Die Geschichte vom Kalif Storch
Es saß zu Bagdad der Kalif
auf seinem Sofa als er rief
wie jeden Tag um Stunde vier
herbei den Freund und Großwesir.
Er mochte ihn gar wirklich sehr,
besprach mit ihm so manche Mär.
Vergaß mitunter gar Geschäfte
beim Trinken kühler Traubensäfte.
Nur heute schien der Tag Verdruß
dem Freund zu machen. „Dir zum Gruß,
reich ich dir diese Tabakpfeife.
Sprich, daß ich deine Not begreife.“
„Oh, Herr, ich wag es kaum zu sagen.
Ein Mißgeschick liegt mir im Magen.
Dort unten bei dem Blütenbrunnen,
dort wo manch schönes Lied gesungen,
da steht ein Krämer im Gewand,
den man in Bagdad noch nie fand.
Er bietet fremde Waren feil,
doch meine Barschaft ist nicht heil.“
Da lachte der Kalif im Kissen:
„Du brauchst den Zierat nicht zu missen.
Wozu bin als dein Freund ich da?
Der Kaufmann sei alsbald uns nah.“
Auf höchstem Wunsch und mit viel Eile,
wies man dem Händler: „Er verweile
mit seinen Sachen vor den Füßen
der Herrschers, welcher ihn läßt grüßen!“
Geschwinde eilte jener dann
zu Bagdads höchsten Muselmann.
Dort angelangt, auf eignen Knien,
zeigt dieser Neugier, wie ihm schien.
„Was trägst du Krämer da bei dir?
Ist’s nützlich oder doch nur Zier
für eitle Leute und Hofschranzen,
die einzig nur nach Mode tanzen?“
„Oh, hoher Herr, mitnichten träge
beweg ich mich auf jener Schräge,
die man nun mal als Handel kennt.
Und Handel ist mein Element.“
„Wohl eher ‚Schacher‘ will mir scheinen.
Doch steh nun auf. Gib deinen Beinen
Gelegenheit sich zu beweisen.
Man sagte mir, du warst auf Reisen.“
„Gewiß, oh Kalif, gnäd’ger Herr,
kam ich bislang schon weit umher.
Und habe viele Wunderdinge
erworben, daß ich sie Euch bringe.“
„Wir werden sehen“, sprach voll Gnade
der weise Kalif. „Doch ich rate
dir sei nicht allzu arrogant,
wie man es nachsagt deinem Stand.“
„Oh, allergnädigster Kalif.
Das Urteil hängt tatsächlich schief.
Seht hier nur diese schönen Sachen,
die Mann wie Weib viel Freude machen.“
„Mansor, mein Freund, such dir was aus.
Die Tücher sind ein Augenschmaus
für deine Frau, kann ich mir denken.
Du solltest ihr das blaue schenken.“
„Mein Fürst“, sprach der Wesir, „Allah
gab Euch den Blick für Dinge, ja,
die jedes Mannes Haushalt braucht,
damit bei ihm der Schornstein raucht.“
Das hieß für den Wesir genau,
daß er beschenkte seine Frau,
um sie bei Laune zu erhalten,
weil sie verstand im Haus zu walten.
Die beiden Männer ihres gleichen
ließen sich ihrerseits erweichen
zum Kaufe von zwei wunderschönen
Pistolen, die den Blick verwöhnen
von jedem Kenner solcher Waffen.
Im Zeughaus kann man sie begaffen.
„Was hast du noch auf deiner Liste
und was verborgen in der Kiste?“
fragte zum Schluß Kalif Chasid,
bevor der Krämer weiterzieht.
„Ich wollte keineswegs verstecken,
was ich nach Mekka hin entdecken
konnte in jenes Kaufmanns Tasche,
als er verbarg darin die Flasche,
die welche ich ihm hab gegeben,
damit nicht endet arm sein Leben,
weil er nicht daran hat gedacht,
wie leicht der Durst ihn umgebracht,
wenn er durchquert die große Wüste;
mit seinem Leben er dann büßte.“
„Du wirst gleich für dein Quatschen büßen
und zwar mit Schlägen auf den Füßen,
wenn du zurückhältst deine Ware!“
rief der Kalif. „Allah bewahre
mich je vor deiner milden Zucht.
Hier seht, Ihr Herren, jene Frucht
des Tausches auf dem Weg im Sande. –
Ich fühl mich jedoch außerstande
den Zettel, der zur Dos‘ gehörte,
zu lesen. Auch der Fremde schwörte …“
„Sei still, du Krämer“, ließ verlauten
Chasid, der Kalif, und dann schauten
sie alle drei auf jene Dose,
die reich verziert mit einer Rose
und mit noch andren Schnitzereien
versehen war und nicht allein
das war so seltsam an dem Ding.
Ein Pergament in einem Ring
ließ wachsen ihre Neugier groß.
Was steht auf diesem Zettel bloß?
Trotzdem erwarb man sie sogleich.
An Manuskripten war er reich,
der Kalif, auch wenn er nicht konnte
sie lesen, so er sich doch sonnte
in dem Gefühl sie zu besitzen;
ob ernst, ob ausgefüllt mit Witzen.
„Hier hast du fünfzig Golddinar.
Das wird wohl reichen für ein Jahr.“
Dann ließ man jenen Krämer ziehen,
um sich des Rätsels zu bemühen.
„Kennst du mein Freund nicht einen Mann,
der dies hier übersetzen kann?“
„Fürwahr mein Fürst, ich kenne jenen,
der nie vergißt es zu erwähnen,
sich einen weisen Mann zu nennen
und jedes Rätsel zu erkennen.“
„Nun schnell herbei mit ihm, Wesir!
Löst der das Rätsel, dank ich dir.
Kann er es jedoch auch nicht lösen,
macht er Bekanntschaft mit dem Besen.“
Schon springt er auf, der Freund Mansor
und eilt hinfort durch’s Eingangstor,
um bald darauf mit schnellem Schritt
zurück zu sein. Ein Greis kommt mit.
Der Kalif wies auf’s Pergament:
„Wenn man zu Recht dich weise nennt,
dann kannst du ohne lang zu fragen,
hier diesen Text arabisch sagen.
Vermagst du ihn uns nicht zu nennen,
wird man fortan dich dumm nur kennen.
Nun hurtig, denn ich schweige still,
sag was der Brief uns sagen will.“
Den Zettel nahm der alte Mann
und sah ihn mehrmals prüfend an.
Dann lachte er vergnügt und froh:
„Bei jenem Barte, das ist so,
daß diese Sprache, hier versteckt,
man in Europa leicht entdeckt.
Ich lese vor, bei dem Prophet,
was in Latein geschrieben steht:
Schnupf du vom Pulver, sei kein Tor,
und spricht dazu laut ‚Mutabor‘.
Dann kannst du jedes Tier verstehen.
Wirst gar als Tier die Welt begehen.
Willst wieder Mensch du sein, dann neige
dich dreimal ostwärts und verschweige
mitnichten jenes Zauberwort.
Sonst bist für alle Zeit du fort.
Auch Achtung! Hüte dich zu lachen!
Dann kann kein Weiser je was machen.
Dann bleibst du Tier für alle Zeit,
wenn auch dein Herz zu Allah schreit!“
Selim, der kluge, schwieg betroffen,
doch jenen beiden schien jetzt offen
gar manche Freude, mancher Spaß,
daß man die Warnung bald vergaß.
Der Kalif ließ den Weisen ziehen,
nicht ohne vorher zu bemühen
die Macht, ihn heilig lies zu schwören:
Kein andrer soll hiervon was hören!
Als dann am nächsten Morgen schon
man testete des Kaufes Lohn,
sahen die beiden schon von weiten
zwei Störche durch das Schilfland schreiten.
„Ich wette meinen eignen Bart,
was die dort reden ist die Art,
wie man sie oft auf Märkten hört.
Ein Test ist jetzt wohl nicht verkehrt.“
„Das ist ein guter Rat, Mansor.
Auch ich stell mir das köstlich vor.
Doch laß uns vorher noch ratschlagen,
was man nachher muß wirklich sagen.“
„Drei Mal nach Osten sich geneigt – …“
„… ‘Mutabor‘ sagt man. Nicht vergeigt
man diese leichte Handlungsweise, …“
„… sonst fliegt als Storch man fortan Kreise.“
Die beiden schlichen sich alsdann
noch näher an den Weiher ran.
Dort schnupften sie ‘ne leichte Priese
und waren Störche auf der Wiese.
Zunächst man hier sich selbst besah.
„Ich glaub, solch Wunder war nie da.
Nie hörte ich derart geschehen.
Laß, Mansor, uns zu ihnen gehen.“
Als beide dann in Storchrufnähe,
meinte der Kalif: „Ich verstehe
tatsächlich, was die beiden klappern,
während sie frische Frösche schlabbern.“
„Ja, Frau Langbein, ich muß schon sagen,
die Frösche hier in diesen Tagen
sind köstlicher als anderswo.“
„Gewiß, Frau Nachbar, das ist so.“
„Wollt Ihr Euch an dem schönen Morgen
auch schon mit Nahrung reich versorgen?“
„Nein, Klapperschnabel, gute Frau.
Das Wetter ist für andres lau.
Mein Vater lud sich Gäste ein
und ich soll schwingen mein Tanzbein.
Nun will ich hier ein wenig üben.
Schaut mir nur zu, vom Wasser drüben.“
Darauf begann sie mit dem Springen
und klapperte, als tät sie singen.
Sie hob die Flügel hin und wieder
und warf den Kopf herauf und nieder.
Das alles war kurios und toll.
Sag mir, wie man nicht lachen soll,
bei diesem wilden Storchentanz.
So schelmisch war es gar und ganz.
Deshalb war es beileibe nicht
ein Wunder das bei Tageslicht
der Großwesir und der Kalif
vor Lachen hüpften quer und schief.
So konnten sie nicht an sich halten.
Ihre Gelächter ringsum schallten.
Fanden nur langsam jenen Rahmen.
Zumal vertrieben sie die ‚Damen‘.
„Das war doch mal ein Lacher wert.
Schon lang war ich so unbeschwert
nicht mehr wie so gerade eben.
Das nenne ich wahrhaftig leben.“
„Mein Herr, ich kann Euch nur beipflichten.
Doch laßt uns jetzt die Federn lichten
und als zwei Mann der Staatsräson
zurückgehn in den Staatssalon.“
„Gewiß, Mansor, du hast schon Recht.
Doch dieser Spaß, der war nicht schlecht.
Laßt ostwärts unsre Schnäbel wagen
und jenes Zauberwort hersagen.“
Sie bückten sich zum Sonnenschein,
jedoch das Wort fiel keinem ein.
„Wie war es noch? Mu, Mu, Mu, Mu …“
erklang es ängstlich immerzu.
So sehr man sich auch drum bemühte,
sie sahen ein, was ihnen blühte,
da sie das Wort vergessen hatten.
„Mein Leben ist nur noch ein Schatten.
Bei Allah schwöre ich Euch, Herr,
ich werde niemals finden mehr
den Weg nach Hause zurück als Mann.
Was kommt es noch auf’s Leben an?“
„Verzag noch nicht, mein guter Freund.
Noch ist nicht Rettung ausgeträumt.
Mit Allahs Hilfe findet sich
ein Weg zum Schlosse sicherlich.
Dort suchen wir das Pergament,
das diesen schlimmen Namen kennt.
So laß uns schnell nach Bagdad fliegen,
bevor wir Hunger hier noch kriegen.“
„Es wäre wirklich gar nicht nett,
wenn ich, o Herr, nur Frösche hätt
zum widerwärtigen Verspeisen.
Auf denn ihr Flügel, laßt uns reisen.“
Das war ein einzig Trost fürwahr,
daß fliegen konnt‘ das Unglückspaar.
Doch was sie sah’n dann in der Stadt,
ihnen den Mut entrissen hat.
Sie kamen nirgends in ein Haus.
Auch der Palastdienst warf sie raus.
Sie mußten auf dem Felde schlafen
und sehen wie die Leute trafen
Vorkehrungen zum Herrscherwandel.
„Das also war der Sinn vom Handel“,
erkannte Chasid des Zaubrers Sohn,
welcher alsbald saß auf dem Thron.
„Einst stieß ich fort den Knecht Kaschnur,
worauf er drohte mit dem Schwur,
sich einst an mir schrecklich zu rächen.
Ach, könnt ich diesen Zauber brechen.“
„Vielleicht, mein Kalif, daß Allah
in Mekka ändert, was geschah?
Oder Medina, das ist näher.
Als Storch bin ich ein schlechter Späher.“
„So soll es sein“, stimmt zu Chasid.
„Es ist fürwahr ein Hoffnungslied.
Am heiligen Muslimenort,
wird unwirksam des Bösen Wort.“
Die beiden flogen nun von dannen,
während die Bürger Bagdads sannen,
zum neuen Herrscher hin zu gehen.
Der alte war ja nicht zu sehen.
Nach ein paar Stunden in der Luft,
war Mansors Flugkraft längst verpufft.
Er bat um eine Rast zur Nacht.
„So mühsam hätt ich’s nie gedacht.“
Auch Chasids Kräfte ließen nach,
so suchten sie ein gutes Dach,
das Schutz bot für die nächsten Stunden
und Stärkung, weil man hat geschunden
sich all die vielen Meilen lang.
Auch war ihnen im Dunklen bang.
Zum Glück, so muß man es wohl nennen,
war ‘ne Ruine da zum pennen.
Es schien ein Schloß zu sein vor Jahren.
Doch hat es längst den Zahn erfahren,
den all die Zeit an Stein und Bein
läßt nagen. So soll es auch sein.
Kaum waren sie indes gelandet,
in einem Raum, der sehr versandet,
da hörten beide leises Wimmern
aus einem von den andren Zimmern.
„Was mag das für ein Wesen sein?
Mir scheint, es ist zur Zeit allein.
So laß uns rasch und sorgsam sehen,
ob wir den Grund nicht bald verstehen.“
„Mein Herr, seid vorsichtig und weise.
Nicht enden hier soll unsre Reise.“
Doch ließ der Kalif sich nicht halten
von seinem Freund und durch die Spalten
der Wand, die ihre Zimmer trennte,
sahen sie bald, wer darin flennte.
Es war ‘ne Eule, jung an Jahren,
die scheinbar viel Leid hat erfahren.
Da eilte Chasid wohl verständlich
ins Nebenzimmer, um dort endlich
zu hören, was der Anlaß sei
und warum jene Eule ist nicht frei.
Als jene die zwei Störche sah,
da sprang sie auf und rief: „Hurra!
Kommt her. Willkommen! Welch ein Glück!
Nun hab die Hoffnung ich zurück.
Denn lange schon vor meinem Leid,
da wurde mir einst prophezeit,
daß mir in einem fernen Reich,
zwei Störche bringen Glück sogleich.“
„Nun denn“, sprach Chasid unverwandt,
„nicht liegen soll’s an meiner Hand.
Wie immer ich kann helfen dir,
sag ohne Angst und Scheu es mir.“
„Ach, wißt ihr“, sprach die kleine Eule.
„Es ist nicht grundlos, daß ich heule.
Mein Vater ist ein großer König
und zählt beim Volke auch nicht wenig.
Doch eines Tags, ich weiß es noch,
kaum so ein Bettler einfach hoch
zum Schloß und forderte, welch Hohn,
mich gar als Frau für seinen Sohn.
Darauf ließ ihn mein Vater stoßen
die Treppe abwärts, daß die Hosen
von jenem, die schon arg zerschlissen,
nun endlich ganz und gar zerrissen.
Als aber ich am anderen Morgen
im Garten saß und ohne Sorgen
mir einen Trank hab reichen lassen,
kam er als Sklavin, kaum zu fassen,
verkleidet an mich nah heran
und schlug mich mit dem bösen Bann.
Das Wasser war, wie ihr vermutet,
vergiftet. – Wie mein Herz mir blutet.
Dann brachte er mich hierher schnell.
Wohl hundert Mal ward der Tag hell.“
„Weißt du vielleicht den Namen gar
von diesem bösen Zauberzar?“
Da steht die Eule wie gebannt:
„Er hat sich wohl Kaschnur genannt
und Mizra nannte sich sein Sohn.“
„Oh, ich vermutete es schon“,
sprach der Kalif mit spitzem Schnabel.
„Auch wir gehören auf den Stapel
all jener, die er hat verdorben.
Ich hoffe, er ist bald gestorben.“
„Sagt das nicht, Herr. Ich muß beschwören
Euch, laßt das nicht noch Allah hören.
Denn er erscheint mitunter hier,
wenn Wochen rum sind ihrer vier.
Dann haust er mit noch andren Bösen
in einem Saal und dort verlesen
sie ihre letzten Schlechtigkeiten,
die in der Welt sie weit verbreiten.“
„Wo ist der Weg zu diesem Saal?
Vielleicht spricht aus er dieses Mal
das Wort, das lachend uns entfallen?
Mein Herz, vor Freude, würde wallen!“
Prinzessin Lusa, wie sie hieß,
sagte, indem sie auf sich wies:
„Durchaus kann ich den Pfad euch zeigen,
doch muß sich einer vor mir neigen.
Denn ich kann selbst befreit nur werden,
wenn mich ein Mann auf Gottes Erden
so wie ich bin hinnimmt als Frau
und heimführt in den eignen Bau.“
„Dies Opfer wäre nicht zu groß“,
gestand ein Mansor nach dem Stoß,
den ihm der Kalif hat gegeben.
„Doch sollte das was großes geben,
wenn meine Frau, Allah verzeih,
hier meine Braut schaut. Weih oh weih!“
„Da hast du Recht mein Freund, o ja.
Dann wäre ich wohl nur noch da.
Und weil ich habe mitgemacht,
vor allem aber mitgelacht,
und weil noch ohne Weib mein Hof,
so finde ich es gar nicht doof,
dem Rechte derart stattzugeben,
um wieder als ein Mensch zu leben. –
Prinzessin Lusa, meine Hand,
erhältst du hier in meinem Land.
Dein Aussehen sei mir ganz gleich.
Kalifenwort gilt noch im Reich.“
Die Eule nickte zum Vertrag:
„Kommt beide mit. Heut ist der Tag,
da sie wieder zusammen hocken,
und Pläne schmieden wie sie locken
werden die guten Leute in die Not.
Ich wünschte fast, sie wären tot.“
Die drei, kann man es schleichen nennen?
lernten achtsam die Vorsicht kennen,
weil sie nicht gleich entdeckt sein wollten,
da jene Zaubrer kommen sollten.
Wahrhaftig, als der Mond am Himmel,
als Sand auf Fels glänzte wie Schimmel,
als stumm verwehte letzter Hauch,
erschienen aus ‘ner Welt aus Rauch
in einem hell erstrahlten Saale
mit Fackeln auf poliertem Stahle
acht Männer in geblümten Roben,
während aus Augen Funken stoben.
Bald saßen sie auf bunten Kissen,
auch Wein und Speise nicht zu missen
und auch Musik vom Xylophon
rundete ab den Festtagston.
Doch was dem Auge schönes kündet,
sich in den Ohren nicht mehr findet.
Nicht war die Rede hier von Gutem;
nur böse Taten ließ vermuten
gar manches Wort, jeder Bericht.
Es war des Satans Zerrgesicht,
das Unheil bringt der heilen Welt,
und wovon auch Kaschnur erzählt:
„Der Kalif und der Großwesir
lebt fortan nun als Storchentier.“
„Und welches Wort, sag du uns gleich,
verbannte sie ins Vogelreich?“
„‘Mutabor‘ habe ich genommen,
das nun für immer weggeschwommen.“
Als dies die beiden Freunde hörten,
sie jede Wette darauf schwörten,
daß sie alsbald sind wieder frei
von dieser bösen Zauberei.
Indes sie zügelten ihr Glück
und flogen nach Bagdad zurück.
Zur rechten Zeit, nach Sonnenstand,
sah Störche man wie Hand in Hand
die Flügel zueinander zeigen
und beide Köpfe ostwärts neigen.
Drei Mal, dann riefen sie ein Wort
und waren plötzlich wieder fort.
Auch eine Eule, die dabei.
Stattdessen sind es Menschen drei.
Zwei Männer und auch eine Frau,
die sich betrachten ganz genau.
Man kann sie glücklich weinen sehn.
Auch die Prinzessin ist sehr schön.
Dann gingen sie ganz ohne Hast,
doch aufrecht hin zu dem Palast,
wo immer noch des Zaubrers Sohn
sich breitgemacht auf fremden Thron.
Das war von ihm wirklich nicht fein,
drum kam er in den Kerker rein.
Er konnte wählen, was er will:
ob sterben oder schnupfen still.
Er wählt für sich das Storchenleben
und Gnade wird vor Recht gegeben.
Nun fand er seine letzte Wohnung
im Käfig in des Herrschers Schonung.
Hingegen war für seinen Vater
kein Daumen hoch im Richttheater.
Man hängte ihn kurzum schnell auf,
so nahm der Schiedsspruch seinen Lauf.
Der Kalif als ein Bräutigam
sich herzlich gern die Prinzeß nahm.
Als dann der Zeit nach es war Winter,
hatten die beiden schon drei Kinder.
Auch den Wesir, voller Entzücken,
sah man daheim sein Weibchen drücken.
Doch wenn einmal Wesir, Kalif
zu sehr das Abenteuer rief,
dann nahm man ihnen das nicht krumm
und lachte lauthals um sie rum
und bückte sich und rief dazu:
„Mumu … Mumu … Mumu … Mumu!“
[2009]