanderstand?"

 

"Freilich, Freund, du hast getroffen

wie es um mich steht. Noch offen,

was mir bringt der Zukunft Schimmer.

Doch das glaub' mir: schlimmer nimmer!"

 

"Dieser Sinn ist auch der meine.

Hab ich auch die kleinren Beine",

kam es aus dem Maul vom Hunde,

"wandern wir zu zweit die Stunde."

 

Nichts verschloß sich dem Ansinnen

und so stapften sie von hinnen

bis sie kamen zu 'ner Pforte,

woran hingen jene Worte.

 

Worte, die der Welt verkünden,

daß in Bremen nicht zu finden

wären ein paar Musikanten,

welche dort im Stadtdienst standen.

 

"Sieh nur hier, mein guter Alter.

Geh'n wir hin, geh'n zum Verwalter.

Musizieren für die Leute.

Unsre Kunst zählt viel im Heute!

 

Treten auf  am Werdersee

und zur Frühstücksmatinee

dort im Schnoor hört man das Beste.

Gleiches auch beim Jubelfeste."

 

"Sicher", stimmte zu der Bruder,

"die Verwandtschaft mein, die Luder,

singen lauthals an den Mond.

Ich tu's auch, wenn sich das lohnt."

 

Alsbald zogen sie gen Norden,

wo das Meer an vielen Orten

sich geschmeidig landwärts schmiegt

und im Sturm manche Möwe fliegt.

 

Sahen viele bunte Bänder,

Wappen vieler fremder Länder,

in dem heilig deutschen Reich,

wo gleiches dennoch ist nicht gleich.

 

In einem solchen kleinen Land,

an eines Flusses grünem Strand,

fand dereinst man ein Häuschen vor

mit einem stets geschlossnen Tor.

 

Inmitten dieser kleinen Welt,

wo großes scheinbar wenig zählt,

da herrschte dennoch Krieg im Haus,

wenn man nur sah die kleinste Maus.

 

Deswegen war aus diesem Grunde

das Heim gefüllt zu jeder Stunde,

bis in die kleinste Besenkammer,

mit einem lauten Katzenjammer.

 

Nunmehr sollte man doch meinen,

daß den Tieren Wonnen scheinen

Tag für Tag an diesem Orte.

Undenkbar sein Katzenmorde.

 

Doch auch jener Garten Eden

war nicht eitel Glück für jeden.

Denn wurde eine Katz zu lahm,

die Herrschaft schnell ihr Leben nahm.

 

So ging es auch der kleinen roten,

die mittels ihrer alten Pfoten

bei hier erwähnter Jägerei

manch Steingut brach entzwei dabei.

 

Zudem konnte sie nichts fangen,

was nach ihrem wörtlich langen

Leben durchaus ganz verständlich.

Hoffte sich doch Ruhe endlich.

 

Dies zu gönnen schien man ihr,

glaubte Mieze als Getier,

weil sie hat noch nicht gehört,

wie man mit ihr bald verfährt.

 

Und selbst wenn man ihr 's erzählte,

keineswegs sie es erwählte

diese Worte wahrzunehmen.

Hochmut ließ sie sich nicht schämen.

 

Als zur jüngsten Stunde nun,

die Frau des Hauses, statt zu ruhn,

mit einem großen Sacke kam

und Mieze in Verwahrung nahm,

 

dachte sich die schnöde Katze:

"Wie ich nachher mit der Tatze

all die Spötter Lügen strafe

und dann endlich sorglos schlafe."

 

Doch auch mancher dunkle Geist

wird mal lichter, was beweist:

Laß die Hoffnung niemals fahren,

wird's auch besser erst nach Jahren.

 

So lang muß die Katz nicht warten.

Schon durchquerten sie den Garten.

War das jetzt der Katzen Endung

oder kam noch eine Wendung?

 

Um sich nach dem Stein zu bücken,

nahm die Frau den Sack vom Rücken.

Hing ihn an den Weidenbaum.

Glaubt ihn sicher, wie im Traum.

 

Doch auch hier war Geiz von Schaden,

alten Sack riß es vom Haken.

Dieser stürzte schwer ins Moos

und der Kater sprang nun los.

 

Ehe sich die Frau besonnen,

war der Mäuseschreck entronnen.

Schoß durch Hecken, über Zäune,

sah verwundert neue Räume.

 

Diese Fluren, neben andern,

sind's durch die zwei Sänger wandern.

Jene zwei im Tierverbunde

just zu jener Zufallsstunde.

 

Wieder sind die Ohren offen,

wieder ist man ganz betroffen

von dem harten Schicksalsschlag,

der sie traf an diesem Tag.

 

"Komm doch mit uns hin nach Bremen.

Brauchst dich überhaupt nicht schämen,

daß dich nagt der Zahn der Zeit.

Denn zum Tode ist's noch weit."

 

Dieses sprach der graue Recke.

Auch der Hund zu gleichem Zwecke

äußert sich bestimmt und froh.

"Schöner sei's wohl nirgendwo.

 

Dort wo Roland und die Hanse

für die Bürger eine Schanze

gegen Ungemach und Pein,

für das Glück wohl werden sein."

 

"Also gut, ich werde schauen

ob ich kann dem Köter trauen.

Wenn versuchst du mich zu beißen,

müssen wir getrennt verreisen."

 

"Das kann ich dir wohl versichern",

mußte drauf der Esel kichern,

"daß das Hündchen hier ganz brav

zu dir sein wird, wie ein Schaf."

 

Nun denn trollten sich die dreien

weiter und als Sängerlaien

gaben sie manch Varieté.

auf dem Weg zur Norden See.

 

Lebst du auf dem flachen Lande

und gehörst zum Bauernstande

wird dir keinesfalls entgehen

mit den Hühnern auf zu stehen.

 

Ihre Nester leeren diese

freilich nur nach der Devise:

"Bis daß unser Hähnchen kräht,

ist's zum Aufsteh'n nicht zu spät."

 

Deshalb scheint in Bauers Garten

jeder auf den Hahn zu warten.

Welcher mit geübten Schrei

ruft den ganzen Hof herbei.

 

Auch muß Hahn sich häufig sputen,

will zum Huhn er für Minuten.

Soll Glucke werden jedes Huhn,

dann hat er wahrlich viel zu tun.

 

Hingegen läßt uns die Natur,

allmählich altern. Oh, wie stur.

So kommt nach Hahnes wüster Zeit

oft nur der Topf; der steht bereit.

 

Auf einer allbekannten Scheide

gab's damals Höfe; heute pleite.

Als in die Stadt die Tiere zogen,

gab's weite Felder, goldne Wogen.

 

Bei einem solchen Bauer nun,

tat jeden Tag der Hahn nicht ruh'n.

Hielt sich an seine Weckerpflicht,

vergaß auch seine Hühner nicht.

 

Doch wie gesagt, er wurde älter

und seine Mannesfeuer kälter.

Er konnte nicht mehr so laut krähen,

auch nicht nach jedem Huhne sehen.

 

Das war den Bauersleut' nur recht

und schickten Max, den jungen Knecht,

den Hahn zu köpfen und zu rupfen:

"Geflügel sei gut gegen Schnupfen."

 

Doch nicht weit auf einem Dache

hielt das Opfer treu die Wache.

Konnte so ganz deutlich hören,

wozu sie sich heut verschwören.

 

" Keineswegs laß ich mich packen.

Augen werd ich ihm aushacken.

Greift er dann zum blutig Beile

kenn ich eins nur: Fort ich eile!"

 

 schrie dem Häscher er entgegen

und war bald auf eignen Wegen.

Auch wenn er nicht flog wie 'ne Meise;

er flatterte nichtens im Kreise.

 

Inzwischen fand der Tag den Abend.

Drei Tiere auf der Walz sich labend.

Als Stars wollten sie sich versuchen.

Jetzt freilich genügt schon ein Kuchen.

 

Da kam just von Osten geflogen

ein Hahn auf des Mittsommers Wogen.

Er setzte auf dem Weg sich nieder

und putzte schnäbelnd das Gefieder.

 

Erneut erklang des Esels Frage,

ob er mitginge dieser Tage.

Damit der Plan wird gelingen,

in Bremen himmlisch zu singen.

 

"Dem wäre ich nicht abgeneigt,

sofern ihr mir den Weg hin zeigt.

Dann flöge ich schon mal voraus

und schau nach 'nem Nachtlager aus."

 

Derzeit in einem finstren Tal,

wo Sonnenschein beständig fahl,

wohin sich nicht mal wagt die Maus,

stand längst vergessen Försterhaus.

 

In Ordnung war es so grad eben.

Genügsam ließ es sich dort leben.

Vier Wände gab es, auch ein Dach.

Das Umfeld lag schon lange brach.

 

Zu viert war heut das Heim bewohnt.

Den Henker hätt' man gern belohnt,

bekäm er sie recht bald zu fassen,

daß Raub und Mord sie endlich lassen.

 

Der eine, der dort saß am Feuer,

hielt eine Uhr; die war sehr teuer.

Mit seinem Schnapp-auf-Stich-zu-Messer

verwandelt er flugs jeden Esser.

 

Ein andrer stand im Rauch daneben,

hielt seine Pfeif im Mund am Leben.

Es zierte eine lange Narbe

ihm das Gesicht mit dunkler Farbe.

 

Der dritte hier, von den Halunken,

war momentan im Schlaf versunken.

Er schnarchte, daß sein Brustkorb bebte;

den Weinrausch er noch voll erlebte.

 

Der Hauptmann war nunmehr der vierte.

Auch stand am Feuer er und stierte

tief sinnend in die goldnen Flammen

und fügte Worte jäh zusammen.

 

"Ihr Leute, ich muß euch was sagen.

Es knurrt gewaltig mir mein Magen.

Gelingt uns nicht bald recht viel Beute,

scheint mir, muß ich verhungern heute.

 

Auch sind gedeckt reich Tisch und Bänke,

vermisse ich die Räuberränke.

Will stechen, hauen und schlitzen

und nicht im Trübsal hier sitzen."

 

Drauf stimmten sie an ihr Raubliedchen

zu steigern ihr Strauchdiebmütchen

und stampften auf mit den Füßen,

die Opfer im Wald zu begrüßen.

 

Im Busch nahten derweil Vier leise

dem Hause auf ihr eigne Weise.

Sie lauschten, was die drin beschwören

und hofften darauf, sie zu stören.

 

Als sie dann durch die Fenster schauten

und sahen, was Räuber so klauten,

was drinnen stand auf jenem Tische,

erwacht in ihnen neue Frische.

 

"Wie stellen wir es denn bloß an,

daß jeder von uns im Gespann

erlangt ein Stück von großer Beute.

Verratet dies! Sagt ‘s mir heute!"

 

Dieser Wunsch vom alten Hahn

war mitnichten nur ein Wahn.

Denn es könnte schon gelingen,

würden sie nur kräftig singen.

 

Also stellten sich die Tiere

aufeinander alle viere.

Einer auf des andren Rücken,

voll von List und Hintertücken.

 

Erst der Esel mit viel Kraft,

dann der Hund mit Leidenschaft.

Darauf sprang die Katze helle

und zuletzt war Hahn zur Stelle.

 

Dergestalt am Fenster standen

und auch ihre Stimme fanden

sie in ihrer eignen Weise.

Waren dabei nichtens leise.

 

Herum fuhren nun die Räuber.

Sahen grausig am Gemäuer

eine wilde Horde stehen.

Konnten zunächst nicht mal gehen.

 

All das Krähen, Miauen, Schreien

fällt die Mutigsten in Reihen.

Nun bellt es gar schauerlich.

Glaub es oder glaub es nicht.

 

Jetzt erwacht die Räuberbande

aus der Starre und imstande

sind sie endlich sich zu regen.

Flucht und Chaos auf den Wegen.

 

Kaum, daß ihre Türe offen,

alle draußen und sie hoffen,

daß nicht folgt dem armen Wir

dieses grausig Höllentier.

 

Schreiend warn sie fort, die Buben.

Ganz verlassen alle Stuben.

Frei, zu nehmen von den Tieren,

daß sie Winters nicht erfrieren.

 

Und sie stürzten sich auf Gaben,

die die vier vergessen haben.

Halten einen großen Schmaus.

Sind schon heimisch hier im Haus.

 

Nach dem königlichen Male

herrscht allmählich Ruh im Saale.

"Glücklich unser Abenteuer.

Geh'n wir schlafen. Löschen 's Feuer.

 

Morgen ist die Nacht zu Ende

und nach dieser schönen Wende

unsrer Reise kann ich glauben,

schmecken mir auch diese Trauben."

 

Das sprach aus der rote Kater,

gab sich müde wie ein Vater,

wenn er nach vollbrachter Tat,

schläfrig seinem Bette naht.

 

Doch kein Bett im Sinn er hatte,

unser Wuschel sucht die Platte,

die am Ofen noch schön warm

von der Glut in Kamins Arm.

 

Auch dem Esel fielen Lider

zu und seine müden Glieder

brachte er zum Haufen Mist,

wo 's für ihn behaglich ist.

 

Wie der Hund in all den Jahren

hat zu leben er erfahren,

legte sich an Türes Schwelle.

Morgens auf zu sein, wenn's helle.

 

Und zum Schluß des Hahnes Flügel

bracht ihn sicher auf den Bügel,

der sich unterm Hausdach spannt,

wie es üblich ist im Land.

 

Die vier Räuber unterdessen

hatten ihre Angst vergessen,

als weit nach der Mitternacht

ihnen nichts mehr Leid gebracht.

 

"Wir sind wohl die rechte Meute",

schlug der Hauptmann seine Leute.

"Lassen uns vom Spuk verjagen,

anstatt hiermit nachzufragen."

 

Dabei schwang er seine Flinte,

die bislang hing an der Rinde

eines alten Eichenbaumes,

tief im Wald des grünen Saumes.

 

"Doch was sollen wir jetzt machen?"

fragten Räuber ohne Lachen.

"Wie erlangen wir das Wissen,

ohne daß wir sind gebissen?"

 

"Einer von uns muß sich wagen,

unsren Mut dorthin zu tragen.

Kundet aus was diese Nacht

uns in unser Haus gebracht."

 

Was der Räuberchef ersann,

lies erzittern jedermann,

der zu seiner Gang gehörte,

und ihm stets Gehorsam schwörte.

 

Alsbald wurde ausgewählt,

indem man hat abgezählt.

Jener durfte nicht verzagen,

und das Unternehmen wagen.

 

Durch das dunkle Unterholz

schlich der Räuber ohne Stolz.

Hörte nicht auf mit dem Zittern

weil Gefahr er meint zu wittern.

 

Bei der Hütte eingetroffen

sah er Tor und Türe offen.

Hoffte schon im dunklen Schatten,

daß hier nichts war, als nur Ratten.

 

Um das Dunkel zu besiegen,

griff zum Streichholz, daß er liegen

wußte bei dem alten Herde.

Glut schien in der Aschenerde.

 

Doch nicht Feuers letztes Zucken

ließ das Funkeln heftig spucken.

Was zum Lichte schien zu taugen,

waren schlicht des Katers Augen.

 

Fauchend sprang er in die Höhe

und zerkratzte, ach wie wehe,

nun des anderen Gesicht.

Länger blieb der Räuber nicht.

 

Wieder mal zu Tod erschrocken

machte er sich auf die Socken.

Rannte stramm zur Tür hinaus.

Hinter sich das Höllengraus.

 

Zudem auf der Pforte Pfaden

biß ihn schrecklich in die Waden

jener Wauwau, der erst still.

Räubers Ruf dagegen schrill.

 

Humpelnd mehr, als auf zwei Beinen,

wollt er bei dem Miste weinen.

"Hexenkunst und Schreckgespenst!"

Übersah dabei den Hengst.

 

Jener jäh dem Schlaf entrissen,

hatte einfach treten müssen.

Traf dabei das Hinterteil

vom Ganoven - der zu Fall.

 

Als der Strolch sich wollt erheben,

sah er einen Schatten schweben

lauthals schreiend auf sich zu.

Stürzt in Sträucher er im Nu,

 

um sich noch mehr verletzen.

Seine Augen voll Entsetzen,

als er kam zu seiner Bande

und erzählte seine Schande.

 

Sprach entrückt von bösen Feen:

"die als Troll an Türen stehen

und mit Messern in der Runde

fressen Seelen, zehn pro Stunde.

 

Draußen dort im dunklen Hofe,

haust wohl jetzt Luzifers Zofe.

Bricht im Leibe sie dir Knochen,

wirst im Kessel du bald kochen.

 

Entrinnst du knapp noch diesem Zuge,

erscheint mit wahrlich schnellem Fluge

ein Drachen dir, groß wie die Hölle.

Ist mit Gebrüll gleichsam zur Stelle.

 

Ich werde nie mehr dorthin wandern

Sucht euch zum Sterben einen andern.

Doch seid ihr noch recht klar bei Sinnen,

dann eilt mit mir weit weg von hinnen."

 

Den Räubern schnell gefror das Blut.

Vergessen Reichtum war und Gut.

Sie ließen sich nicht lange bitten

und folgten mit sehr großen Schritten.

 

Zurück nun zur Räuberbehausung.

Dort war es wie nach der Entlausung.

Weil endlich sind die Räuber fort,

scheint es der Crew der rechte Ort.

 

Und so belassen sie 's mit Bremen.

Ziehen weiter nicht, denn jenen,

die der Wunsch zu hoch treibt ins All,

die kommen ganz schnell auch zu Fall.

 

So schrieben vier Tiere Geschichte.

Ich machte sie nur zum Gedichte.

Und wer Grimms Figuren will sehen,

der muß auch nach Bremen hingehen.

 [2008]