Eine alte Geschichte

 
 

Vor langer, langer Zeit lebte einst in einem kleinen Haus im finsteren Wald des Blonsberges eine ururalte Frau. Sie war so alt, daß selbst die altehrwürdigen Bäume ringsum nicht zu sagen wußten, ob sie nicht schon immer hier gewohnt hat.

Eines Tages kam während eines unheimlichen Gewitters ein alter Rittersmann vom Wege ab und verirrte sich in der dunklen Nacht des Waldes. Die Blitze zuckten wie züngelnde Flammen, der Donner schlug die Luft mit peitschenden Schlägen und der Regen war wie eine undurchdringbare Wand. Alle Tiere waren längst vor dem Sturm geflohen und wären die Bäume nicht so fest miteinander verwurzelt, so wären auch sie schon auf und davon.

Der alte Rittesmann schlug seinen Umhang, den ihm vor gut zwanzig Jahren seine Holde anvertraut hatte, enger um Helm und Schulter und stemmte sich gegen die himmlischen und höllischen Kräfte. Da sah er in der Ferne ein schwaches Licht durch Wald und Regen schimmern. Er ergriff sein Schwert, packte sein treues Roß fester und zog durch Schlamm und Moder dem Lichte entgegen.

Als er endlich vor einer schauerlich zerfallenene Hütte stand, schlug er mit eiserner Faust gegen die zerbrechlich erscheinende Tür. Das Winseln eines alten Hundes drang in die sturmgepeitschte Nacht hinaus und eine vom Alter gebeugte Frau öffnete die knarrende Tür.

"Bist du endlich da? Das Essen ist fertig!"